Sonntag, 16. März 2008


Die Freuden der Schrecklust



Das Wetter zum Liegenbleiben. Aus dem Wunsch, das Heim zur Eremitage auszubauen, drängt sich dann aber doch die Idee heraus, Bildnisse eines anderen berühmten Klausners anzuschauen: Die Versuchung des heiligen Antonius.

Vom Schrecken bis zur Lust, von Bosch bis Ernst, lockt die Ausstellung, es brueghelt ein wenig vor sich hin und bald wird klar: dem armen Mann blieb nichts erspart. Stichelnde Monster, flammende Teufel, derbes Pack, gefräßige Fische (angeblich ein Symbol für Gier, dabei sind die so liebenswert) und immer wieder lüsterne Frauen. Die popkulturelle Variante zeigte den Mönch wohl als Urahn Al Bundys, dem weibsbildgeplagten Sofaphilosophen, aber ein Bild von Félicien Rops legt eine andere Analogie näher. Der malt den Antonius nämlich als einen Mann, der glücklich Seite an Seite mit dem Schwein liegt, das ihm traditionellerweise an die ikonographische Seite gestellt wird. Klar, mag man denken. Wer eine Sau im Bett hat dermaßen tierlieb ist, dem kann Eros in Gestalt verführerischer Frauen nicht gefährlich werden. Man begreift, wie George Clooney jahrelang bildschönen Frauen widerstehen konnte: Er hat bekanntlich Schwein gehabt. Er wäre unser Mann, der moderne Antonius.

In Wahrheit aber liegen misogyne Deutungen fern. Der heilige Antonius jedenfalls wird, nachdem er eine Vielzahl an Qualen überstand, auch den Spott gegen ihn mit bekanntem Ernst erdulden. Alles andere ist Sodom, Sumpf und Vanitas.

("Schrecken und Lust: Die Versuchung des heiligen Antonius von Hieronymus Bosch bis Max Ernst". Bucerius Kunstforum. Hamburg. Bis zum 18.5.2008.)