Freitag, 30. April 2004
Heute nacht stellen junge Burschen einen glattpolierten, mächtigen Birkenstamm vor die Türe. Junge Mädchen winden dann bunte Bänder herum. Das ist ein ganz unschuldiges Treiben und jedermann hat eine Freude daran.
Nathaniel Hawthorne erzählt in seiner Short Story "The Maypole of Merry Mount", wie im puritanischen Neuengland der Maibaum als verwerflich und lasterhaft verfemt wurde. So lustfeindlich sind wir nicht. In Berlin werden wahrscheinlich nur wieder spiritusgetränkte Bändchen in kurze Flaschenhälse gesteckt. Aber Berlin weiß einen schönen Maibaum eben nicht zu schätzen und war schon immer etwas gewalttätiger.
Ich springe heute im Kilt über das Feuer und schaue, wie am Deich die Wicca durchs Röhricht fliegen.
Die Azteken, ein hochstehendes Volk mit no-nonsense-Kultur, übten harsche Bräuche. Bei gewissen religiösen Zeremonien saß man gemütlich exaltiert um ein Feuer herum, sang und lauschte den Beschwörungen der heiligen Männer. Dann, auf ein unauffälliges Zeichen des Oberpriesters hin, wurde das vorher heimlich bestimmte Opfer gepackt und überwältigt. Man schnitt ihm die Haut über den Schlüsselbeinen auf und zwängte im Feuer heißgemachte Steine hinein. Langsam arbeiteten sich die glühenden Steine im Körper des Opfer nach unten, verbrannten dabei die inneren Organe. Das Opfer starb einen langen, qualvollen Tod. Die Gruppe war gestärkt.
Soziale Spielchen sehen heutzutage natürlich ein wenig anders aus.