Montag, 21. Januar 2008


Der Wetterbericht. Die Wetterlage.

An diesem Wochenende stand das Treffen der Neigungsgruppe Kummer & Trunk unter dem ebenso literarischen wie selbstironischen Motto "Stumpf & Vorurteil" - dabei natürlich wie stets einwandfrei gekleidet: Ringelhemd (2. Vorsitzender), schicke Strümpfe (Schriftführerin).

Am Bahnhof fiel mir wieder ein, wie schön es doch ist, liebe Menschen vom Zug abzuholen. Wenn man in steigender Erwartung die große Uhr ins Auge fasst, langsam engere Kreise um das richtige Gleis zieht, das Treiben dort beobachtet, zeitig die Treppe heruntergeht und eine günstige Position auf dem Bahnsteig sucht, aus der man einen möglichst guten Überblick behält.

Dann das aufgeregte Absuchen der Menschentrauben, die sich um die Türen der Waggons bilden, der gereckte Hals und scharfe Blick, mit dem man die Gesichter hastender Reisender sucht, bis man gefunden hat. Und nicht verloren. Das Haar, der Blick, das hochgereckte Transparent (imaginiert), "Reisegruppe Sowieso". Und dann die Freude, mit der sich die ganze gespannte Erwartung löst, das Hallo, die Umarmung - na, die meisten wissen, was ich meine. Und vermisse.

Für jemanden ein Käsebrot aufwärmen Kochen macht auch Spaß, so ein bißchen was Gutes tun, oder vortäuschen, man hätte irgendwie Ahnung, Hauptsache es schmeckt - dann aber bitte zum Aufarbeitungsteil. Diesmal gab es die schnapsbedrosselte Vorführung von Ghost World, einem meiner Lieblingsfilme, die Älteren erinnern sich. Steve Buscemi ist darin wie ich: ein unbeholfener Nerd, scheu und ein wenig andersweltig. Tolle Sache, und am Ende möchte man Hand an sich legen, ob solcher Traurigkeit.

Dagegen sprechen die Statuten von Kummer & Trunk, die Neigungsgruppe ist da streng und droht mit Ausschluß. Das Regelwerk – insgesamt komplex und nicht in Steintafeln gemeißelt – dreht sich um den Kernpunkt, auf einer nebelverhangenen Insel bis zum Morgengrauen auszuharren.

Vom Nebelhorn oder Lichtsignal anderer Schiffe, obwohl in der Nähe, nichts zu hören, nichts zu sehen. Sie ziehen vorüber.

Zeit des Zögerns. Wirren. Langsame Fahrt. Am Ende dann eine Geste, ein Kompliment, das wie ein kleines Licht im Fenster steht. Überhaupt: die sorgenden Fragen. Und Wünsche. Danke.