Samstag, 30. Juni 2007
Wenn dann kurz nacheinander die Kernkraftwerke in der Nähe ausfallen, in der Stadt der Strom ausfällt und der nuklearpralle Mond am Himmel für ein schnelles Augenblinzeln die Form eines fahlgelben Atompilz' annimmt, dann sind wir wieder da, wo wir lange schon hingehörten.
Hundert mal gestorben nämlich oder dreimal durch die warme Asche gewendet. Blutige Finger nur noch von Küchenarbeit, schwarze Nacht nur noch, weil ich aus dem Fenster singe. Die neuen Nachbarn unter mir hören seltsame Musik. Junge Leute haben anscheinend immer auch ein Notstromaggregat. Ich aber will Fallout, ich will dreckige Musik. Die neuen Nachbarn hören seltsames Jaulen, ausgelassene Butter, ölig, zähfließend, eine haftende Masse, ich will das gar nicht näher wissen.
Der Ofen aus, mein neues Radio für die Küche hat sich nach knapp zwei Wochen ausgemuxt. Soviel zu seiner Halbwertzeit. Aus Schrott war es gemacht, zu Schrott wird es werden. Es sollte eine Lehre sein, bedeutsam wie ein Vogeltod. Das elektrische Begehren führt stets nur ins Verderben, meine Musik soll lieber nur aus Kohle brennen, zwischen rostigen Eisenplatten ächzen, aus morschem Holz erklingen. Diese Plunderisierung muß aufhören, der nörgelnde Tand endlich Schweigen. Überhaupt soll besser Stille sein.