Montag, 21. Juni 2010
Nanu, ein Schirm? Es regnet. Aber das Abschlußwochenende der Altonale ist zu bunt, als daß man sich daran stören könnte. "Wochenende, bitte Zimmer 17!", schringert es durch die Lautsprecher, vier Farben, (blau die Sehnsucht), großes Gemisch, und wenn man die Schleichwege nutzt, muß man auch nicht durchs Gedränge schieben. Zwischen Kleinkunst, Musikbühnen, Flohmarkt und Essen aus allen WM-teilnehmenden und nichtteilnehmenden Fußballnationen springt man hin und her, stößt auf rätselhafte Phänomene und offene Fragen, etwa die, warum es Fliegenklatschen, aber keine für Schmetterlinge gibt. Bei den Elbewerkstätten kaufe ich das ungefähr fünfhundertste Blankobuch, das mir gefällt, weil es so einen hübsch marmorierten Einband hat. Wenn das Internet erst abgeschaltet ist, werde ich dereinst Seiten um Seiten füllen können, so als sei nichts geschehen. Einer Künstlerin, sehr attraktiv und mit melancholischen Augen, kaufe ich Postkarten ab, auf denen attraktive, melancholisch blickende Damen in einsamen Zimmern sitzen. Sage noch einer, illustrative Kunst sei nicht welthaltig genug.
Abends dann mit der wunderbaren Frau Modeste ausgegangen, die ich ja immer zu selten sehe, was möglicherweise daran liegt, daß sie in diesem Berlin lebt, von dem man manchmal liest. Über ernste Themen viel gelacht, wie das nur mit Menschen geht, die einen feinen Blick für bizarre Details haben. Irgendwann spielen sie Blondies "Heart Of Glass", vom Hafen her fegt durch die Ruine der Elbphilharmonie ein eisiger Wind, mehr hat Hamburg ja auch nicht. Jetzt ist auch noch Heidi Kabel tot.