Freitag, 16. Mai 2008


My eGoZentrik

Dass Webseiten wie MySpace, MyCoke und auch MySpass ihre Angebote im Netz mit dem Zusatz "My" verkaufen, verrät, was man in einer auf das Ich konzentrierten Gesellschaft als attraktiv und wichtig wahrnimmt: vor allem und erst einmal sich selbst. (Dirk von Gehlen in der Süddeutschen Zeitung, 10.5.)

Darüber kann man lamentieren, vielleicht Gegenbeispiele finden, auf Früher™ verweisen, auf andere Gesellschaftsformen, auf Utopien - und doch war es vielleicht seit den 70ern nie anders. Es wird nur alles immer lauter. MyGier wäre auch eine schöne, sogenannte "soziale" Plattform, MyGeiz ist wahrscheinlich schon vergeben. Gleich Urlaubern eines Südstranddomizils wirft man sein "Ich zuerst"-besticktes Handtuch auf alles, was sich nicht bewegt, will Habe, will iEgo im transparenten Design. Die Welt als MyLiegestuhl betrachtet. Von selbigem aus.

Vielleicht bleibt deshalb vieles so unberührt. Eine monotone Mühle, begleitet von einer Kirmesorgel, in die einst zuviel Bier geriet. Das Leben, ein Achselzucken. Wer zuerst weint, verliert. Klage? Nein, keine Klage. Wir sind ja alle dabei. Wie sagen Die Sterne? Du darfst nicht vergessen zu Essen.