Freitag, 11. August 2006
Has Chewed & Spit Out my Heart
Unlock my Blood Pump
Unlock My Blood Pump
(Guitar Wolf, "Midnite Blood Pump")
Wie jedermann weiß, bin ich ein großer Freund gitarrengetriebener Energiemusik. Nur gepflegt muß sie sein, ist klar. Wie jedermann weiß, stehe ich auch gewissen japanischen Subkulturen nahe, ist ja keine Schande. Nun knüpft sich eins zum anderen, wenn man nur Guitar Wolf ins Haus läßt, sozusagen die Leningrad Cowboys Japans oder die Männerversion der 5, 6, 7, 8s. Mitsamt Kautschukkamm, Lederjacke und Link-Wray-Gitarre geben sie dem Rock das Roll zurück, und zwar selbst dann, wenn die Zombies kommen.
Der Film Wild Zero ist eine entsprechend launige Trash-Offenbarung und mixt ungeniert alle möglichen B-Film-Genres zu einem rasanten Motorrad-Kino-Fest. (Teenie-)Horror, Zombiefilm, Rock'n'Roll-Highschool, Gangstermovie, Ufo-Attacken aus dem All - du nennst es, du bekommst es. Unter der Regie von Tetsuro Takeuchi (gewieft als Musikclip-Regisseur) entpuppen sich die drei Jet-Generation-Rocker Guitar Wolf, Drum Wolf und der im letzten Jahr verstorbene Bass Wolf in slicke R'n'R-Helden, die bald die Welt vor übellaunigen Zombies retten müssen. Woher die kommen? Nun, eines Tages landet eine Armada fliegender Untertassen (Ed Wood läßt grüßen) und hinterläßt strahlende Meteorite mit fataler Wirkung. Das anschließende Geschlurfe, Gestöhne und Gesplatter ist für genreaffine Zuschauer sattsam bekannt, aber zum Glück mit abstrusen Storylinien unterfüttert, daß man gerne so lange ausharrt, bis sich der nächste Rocker lässig die Haare kämmt. Zur Hilfe eilt alsbald eine Art Burberry-Akimbo-Girl, das selbst unter der Dusche die Knarre nicht vergißt. Be prepared! - falls einmal nicht Norman Bates' Mutter, sondern blaugesichtige Zombies kommen. Sauber geduscht, frisch gekämmt, allzeit bereit - gegen solche Pioniertugenden können auch die Eltern nichts haben.
Dazwischen rocken Guitar Wolf immer mal wieder eine exaltierte Tanzschuppenmenge, schütteln das Riff zu Link Wrays "Rumble" aus dem Ärmel und schießen wütende Feuerstöße aus Mikrofone und Auspuffrohre. Großer hirnloser Spaß. Ganz wie im richtigen Leben also, denke ich bei mir, wenn ich abends noch schnell zur Nachttanke nebenan schlendere, um dort einen letzten Becher Kefir zu kaufen. Dort lungern sie dann oft herum, die Zombies an den Zapfsäulen, Kippe im Mund, Pulle in der Hand. Oder stehen mit ausdruckslosen Augen vor dem Kühlregal, mühsam die Aufschrift auf den bunten Umverpackungen buchstabierend. Sie sind unter uns und lange schon. Überleben kannst Du nur mit einem Taschenkamm und einem dreckigen Rock'n'Roll-Riff.
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(Wild Zero. Japan, 2000. Regie: Tetsuro Takeuchi. Vertrieb: Rapid Eyes Movies)
>>> Guitar Wolf krachen mit Japan-Space-Age-Rock'n'Roll auf YouTube.