Walking down Memory Lane

Wir wir abends irgendwo im Halbdunkel saßen und Musik von John Lurie hörten. In einem winzigen Zimmer saßen, Zitate hin- und herreichten, einen Kosmos absteckten, dessen Grenzen wir nicht einmal erahnten. Damals.

Projektor | 11:54h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
monolog - Mittwoch, 17. Dezember 2008, 12:58
Das ist das damals, in dem alles noch besser war, oder jedenfalls aussichtsreich und hoffnungsvoll; das unentdeckte Land.
Heute haben wir doch alles schonmal gesehen und gehört.
Nur manchmal, selten, manches nicht. Das hat dann eine Wucht, ganz wie damals.

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kid37 - Mittwoch, 17. Dezember 2008, 15:37
Wann hörte es eigentlich auf, daß Männer, die auf der Straße unter einer Laterne stehen und Saxofon spielen, sexy waren? Damit gewinnt man doch heute keinen Blumentopf mehr, höchstens einen an den Kopf.

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lac - Mittwoch, 17. Dezember 2008, 16:47
ich kenne einen, der das heute noch macht; allerdings unter einem peitschmast und er hat dabei meist einen in der krone.... und sexy ist er. (immernoch)

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kid37 - Donnerstag, 18. Dezember 2008, 02:11
Ich hoffe, er trägt wie ich ein abgewetztes schwarzes Existentialistenjackett dazu.

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lac - Donnerstag, 18. Dezember 2008, 09:36
.... weichverwaschenes, weißes hemd, was ein kleines stöhnen aus dem mundwinkel rollen lässt ....

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cabman - Mittwoch, 17. Dezember 2008, 14:03
Damals kommt immer in hinter einer Maske des Besseren geschlichen und verschweigt uns, dass es auch seine Schwierigkeiten hatte, so wie Zukünftig die seinen haben wird.

Der einzige Unterschied zwischen beiden ist, das die Summe der Opportunities weniger ist und Entscheidungsräume hierfür enger werden. Aber das werden wir locker mit unserer Erfahrung und den grauen Haaren ausgleichen;-)

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kid37 - Mittwoch, 17. Dezember 2008, 15:38
Genau, enger werden die Wege, weil vieles so bekannt wirkt. Will man nicht wie Kafkas Maus enden, muß man die Laufrichtung ändern.

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c17h19no3 - Mittwoch, 17. Dezember 2008, 15:22
die kunst ist, zwischen zuständen damals und personen damals zu unterscheiden.
personen sind theoretisch dieselben, verändern sich aber praktisch oder offenbaren fehler, d.h. in diesem fall: sie verändern sich praktisch nicht, sondern "nur" in der wahrnehmung des jeweils anderen. was tragischer ist, liegt im ermessen des einzelnen.
zustände sind immer einmalig. das liegt u.a. daran, dass zustände von den personen beeinflusst werden, die sich ja, wie festgestellt, verändern, so oder so.
an zustände darf man sich romantisch erinnern. an personen nicht. verklärung von personen führt zu abhängigkeit, abhängigkeit zu ungesunden vergleichen und ungesunde vergleiche dazu, dass man immer einsam bleibt, weil man sich nach etwas sehnt, was nicht existiert.

das ist meine kognitive taktik, kein rezept fürs glück. nur eins fürs überleben.

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kid37 - Mittwoch, 17. Dezember 2008, 15:36
Nö, da geht es auch nicht so sehr um Personen. Vielleicht um ein "wir", von dem es aber egal ist, ob es imaginiert oder real ist, und die Musik von John Lurie. Die Nacht, die mit Träumen, Hoffnungen und Erwartungen gefüllt ist. Die offene Zukunft. Streng genommen steht da noch nicht einmal, daß es eine wehmütige Erinnerung ist. Man traut mir das zu, sicher. Aber es könnte auch eine freudige sein ;-)

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gaga - Donnerstag, 18. Dezember 2008, 21:57
Jetzt hätte ich beinah geschrieben, es fing mit John Lurie an und es hörte mit John Lurie auf. Das ist natürlich Quatsch. Irgendwann hatten alle Stranger than Paradise gesehen und wurden wegen seiner Fresse auf seine Musik aufmerksam. Ich auch. Und pilgerte 1987 ins Quartier Latin, um ihn leibhaftig zu sehen.

Aber es fing nicht mit John Lurie an. Mein Vater ist ja auch so ein Saxophonist und meine Mama hat ihn noch bevor sie ihn kennenlernte, bei einem Auftritt spielen hören und wollte ihn kennenlernen. Aber er sie auch. Unter anderem bin ich dabei rausgekommen. Doch, doch - bestimmt die vierziger und fünfziger bis Anfang der Sechziger Jahre funktionierte das. Aber es war möglicherweise auch nicht egal, wie der Mann mit dem Saxophon ungefähr aussah. Die Saxophonisten wurden dann von den wilden RockSängern und E-Gitarristen abgelöst. Die konnten ganz neue Tierlaute!

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kid37 - Freitag, 19. Dezember 2008, 01:32
Sieh an, was für eine schöne Geschichte. Ich bin ja, behauptet meine Mutter, ein Karnevalskind, was sicher meinen sprichwörtlichen Hang zu guter Laune und zu fröhlichem Liedgut erklärt. Ansonsten glaube ich ja eher an die Überzeugungsmacht der Klavierspieler. Immer vorausgesetzt, es wird einem erlaubt zu spielen. Ist ja nicht jeder bei jedem musisch interessiert.

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gaga - Freitag, 19. Dezember 2008, 01:37
Vorausgesetzt.
ähm. ja.

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