Sonntag, 1. März 2009


Sehen gehen




Expeditionskompaß und wasserfestes Logbuch gepackt, Traubenzucker, die Wasserflasche aus Metall - es gilt, Altschätze zu heben. Krims und Krams und Krempel, der Alltag soll bekanntlich schöner werden. Zwischen Büchern, abgewetzten Lederkoffern, Kriegskartenmaterial und 30er-Jahre-Pelz steht dieser Stubenhockerstuhl. Ein Blogger fände hier einen schönen Platz und verließe ihn nur selten, während er das Internet befüllt oder seine Zeitung liest.

In einem halb zerbrochenen Holzkasten liegt eine tintenbefleckte Ode an die Einsamkeit. Ein kaltes Fernrohr aus Messing gibt den Blick auf einen windigen Strand frei, ein alter Dynamo kommt ohne Fahrrad daher wie ein Herz ohne Körper. Aus einer rostigen Dose lugt ein 16-mm-Film hervor, ein Pärchen beim Tanz, die Dose ist ohne Beschriftung, wir werden das Wer und Wo nie erfahren. Vielleicht ein Film über die Fehler des Lebens, den man nur rückwärts laufen lassen muß.

Ich kaufe Dinge, die mir nie gehörten, ich klaube eine Biografie zusammen für ein Leben, das ich nie führte. Ich versuche, den Anfang von allem zu finden.

Im Ohr das peinliche Lieblingslied. 3 Millionen. So ist es wohl.