Donnerstag, 16. März 2006
Der Morgen schiebt mich aus der U-Bahn, aus den Eingeweiden, dem Gekröse der Stadt hinaus ans Licht. Auf dem Rathausmarkt tollt eine Gruppe Japaner durch den Schnee. Sie stehen verteilt um Skulpturen, Rücken an Rücken, so decken sie das Gelände, halten ihre Kameras wie Waffen, schauen auf Displays, als wären es Wärmeradare, die die Bewegungen des Feindes, der Anderen, als rote Lichtpunkte anzeigen. Einer kniet, ein anderer zielt von schräg unten, sich so gegenseitig sichernd, eine Frau steht auf Stufen und lacht in das Strahlen der kleinen Blitze, die plötzlich aufflammen wie Mündungsfeuer aus Handfeuerwaffen. In der Mitte steht gebieterisch der Älteste, wie ein Offizier bellt er Befehle. Tippt auf das Zifferblatt seiner Uhr am Handgelenk, scharf, kurz, laut hackt er Worte wie Kommandos hinaus, dirigiert seine Truppe. Einer einstudierten Choreografie folgend, drehen sich die Paare, wie Schwertkämpfer in Zeitlupe, besetzen immer neue strategische Punkte, lauern, schauen, fotografieren.