Freitag, 7. April 2006
es mag Euch eine putzige Idee erschienen sein, die Haltestellen in Bussen und U-Bahnen neuerdings von Kinderstimmen vortragen zu lassen. Man ahnt, wie die Gewinner des diesjährigen Vorlesewettbewerbs an Hamburger Schulen in ein kleines Tonstudio gepfercht, mit Limo und Weingummi gefügig gemacht und in kleinen Gruppen um ein Mikrofon plaziert wurden. Zu Gast bei Freunden, mögt Ihr Euch gedacht haben. Und Tiere und Kinder gehen immer gut und wirken supersympathisch.
Aber als jemand, der nun jeden Tag und vor allem jeden Morgen ertragen muß, wie er von diesen hellklingenden Stimmchen angekreischt wird, werde ich mehr und mehr zum Feind.
Ich wünschte mir mehr so was wie das dunkle Timbre von Susi Müller, die mir sanft ins Ohr raunt: "So lieber Fahrgast. Deine nächste Station heißt Dammtor. Aber ob du aussteigen willst oder nicht, das mußt nun du entscheiden."
Herzlichst,
ein Kunde (mißmutig)
Die Technischen Universitäten wurden soeben angewiesen, ihre Diplomstudenten zum Lehramt zu überreden. Ist auch zeitgemäßer, Techniker verstehen wenigstens was von Handys. Und vom Innenleben der Sicherheitsschleusen, die demnächst eine Private Bavarian Security Agency anbieten wird, deren Personal sich aus ehemaligen Sportlehrern rekrutiert, die wegen Burn-out-Syndroms den Schuldienst verlassen haben - und sich jetzt mal richtig gegenüber den Schülern positionieren können.
(aus der Frankfurter Allgemeinen, 3.4.2006.)