Mittwoch, 9. August 2006


Flitter und Gold

Coal dust on your lungs
A silver tongue for the chosen one
Heavy magnum in your side or a bloody thorn
Skating bullets on angel dust
In a dead sea of fluid mercury

(Siouxsie and the Banshees, "Dazzle")


Ich muß mal wieder üben, diesem Gerät hier fernzubleiben. Lieber rotes Licht an, Tür zur Dunkelkammer hinter mir schließen und ein bißchen in der Trinität der heiligen drei Schalen (Entwickler, Stoppbad, Fixierer) panschen. 1, 2, 3 - schon ist ein Bild geboren. (Reicht leider nicht als Angebot für das schicke Fahrrad von Das Nuf, aber den Versuch war es wert.)

Mehr tun, mehr tun, mehr tun.
Nicht so viel Zeit vertun. In der Fabrik immer dieselben Werkstücke: Horrorzwerge, Romanzenzwerge, Melodramenzwerge. Ich feile, entgrate, bemale und schicke es in die Brennofenabteilung. Ist schon interessant, ja sicher, natürlich. Ich beklage mich nicht. Vielleicht über das Monotone, das Gleichförmige, ein wenig auch über das Belanglose. Aber es kann ja nicht jeder alle Tage Gehirne operieren oder offene Herzen. Waisenkinder pflegen oder Brunnen in Wüstenregionen bauen. Ich mache halt Tand. Glitter. Katzengold. Abends will der Mensch ja gerne etwas Schönes im Vorgarten sehen. Sich ablenken, entspannen, Kräfte sammeln. Und manchmal - das darf jetzt aber keiner wissen - baue ich subversive Botschaften ein. So was wie "Charlie, ruf mich in London an!" oder auch komplette Transkripte.

Draußen gellen die heiseren Rufe der Krähen bereits lauter. Zeit schon mal, den Nachruf zu schreiben auf diesen Sommer, der so lang war und heiß. Zeit vielleicht auch, ihm gen Süden zu folgen, der Neige entgegen, und mitzunehmen, was er zum Schluß noch verkauft.