Dienstag, 2. Februar 2010
Viele kennen das. Man öffnet ein Buch und entdeckt den inneren Lektor in sich. Was erlauben Dichter! Die Sätze schlecht gestellt, die Zeilen plump gefüllt, die Wörter falsch plaziert! Schnell ist der Stift gezückt, ein Grollen unterdrückt, seufzend sitzt man wie ein Korrektor über den Arbeiten seiner Untersekunda, Hände über den Kopf zusammenschlagend, aber: Man hilft ja gern, so ist es nicht! Irgendwann ist die Arbeit getan, ein paar mutmachende Zeilen oder auch vernichtende dazugeschrieben, das Buch, nun verbessert und von Fehlern getilgt, zurück in den Verkehr gebracht. Wikilesia, demokratische Literatur, hochmodern, Partizipationsästhetik, hermeneutisches Zirkelschreiben, bis alles genehm und genehmigt und von höchstem Anspruch.
(Bibliotheksfund. Ein Leser hat Baudelaires Les Fleur du mal redigiert und zurückgestellt.)
via Bebellestrange und +