Samstag, 10. Januar 2004


Entweiht!

Aaaah, Musik - entweiht. Müssen sich manche Leute einfach überall reindrängen? Die Vergangenheit anderer Leute nachleben... grrr...
Wie das nervt. Ein Problem der Grenzziehung. (Ja, Du bist gemeint!)

Und wo ich gerade dabei bin: Es nervt auch, wenn man endlich die Fenster geputzt hat und die am nächsten Tag aussehen, als hätte man Schlämmkreide aufgetragen.

Update: Immerhin gab es jetzt endlich auch Fanpost. Die Bettelei hatte Erfolg. Pubertär, aber toll.


 


Sonntag, 4. Januar 2004


TMAX 100

Grandios, das erste Shooting in diesem Jahr. Zwei sehr nette und patente Damen. Beim Öffnen der Prosecco-Flasche brach mein Flaschenöffner von IKEA auseinander - man stelle sich das vor! Aber eine der beiden organisierte lässig ihr Schweizer Messer. Das lobe ich mir. Aber dieses schwedische Möbelhaus... am besten, ich frag mal wie das ist mit der zweijährigen Gewährleistung.
Wenn ich mir die Reihe unentwickelter Filme anschaue, habe ich aber wohl besseres zu tun als zu IKEA zu fahren.
Und nun? Fahr ich noch ins Molotow oder schlafe ich mich endlich mal aus?

Homestory | von kid37 um 00:15h | noch kein Zuspruch | Kondolieren | Link

 


Freitag, 2. Januar 2004


I'm Alive

2004 - here we are now... Um dem ganzen suizidalen Mist zu entgehen, floh ich dann doch nach Berlin. Grandiose Altbauwohnungen am Prenzlauer Berg lockten, liebe Menschen und leckeres Essen. Schon die Fahrt von Hamburg in die Hauptstadt, in die Dunkelheit hinein, war wie eine Befreiung. Dennoch umfing mich gleichzeitig auch Melancholie, als ich in Berlin ausstieg und die ersten Raketen in Grün und Rot am Himmel zerstieben sah. Auf der U-Bahn-Station randalierten schon Betrunkene, zündeten polnische Megakracher und Lichtfontänen. Ein echter Tearjerker für mich. Erinnerungen an geflüsterte Versprechen. Erinnerungen an das letzte Jahr. Erinnerungen an das letzte Silvester.

"I still have visions of you/I still have nights to get through"

Eine Umgebung aus halbfremden Menschen hat den Vorteil, daß man gewissen sozialen Zwängen ausgesetzt ist. Man muß sich zusammenreißen. Niemand interessiert sich für die emotionalen Petitessen anderer Leute. Zumal ich der "odd man out" war, derjenige, der in diesem eingeschworenen Kreis der Neuzugang war. Und sich erst einmal die Sporen verdienen mußte. Gelegenheit dazu gab es beim "Lexikonspiel", einer gehobeneren Variante von Stadt-Land-Fluß. Oh, was waren wir kreativ und lustig! Und ich lernte "Kümmernis" kennen: Auch als Hl. Hulpe und Wilgefortis bekannt. Eine Heilige ohne Kirche, die oft als gekreuzigte Jungfrau mit Dornenkrone und Bart (der wuchs ihr, um ihre Jungfräulichkeit zu schützen) dargestellt wurde. Man stelle sich vor! Und mit nur einem goldenen Schuh. Ist das nicht ergreifend?

Dazu ein leckeres Essen. Ein echtes Menü. 15 Vorspeisen. Entschuldigung: Antipasti. Als Hauptgang: Lamm. Oh, Agnus dei! ("The pillow smothered my cry") Als Nachtisch Tiramisu. Alles sehr lecker. Natürlich konnte das Tiramisu nicht an das Geheimrezept einer alten Freundin... gut, aber egal.

Das Feuerwerk über dem Prenzlauer Berg? Ja war ok, nicht wirklich berauschend. Aber wie man gleichzeitig live im TV sehen konnte, wurde das Pulver wohl hauptsächlich am Brandenburger Tor verschossen. Wir hatten Wunderkerzen. Und wünschten uns ein Wunder. Und wünschten uns, die Zeit zurückdrehen zu können. Wunderkerzen sind das Sentimentalste, was es gibt. Gegenüber die Menschen hatten auch Wunderkerzen. "Sieh, so sahen wir auch aus." An diesem Abend wollte niemand sterben.

"But I'm alive/I survived you."

