Liebe Hamburger Verkehrsbetriebe,

es mag Euch eine putzige Idee erschienen sein, die Haltestellen in Bussen und U-Bahnen neuerdings von Kinderstimmen vortragen zu lassen. Man ahnt, wie die Gewinner des diesjährigen Vorlesewettbewerbs an Hamburger Schulen in ein kleines Tonstudio gepfercht, mit Limo und Weingummi gefügig gemacht und in kleinen Gruppen um ein Mikrofon plaziert wurden. Zu Gast bei Freunden, mögt Ihr Euch gedacht haben. Und Tiere und Kinder gehen immer gut und wirken supersympathisch.

Aber als jemand, der nun jeden Tag und vor allem jeden Morgen ertragen muß, wie er von diesen hellklingenden Stimmchen angekreischt wird, werde ich mehr und mehr zum Feind.

Ich wünschte mir mehr so was wie das dunkle Timbre von Susi Müller, die mir sanft ins Ohr raunt: "So lieber Fahrgast. Deine nächste Station heißt Dammtor. Aber ob du aussteigen willst oder nicht, das mußt nun du entscheiden."

Herzlichst,

ein Kunde (mißmutig)

Homestory | 16:45h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
diagonale - Freitag, 7. April 2006, 17:16
Klingt wirklich übel. Den Brief würde ich real auch abschicken - nicht nur virtuell.

Für ein/zwei Tage ist sowas ja ganz nett... aber länger? Allein die Vorstellung verursacht Hörnerv-Jucken.

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lady.death1 - Freitag, 7. April 2006, 17:20
Als Tipp von meinen Gören:
( ich hörs mir immer an, wenn sie Zimmer aufräumen sollen)

Kinderarbeit ist VERBOTEN!
:)

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kid37 - Freitag, 7. April 2006, 18:45
Die Antwort wird sein: "Aber die Kinder haben sich so gefreut!" Es ist ja EINMAL ganz nett. Einmal.

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tuomikallio - Freitag, 7. April 2006, 18:12
taub-betäubt
Ich fahr ja nun auch jeden Tag mit Bus und Bahn durch die Hansestadt, aber diese Stimmen hab ich bisher noch nicht gehört. Das könnte allerdings an dem süßen 70's Soul liegen, der ständig in meine Ohren schmeichelt. *hmhm*
Nach deiner Beschreibung zu urteilen hab ich aber auch nichts verpasst. Werde meine Ohren wohl auch weiterhin bedeckt halten.

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kid37 - Freitag, 7. April 2006, 18:43
Die sind kreischend laut. Schlimmer als Kindergartengruppen auf dem Ausflug zu Planten un Blomen. U3 und der 109er sind regelmäßige Veranstaltungsorte für diese Art Gesang. Da helfen nicht mal Pixies oder Joy Division.

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edelbitter - Freitag, 7. April 2006, 21:24
Sie Ärmster.
In einer zwischen Essen und Gelsenkirchen verkehrenden Straßenbahn liefen 2003 über Monate Bandansagen des Gerhard Schröder- Stimmenimitators Elmar Brandt, die sich nicht nur auf den üblichen Text beschränkten, sondern z.B. am Krankenhaus "und bestelnnse vom Kanzler 'ne gute Besserung, nich?!" nachschickten.
Ich wünschte, ich könnte mich an die besseren Erlebnisse aus dieser Zeit, die es auch gegeben haben muss, nur halb so gut erinnern.

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mark793 - Freitag, 7. April 2006, 21:50
Oh, no!
Soll das etwa eine familienpolitische Aufmunterungs-Maßnahme sein, um den fortpflanzungsfaulen Deutschen mehr Lust auf Nachwuchs zu machen? Bei mir hätte das wohl eher den gegenteiligen Effekt. Meine Wunschansagerin wäre Franziska Pigulla, die deutsche Synchronstimme von Scully (Akte X), die auch bei "Autopsie" auf RTL 2 Beiträge spricht. Obwohl: Dann würde ich vermutlich dauernd unnötigerweise bis zur Endstation weiterfahren.

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diagonale - Freitag, 7. April 2006, 22:07
Oh jaaa! Franziska Pigulla beneide ich sehr um ihre Stimme. Will ich auch haben.

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yetused - Samstag, 8. April 2006, 04:45
Durch die Bandansagen hier in Mannheim, habe ich den Monnemer Dialekt erst richtig kennengelernt.
Man glaubt gar nicht, dass das Wort "Schloss" so seltsam anders und neu klingen kann.

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jirjen - Donnerstag, 13. April 2006, 12:00
In Erlangen wurde ganz offensichtlich auch ein 65jähriger Bimbacher vor das Mikro gesetzt. In schönstem, nicht aufgesetztem Erlangerisch wird einem der "Berliner Bladds" oder die "Schann Baul Schule" angekündigt.

In Nürnberg und Fürth (und leider teilweise auch in Erlangen) hingegen spricht alles eine Frau, deren Stimme auch in der Presse hochgelobt wurde. Für mich klingt die, wie eine Frau, die gerade einen Antrag nach dem Gewaltschutzgesetz gestellt hat...

Aber alles besser als die Automatentante der Deutschen Bahnhof...

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kaltmamsell - Samstag, 8. April 2006, 11:51
Issja wohl nicht wahr, oder?
(Gerade eben im samstäglichen Lotterbett mit einem Fachmann die Diskussion geführt, woher "putzig" eigentlich kommt und ob es einen Zusammenhang zu "herausputzen" oder gar "auf den Putz" hauen gibt. Lotterbett verlassen, um in Nachschlagewerken zu recherchieren. Ergebnis: "putzig" kommt von neuniederländisch für sonderbar, die wiederum haben sich das aus dem Französischen geholt. "Herausputzen" kommt von ganz woanders her, nämlich frühneuhochdeutsch "butzen" für reinigen, weil "butz" = Unrat. "Auf den Putz hauen" bleibt ungeklärt.
Bittegerne.)

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kid37 - Samstag, 8. April 2006, 13:15
Ich fürchte, wenn die WM beginnt, denken die sich noch weitere "symapthieweckende" Maßnahmen aus.

(Gerade eben im Etymologischen Wörterbuch nachgeschlagen. Demnach ist putzig zudem eine Ableitung von "Butz", meinend aber "Kobold, Knirps" (mhd. "Poltergeist"). "Putzig" bedeute demnach eigentlich "koboldhaft, knirpsig". Es soll wohl tatsächlich Fahrgastterror sein!)

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kaltmamsell - Samstag, 8. April 2006, 14:36
(Habe soeben dem Bettgenossen die Fachmännlichkeit abgesprochen. Mache mich jetzt auf stundenlanges Fachbuchgefuchtel gefasst.)

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kid37 - Samstag, 8. April 2006, 19:14
(Ist doch schön, wenn man was am Samstag vor hat.)

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