Donnerstag, 2. November 2006
Ist doch immerhin erstaunlich, wie sehr ein lautstark sarkastisch herausgeschmettertes Höflichkeitswort drei dunkler belichtete Männer mit Mangelerziehungshintergrund zusammenzucken und mir dann wenigstens die zweite Tür offenhalten läßt, während ich mich mit drei Tüten im Arm (...und an der Hüfte Bananen) aus dem Gettosupermarkt zu schlängeln anschicke.
(Aus meinem neuen Buch: Wir nennen es Hirnstrom einer Moluskel - Das Leben der neuen Bohème zwischen Scannerkasse und Altglascontainer.)
Wie schon mal beiläufig bemerkt, bin ich kein allzu fanatischer Freund dieser leicht gönnerhaften Altherrenriege der sogenannten "Surrealisten". (Könnte man mal eine Abhandlung drüber schreiben, warum im Expressionismus und Dadaismus Frauen eine so viel zentralere Rolle gespielt haben.) Einschläfernder als die eher unpolitischen Geschlechtsteilbestauner finde ich nur noch ihre Epigonen. Statt der pointierten Begegnung von Nähmaschine und Regenschirm auf einem Seziertisch, finden sich leider in der Folge oftmals Quark und Kitsch allzu pubertär gezwungen auf einer Spaßbremse wieder. Und bevor jetzt einer schreit: Toleranz führt in der Kunst, ähnlich wie bei Biersorten, zu nix.
Gönnerhaft wie ich nun selber bin, hindert mich aber nichts, auf diesen hübschen Fotofundus vom Traum der Venus hinzuweisen. Der von Salvador Dalí gestaltete Pavillon war eine der Attraktionen auf der Weltausstellung 1939. (Für innere Einkehr beachten Sie bitte die ringelbestrumpfte Fischdame in der Mitte.) Neben dem sattsam bekannten Camembert-Gedöns sieht man vorbildhaft schwimmsportlich sich ertüchtigende Damen und allerlei maritimes Zubehör. Das mit pflanzlichem Wachstum gepimpte surrealistische Taxi kann man übrigens im Dalí-Museum in Figueres besichtigen. Das habe ich selbst einmal getan. Da war ich aber sehr jung und fand das alles, wie meine Pubertät auch, furchtbar aufregend. Was es - dem Grunde nach - ja schließlich sein soll. Also, tolle Gala Sache. Wie Karneval. Danke, Salvatore!