Dann war das 23-er Jahr endgültig zu Ende. Brenne, 2003, hier kommt 2004. Ein Gewährsmann erklärte mir, daß 2004 sich in eine 33 auflösen lasse. Eine Glückszahl. Darauf wurde Blei gegossen. Ich hatte wieder einmal etwas extraterrestrisches. Oder obszönes. Ich einigte mich auf eine Vase und einen Zweig. Ich werde mich verlieben und alles wird von Erfolg gekrönt. Das möchte ich mich dann Anfang 2005 noch einmal fragen lassen. 2003 habe ich mehrere für mich wichtige Menschen verloren. Nicht immer lagen die Gründe auf der Hand. Es war ein schmerzhafter Prozeß. Aber nun soll alles neu beginnen. Ich möchte zurück ins Rheinland. London Rain hat sich nicht gemeldet. Andere feierten wohl lieber mit Klapperschlangen. Aber ich, ich habe Glück gehabt. Und kann es doch nicht festhalten. Am nächsten Morgen holte ich Brötchen im Café unten im Haus. Die Bedienung strahlte mich an. Oben warteten warme, verschlafene Gesichter in Schlafanzügen. 2004, here you come.

"And the bitter taste, the years I wasted/All the hate is gone"

Berlin. Es war bitter kalt. Die frostige Luft schnitt durch mein Gesicht. Und durch mein Herz. Berlin. Ich stand am Potsdamer Platz und wußte, ich verstehe dich nicht, Berlin.

"Ride on and fade away/There's nothing more to say"

[Zitate: Heather Nova, I'm Alive]

Homestory | von kid37 um 01:07h | noch kein Zuspruch | Kondolieren | Link

 


Dienstag, 30. Dezember 2003


Die Sterne lügen nicht

Aus dem Petra-Jahreshoroskop 2004: "Venus holt die größte Schwäche ihrer Beziehung ans Licht: Ihre Kontrollsucht. Kaum geht ihr Liebster mal aus, schon schrillen bei Ihnen alle Alarmglocken. Jeder Millimeter Spielraum, den er sich nimmt, wird mit Tränen und Szenen bestraft: Sie lassen nichts unversucht, ihn in den Fängen zu halten. Und er? Macht sich rar."
Genau deshalb bin ich schon rar.

"Mother, I tried, please believe me/I'm doing the best that I can/I'm ashamed of the things I've been put through/I'm ashamed of the person I am"
(Joy Division, Isolation)

Homestory | von kid37 um 01:10h | noch kein Zuspruch | Kondolieren | Link

 


Samstag, 27. Dezember 2003


Insomnia

Offiziell ist Weihnachten seit zwei Stunden vorüber. Ich schlage drei Kreuze - und kann dennoch nicht schlafen. Dabei wurde ich heute nachmittag mit selbstgebackenem Kuchen überrascht. Sehr lecker. Leider habe ich den Eindruck, die mir entgegengebrachte Aufmerksamkeit zur Zeit nicht adäquat zurückgeben zu können. In meinem Kopf und meinem Herzen finden Aufräumarbeiten statt.
Vorsicht: Der Volksglaube sagt, keine schmutzige Wäsche zwischen den Jahren waschen. Sonst kommt man das ganze neue Jahr aus der Arbeit nicht mehr heraus.
Am Abend habe ich mich telefonisch analysieren lassen. Nicht immer angenehm, aber hilfreich. ("Got to find a therapy/treatment takes too long" Joy Division, 24 Hours) Die Wirkung wird aber wohl nicht lange vorhalten. Mein Jahreshoroskop verheißt mir Gutes, allen anderen Sternzeichen aber auch. Dann wird eben alles gut, und alle sind glücklich.

Homestory | von kid37 um 03:08h | ein Zuspruch | Kondolieren | Link

 


Mittwoch, 24. Dezember 2003


Häusliche Krippenspiele

Nach sieben Jahren bleibe ich das erste Mal Weihnachten bei mir zu hause. Sonst bin ich ja immer nach Wuppertal gefahren, aber seit Frl. Sylvia dort keinen Cappuccino mehr serviert und man mit zusehends unmotivierter werdenden Anlernkräften vorlieb nehmen muss, ist der halbe Spaß ja schon weg.
Dieses Jahr hätte ich Heiligabend mit "Die Bahn" fahren müssen. Och nö.
Dann lieber ausschlafen, wenn auch ohne Weihnachtsengel. Immerhin kam ein Paket. Und ein wenig Werbung war auch im Briefkasten. Wie nett.
Jetzt endlich mal Pippi Langstrumpf gucken. An den Spunk habe ich schon gar nicht mehr gedacht.
Im Deutschlandfunk läuft über die Feiertage die zehnstündige Hörspielfassung von Moby Dick. Was verlangt man eigentlich mehr.