Tadaa!



So. Während ihr alle wieder an den Buffets von Filmempfängen und Vernissagen rumhängt, die Nächte mit innerlich und äußerlich schönen Menschen durchtanzt, willkommen im Hort der banalen Geschichten und belehrenden Sonntagspredigten. Aber getanzt mit einem Twist!

Mir, der ich im Leben quasi nie etwas verloren habe - gut, mein Herz natürlich schon, die Liebe auch oder Zuneigung und das Vertrauen anderer, selbstverständlich. Aber was die dinglichen Dinge angeht, halte ich meine Siebensachen gerne und meist erfolgreich bei mir. Soll kein Angeben sein. Ist so. Andere können dafür gut... na ja, irgendwas können andere meist auch. Jedenfalls ließ mir der Verlust des Objektivdeckels keine Ruhe. Um eine persönliche Niederlage zu vermeiden, fuhr ich heute die Strecke nach, die Augen sozusagen wie die Nase eines Spürhundes auf die Straßenränder gerichtet auf der Suche nach einem schwarzen runden Plastikding. Alles nur, weil ich es zu nachlässig locker in die Hosentasche gesteckt hatte.

Ich fand aber nichts. Das heißt doch. Ganz in der Nähe, wo ich meinen Objektivdeckel vermutete, lag plötzlich ein offenbar nachlässig locker in die Hosentasche gesteckter, dann aber herausgefallener zusammengeknüllter Fünfeuroschein. Dasjanding, dachte ich. Und: Das kommt davon, wenn man Dinge nachlässig in die Hosen stopft! Dann fällt's raus. (Notiert euch das.) Auch dachte ich, Gott nimmt, Gott gibt aber auch und nahm selbst den Schein in vorläufige Sicherheitsverwahrung. (Wer kürzlich dort in der Nähe einen verloren hat und nun meint, ihn wiederzuerkennen, bitte dienliche Hinweise unter Glaubhaftmachung einer exakten Beschreibung an mich.)

Eine Zustoßung von Glück! Dennoch, der Deckel blieb verloren. Am Kanal hielt ich innere Einkehr, beobachtete den einsamen Schwan, der seit ein paar Wochen dort seine Solokreise zieht und dachte über die Bedeutung dieses offenkundigen Fingerzeiges nach. Was man verliert, so schloß ich, verliert man nur halb. Denn niemals geht man so ganz, auch wenn man weg ist. Zehn Euro kostet so ein Deckel, die Hälfte hatte ich also schon mal wieder drin. Man darf den Glauben nicht verlieren, muß aber auch etwas dafür tun und darf nicht zu Hause sitzen und meinen, das Glück oder auch nur ein Objektivdeckel klopften an die Tür!

Ein wenig ist es manchmal aber doch so. Denn was liegt bei meiner Rückkehr vor der Türe des Fahrradkellers? Ja, ruft es ruhig im Chor: der Objektivdeckel! Seit einer Woche treu ausharrend und nur wenig verängstigt hielt er sich zwischen Herbstlaub gepreßt, sicher nur flach atmend, aber wohlbehalten. Da heißt es immer, es lohne sich nicht, alte Wege nachzugehen. Mein Leben ist so reich! Fünf Euro im Plus, um genau zu sein.

>>> Geräusch des Tages: Sparklehorse with PJ Harvey, Eyepennies

Homestory | 19:37h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
nnier - Sonntag, 6. Oktober 2013, 19:57
Toll! Das freut mich jetzt richtig. Nämlich fünf Euro im Plus sind das eine. Aber vor allem müssen Sie jetzt nicht jedes einzelne Mal beim Fotografieren an diesen DÄMLICHEN Moment der Nachlässigkeit denken. Sondern können sich jedes Mal über den wiedergefundenen Deckel freuen.

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kid37 - Montag, 7. Oktober 2013, 00:37
Diese Augenmuschel mußte ich ersetzen. Aber eines Tages! Eines Tages finde ich die.

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cut - Sonntag, 6. Oktober 2013, 20:51
Sonntagspredigten, Gott gibt, Gott nimmt, Man darf den Glauben nicht verlieren …

Den sonntäglichen Tenor des Beitrags möchte ich um einen Hinweis auf den Heiligen Antonius ergänzen. In solchen Fällen, wo man Beistand bei der Suche ja doch gebrauchen kann, immer eine gute Wahl.

(Bei Bedarf soll er übrigens sogar bei der Partnersuche helfen!)

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kid37 - Montag, 7. Oktober 2013, 00:33
Eine Partnerin wollte sicher die Hälfte abhaben. Dabei habe ich mich gebückt! Andererseits könnte ich jetzt eine Dame mit meinen fünf Euro groß einladen, das kommt an. Vielleicht ist sogar noch eine Rose drin.

