Janus-Sunaj
Manchmal einfach mal abschalten. Manchmal einfach mal runterkommen. Manchmal fühlt man sich wie eine Laune der Natur, manchmal jedoch sehen die vielen anderen so aus.
Dürfte ich bestimmen, ich schlüge vor, heute den Tag der zweiköpfigen Kälber auszurufen. Für alle, die zuviel denken und am Ende nicht wissen, wohin sie eigentlich schauen. Vorwärts und rückwärts, zwischendrin ein Stocken wie im fahlen Licht eines Nachtzugs zwischen größeren Städten. Wenn draußen im Dunkeln die Klarheit verschwindet, man nicht mehr erkennt, in welche Richtung man fährt und ob überhaupt. Wenn sich gegenüber ein anderer Zug bewegt, lautlos und stoisch wie ein alternder Ochse, oder bloß eine zitternde Spiegelung ans Fenster wirft. Dazu ein Knarzen und Brummen. Über die Sprechanlage murmelt der Zugchef Unverständliches. Nur etwas wird deutlich: Wir haben den Anschluß verpaßt.
Immerhin, Sie sind im Zug.
Letzten Monat schlief ich im Zug ein. Normalerweise fahre ich die Strecke immer Fahrtrichtung vorwärts, da aber mal unfreiwillig rückwärts, weil alle vorwärtsfahrplätze besetzt waren. Dann wurde ich irgendwannwach und dachte für einige Sekunden, dass ich inzwischen selbst zu dämlich bin rechtzeitig aufzuwachen und auszusteigen und mich wieder auf dem Rückweg befinde. Mit einer kranken Mischung aus Panik und Verzweiflung sah ich mich um und die anderen Fahrgäste sahen mit diplomierten leeren Blicken zurück. Da konnte ich mich dann auch nicht mehr freuen, als mir langsam klar wuirde, dass ich gar nicht auf dem Rückweg war, sondern nur rückwärts fuhr und das vergessen hatte. Oder in kurz: Ich wink Dir mal zu, wenn ich Dich im Zug (gegenüber) sehe. Und ausgeschlafen bin.
... und das wirklich Dumme ist: Wir können es nicht mal auf den Mehdorn schieben.
nur wer weiß, welchen anschluss er bekommen möchte oder kann, darf einen moment ins blaugrüne polster weinen. der rest soll glücklich damit sein, dass er geschoben wird. schauen geht immer von überall. auch aus von enttäuschung geschlossenen augen.
..manchmal läuft einem einfach nur - die Zeit davon.
Es ist im Leben doch so: Ich wollte nur nach Westen. Jetzt fahre ich auf dem Rangierbahnhof im Kreis. Oder vorzurück. (Ich will mich da nicht vorschnell festlegen.)
Und im Zug gibt es zwar buntbedruckte Kinderfahrkarten, aber nix für Abenteurer.
Naja, gerade in diesen Zeiten kann man im Zug (wohl dem der in einem sitzt!) mehr Abenteuer erleben, als einem lieb ist. So ein Mikrokosmos auf Rädern hat etwas. Anschlusszüge hin oder her ...
In einem Fall von beinahe uber-mysteriös anmutender, nur hypersinnlich-erfahrbarer, luftzarter Synchronizität (man beachte die Uhrzeiten!) hat justemang Miss Wurzeltod ihre erbaulich-erstaunliche Link- und Lese-Liste zum Thema Taxidermie, Kryptozoologie und weiteren Kuriositäten
online gestellt - womit sich das zweiköpfige Kalb unverhofft in bester Gesellschaft befindet.
wozu grübeln? lächeln sie jemanden an. steigen sie irgendwo aus. um zweiundzwanziguhrdreiunddreißig. in bahnhofsrestaurationen sind sie nie allein. man atmet einen geruch. man berührt ein anderes leben. kurz nur. wichtig ist allein, dass sie weiter gehen. am morgen danach.
Es scheint, dieser Zug hat derzeit keine Bremsen.
Er ist schon so schnell, dass ich nicht mehr abspringen kann.
Krasses Bild....