Donnerstag, 4. Januar 2007


Mit Legenden leben

I remember you well in the Chelsea Hotel
You were famous, your heart was a legend.
You told me again you preferred handsome men
but for me you would make an exception.

(Leonard Cohen, "Chelsea Hotel #2")

Unterkunft bot es vielen: von Mark Twain bis Arthur Miller, von Thomas Wolfe bis William Burroughs, dazu die Maler und Fotografen wie Mapplethorpe und Ralph Gibson, die Musiker - Jimi Hendrix, Janis Joplin, Patti Smith und Sid Vicious, der lebendig gleich gar nicht mehr auszog - das Chelsea Hotel in New York ist bis zum kaputten Dach gefüllt mit Legenden und Gewisper. Dylan Thomas brach hier 1953 zusammen, voller Schmerz und voller nur von Alkohol. Die Beat Generation kochte dort heimlich auf den Zimmern (alles im kleinen Löffel), schnitt Bücher auseinander und schrieb auf Endlospapier. Leonard Cohen schrieb einen Song, in dem es vordergründig um eine Geliebte, in Wahrheit aber eher um den zum Mythos gewordenen Ort ging, einen nostalgiegetränkten Platz, dessen heimliche Magie ein Leben im Zustand der Ausnahme offenbar möglich macht.

Ein wenig Geschichte hier, ein wenig kunstvolle Erinnerung dort - was fehlte, genau, war das Blog als Ventil und Wasserstandsmelder für Vergangenes und Aktuelles, Geschichten und Dönekes aus dem Leben in the red-brick and black-wrought-iron behemoth on West 23rd Street. (New York Times, 19.12.2006).

Ob das Hin und her um Edie Sedgwick (war es Dylan? war es Warhol?) und den Film Factory Girl oder die fast noch drängendere Frage, ob Ethan Hawke das Blog liest oder nicht - Platz ist da für das Mondäne, Heitere, Traurige & Triviale, die Künstler, die Legenden und den Spaß am eigenen Mythos.

Endlich mal ein Blog, bei dem Name-Dropping keine hohle Geste ist. Viel zu entdecken, viel zu Erinnern, endlos zu Stöbern: Living with Legends.

>>> Leonard Cohen, "Chelsea Hotel #2" auf Youtube

Tentakel | von kid37 um 15:41h | 6 mal Zuspruch | Kondolieren | Link