Ich glaube, Sie wollten mir aber einen anderen Hinweis geben. Antonius der Große, so lese ich, teilte "seinen Besitz den Armen aus und lebt von da an in einem Felsengrab". (zit. n. Hiltgart L. Keller, Lexikon der Heiligen und biblischen Gestalten, Stuttgart, 2010 - mir überdacht von einem sehr aufmerksamen Blogger übrigens.) Weiters heißt es: Um ihn zu versuchen, erscheint der Teufel in Gestalt einer oder mehrerer schöner Frauen... Seine kraftvolle Standhaftigkeit hat eine Verehrung veranlaßt, der er sich nach 20 Jahren auf einen Berg jenseits des Nils entzieht, später, dem Drängen seiner wachsenden Jüngerschar nachgebend, ein erstes Kloster gründend.

Die fünf Euro könnten also ein erster Grundstock sein für die hermetische Klause, die ich dereinst gründen werde, sollte das mit irgendeiner Jüngerschar überhand nehmen.

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gaga - Montag, 7. Oktober 2013, 03:15
Nur nichts übereilen! Sie sollten vorher unbedingt das Gespräch mit einer erfahrenen Anlagenberaterin suchen. Rein zufällig beobachte ich seit geraumer Zeit den Markt und kann Ihnen unwahrscheinlich wertvolle Tipps und Ratschläge geben, die Sie vor einem großen Fehler bewahren können. Mein geringfügiges Honorar beträgt lediglich fünf Prozent der zu veranlagenden Summe sowie eine geringfügige prozentuale Beteiligung am Zinsgewinn per Anno. Bitte denken Sie darüber nach.

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cut - Montag, 7. Oktober 2013, 11:26
Keine Sorge, gemeint ist Antonius von Padua (Schlampertoni). Angst vor schönen Frauen wollte ich Ihnen also nicht machen.

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ana - Montag, 7. Oktober 2013, 14:20
"Antonius von Paduas Fischpredigt" mag ich sehr gerne. KlickDen Text sollte man unbedingt im Ohr haben, wenn man sich mal zum Predigen berufen fühlt.

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kid37 - Montag, 7. Oktober 2013, 17:14
Ah, der von Padua. ich lese das gerade nach. Interessant "mit einer Lilie in der Hand". Lilien, sage ich doch. In die bin ich ja neuerdings verliebt.

Fische sind wahrlich leicht beeindruckbare gute Zuhörer. Die liebe ich auch.

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gaga - Sonntag, 6. Oktober 2013, 21:18
Phantastisch!
Ganz herzlichen Glückwunsch aus Berlin!

(Für 5 Euro gibt es bei Brenninkmeyer flauschige Socken im Zweierpack! Jetzt klug investieren!)

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kid37 - Montag, 7. Oktober 2013, 00:23
Danke, ich vermute so etwas wäre in der großen Stadt gar nicht denkbar. Das gibt es nur in der Stadt der Millionäre. Socken wären für weitere Beutezüge Wanderungen auf der Suche nach Geld Glück sicher sehr praktisch.

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carodame - Sonntag, 6. Oktober 2013, 21:26
Sensationell !
Ich würde in Sämereien investieren oder Knollengewächse oder in ein kleines Huhn...

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kid37 - Montag, 7. Oktober 2013, 00:21
Oder... oder... oder ich verjux' es! Naaa, natürlich nicht bei mir. Das könnte der Grundstock zu einem landwirtschaftlichen Betrieb werden, da haben Sie recht. Schließlich fand ich das Geld draußen in der Natur. Vielleicht gibt es dafür eine Bienenkönigin. Sonst nehme ich das Huhn. Montags hätte das frei.

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ana - Montag, 7. Oktober 2013, 14:06
Vor den Scheunen am Land muss ich Sie warnen. Der erste Verlust in meiner Kindheit, an den ich mich erinnern kann, war der Deckel einer Tic-Tac-Dose, in der ich kleine Schätze aufbewahrte. Sie ging mir beim Spielen im Heu verloren und obwohl ich sie wie sprichwörtlich die Nadel dort suchte, fand ich sie nicht mehr. Das hat mich damals recht betrübt. Aber bei Ihrem Findeglück, verschwindet Ihnen wahrscheinlich sogar im Heu nichts.

