Kommt jetzt alle rein, bitte



So einen Samstagabend kann man auf verschiedenste Art und Weise begehen. Man wünscht sich hin, man wünscht sich fort und ist doch stets an welchem Ort? In Gedanken jedenfalls oft da, wo man gerade nicht ist. Einen dieser Gedanken hat Thorsten Passfeld bei Feinkunst Krüger ausgestellt.


Es macht sich in solcher Umgebung gleich ein Hauch von Ahnung breit, hier richtig und unter Gleichgesinnten zu sein, während anderswo nur Gleichgesinnte völlig falsch liegen. (Kann mir noch jemand folgen?) Obwohl vom Hafen mit seinen derzeiten elektrischen Attraktionen nicht weit, war es zwischen hölzerner Kunst und schönen Menschen, unter denen ich die minderjährigen berückenden Gefährtinnen verkrachter Kunststudenten besonders hervorheben möchte, deutlich attraktiver, schon allein, weil einem ab und an der selbstredend völlig unschuldige Gedanke, mit einer dieser berückenden, völlig normalen Frauen in Ruhe nach Hause zu gehen, um dort auf eine ebenso gelassene wie einvernehmliche Art miteinander zu schlafen, von einer Herzkammer in die andere rollte (dortselbst wird nämlich immer noch gedacht). Aber das ist natürlich ebenso virtuell wie ein, nehmen wir ein willkürliches Beispiel, Autorennen auf einer Spielkonsole.

Zurück aber zur Kunst. Ich bin ja gerne bei Herrn Krüger, der immer wieder mit kleinen skurrilen Dingen überrascht, aber diesmal war es nun wirklich fantastique. Wo andere mit der Laubsäge nur Fleißarbeit bezeugen, hat Multitalent Passfeld, den ich hier ruhig loben kann, weil wir persönlich nicht miteinander bekannt sind (sonst wären wir wahrscheinlich verstritten), dem Betrachter eins in Kopf und Herz assembliert, daß man zwischen Ach ja und Hach ja schwer herausfindet. Ob aus Holzeinzelteilen nachgebildete allerweltliche Fertigungsmaschinen (Nähmaschine, Tonbandgerät), Signalträgerraketen namens "Doofheit" oder angesprochene Wort-Bilder - kurzundknapp: toll!

Leider reichte der Etat zum Ankauf nicht, diese Prekariatsbloggerei hat also auch Nachteile. Doch immerhin, der Arsch bleibt selbstgerettet. Und gelacht haben wir auch. Sich in neugeschaffenen Räumen einen neuen Raum verschafft.

("Kommt jetzt alle rein, bitte!" bis zum 7.4.2007 bei Feinkunst Krüger, Hamburg.)

Flanieren | 12:11h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
au lait - Montag, 12. März 2007, 12:38
Ich war zuletzt zu selten auf Vernissagen und Ausstellungen. Die hier ist eine, in die ich schnurstracks springen werde, falls sie noch läuft, wenn ich irgendwann in diesem Jahr noch nach Hamburg komme, was ich hoffe. Die jungen heißen Feger, die auf Vernissagen die heimlichen Gedanken kugeln lassen, haben mich ein wenig hieran erinnert.

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kid37 - Montag, 12. März 2007, 14:58
Miteinander Naschen! Genau. Einvernehmlich natürlich. Bier und Sekt war am Samstag leider nicht umsonst, wer weiß, was es sonst noch an Einvernehmlichkeiten gegeben hätte. Eingeschlafen ist dort jedenfalls keiner.

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lady grey - Montag, 12. März 2007, 14:08
Nur schlafen!
Das hat der Künstler bestimmt mit Absicht gemacht, eben kein "miteinander" in den Satz einzubauen, aber es freut mich, dass du diesem Unterbewusstsein-fügt-das-Wort-selber-ein-Trick ebenso aufgesessen bist wie ich -- ich habe nämlich erst nach zehn Minuten Kunstwerkanstarren gemerkt, dass in diesem Wunschtraum eben ausschließlich geschlafen wird. Gelassen und einvernehmlich.

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kid37 - Montag, 12. März 2007, 14:56
Ach was. Mit mir selber schlafe ich nie einvernehmlich. Da rolle ich mich von links nach rechts und von rechts nach links... jede Nacht derselbe Kampf. Das kann nur "miteinander" gemeint sein. Ich werde dem Künstler Bescheid geben, daß er was vergessen hat.

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ichichich - Sonntag, 18. März 2007, 00:27
Sehr zufrieden wirkte der Galerist, weil neben fast jedem Objekt ein kleiner roter Punkt klebte. Sowas rette einem mitunter den Arsch, sagte er, und dass man für die Finissage noch ein paar neue Teile aufhängen wolle. Auf dem Computer im Hintergrund lief derweil "Das hermetische Café".

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kid37 - Sonntag, 18. März 2007, 21:53
Ein Mann von ausgewiesen gutem Geschmack.

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ulrich s. - Dienstag, 24. April 2007, 12:58
Der Hammer
Was soll ich sagen: So wars gewesen und ich war dabei! Später, als der ganze Trubel vorbei war, hat Herr Krüger noch mal fünf Werke nachgehängt und schwupps war wieder der nette kleine rote Punkt dran. Jetzt, auf der Art Cologne, zeigte Thorsten P. seine drei Torpedos der Doofheit auf dem Stand von Prof. Hilger und das Ding ist natürlich wieder ganz grooooß im doppelten Sinne.

Ach ja: Schöner Blog hier. Respekt!

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kid37 - Dienstag, 24. April 2007, 15:36
Ich glaube, wir stehen uns sowieso ständig auf den Füßen, wenn ich mir die Vernissagenorte so anschaue. Kompliment zurück - und sagen Sie ruhig mal hallo.

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ulrich s. - Mittwoch, 25. April 2007, 11:27
Na denn prost
Ja. Das mach ich gerne. Hallo an dieser Stelle und sicher auch demnächst mal an den einschlägig bekannten Stätten der Kultur mit Bierausschank - ich trage immer eine rote Nelke im Knopfloch.

Und noch einmal: Super Blog! (Sehr sehr elegant geschrieben).

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