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kid37 - Montag, 7. Oktober 2013, 17:10
Jetzt würde ich ja lachen, kaufte ich irgendwo eine alte Scheune und würde beim Aufräumen den Deckel einer Tic-Tac-Dose finden. Dann denke ich an Sie. (Ich hätte mal im Heu als Kind fast das Leben verloren. Nicht drin rumspielen, Kinder! Man sackt da ganz schnell ein, kriegt keine Luft und ganz viel Panik.)

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kreuzbube - Montag, 7. Oktober 2013, 16:40
"Eine Zustoßung". Das in einem kid37-Text.

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kid37 - Montag, 7. Oktober 2013, 17:07
Ich hoffe, den Lesern ist dabei nichts zugestoßen. "Eine Zustoßung von Glück" ist übrigens der Titel meines nächsten Romans, der im späten Frühjahr rechtzeitig zur Sommersaison, allerdings unter Pseudonym mit einem Frauennamen, erscheint. Es geht darin um eine mitteljunge Frau, die in Hamburg in einer Werbeagentur arbeitet und einige Katastrophen (Ärger im Job, mit den Eltern, mit verschiedenen Nichtsnutzen Karrierremännern) durchleidet, ehe sie erkennt, daß der junge gutgebaute Handwerker, der unter ihr im Haus wohnt und sie imer wieder mit Rumpeln und Pumpeln, Hämmern und Bohren nervt, wider Erwarten der Mann fürs Leben ist. Die Reihe läuft ganz gut.

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maphisti - Montag, 7. Oktober 2013, 18:08
Kenn' ich: das Wiederfinden von röchelndem Objekt. War nur nicht im Keller, aber so ähnlich. Musste mich allerdings nicht bücken. - Stimmt genau: Geld kann da gar nicht ablenken.

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kid37 - Dienstag, 8. Oktober 2013, 13:27
Im Treppenhaus ist das auch manchmal. Stimmt.

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maphisti - Dienstag, 8. Oktober 2013, 15:06
Treppenhouse?

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schneck - Dienstag, 8. Oktober 2013, 23:05
Ihr Erleben wird einst als "Das Fünf Euro Wunder des Heiligen Kid" Erwähnung in jenem Standardwerk finden!

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kid37 - Donnerstag, 10. Oktober 2013, 12:31
Gleich neben dem hl. Baukostenexplosionswunder von Limburg!

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maz - Dienstag, 8. Oktober 2013, 23:10
Ich liebe das. Ich liebe sowas. Deine rettenden Worte.
Deine Sprache. So leise und dennoch (wahrscheinlich eher: deshalb) so stark, so gewaltig.

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maphisti - Dienstag, 8. Oktober 2013, 23:21
So? Ist Ihnen heilandmäßig?

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maz - Mittwoch, 9. Oktober 2013, 00:23
Jepp, bin erleuchtet

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maphisti - Mittwoch, 9. Oktober 2013, 00:46
Bei uns hier an der Küste sagt man ja: " Da geht mir ein Talgstummel auf."

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maphisti - Donnerstag, 10. Oktober 2013, 02:02
"Eyepennies": gefällt mir gut, denke an früher, macht mich traurig.

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kid37 - Donnerstag, 10. Oktober 2013, 12:30
Ja. Super Lied. Mir kann man ja später fünf Euro auf die Lider legen.

@Maz: Oh, danke schön. Für die Schweden hat es mal wieder nicht gereicht. Das freut mich sehr.

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zeilensturm - Montag, 14. Oktober 2013, 14:03
History repeating itself
Merke: Objektivdeckel von Olympus wollen immer zu einem zurück. Ich habe meinen - exakt dieselbe Kragenweite – neulich bei der x-ten Fotosafari im Hammer Park verloren. Bemerkte es nach Stunden zuhause, lief zurück, ging denselben Gang nochmal, stapfte über Wiesen und brach durch Gehölz - und da lag er, leicht angedreckt unter einer Hecke.
Abgesehen von diesen kreisrunden zehn Euro habe ich aber vor einiger Zeit auch einen geknüllten und daher wem aus der Tasche gefallenen 50-Euro-Lappen gefunden. Den dann gespendet, mit eigenem Fuffi noch obendrauf. Denn ich wollte ein guter Mensch sein. Einmal.

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kid37 - Dienstag, 15. Oktober 2013, 14:37
Sie wollen mich unter Druck setzen! Na gut, dann setze ich... setze ich... Ich verdreifache die Fundsumme und spende. Ha!

Ich habe jetzt das Patent für den blinkenden Objektivdeckel angemeldet. Da ist eine kleine solarbetriebene LED drin, die sich bei Dunkelheit einschaltet. Kann man auch in Unterwäsche einnähen, damit man die auf dem Kronleuchter wiederfindet. Nur ein Beispiel.

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