This Mess We're In

Nachdem ich Sonntagmittagmorgen aus einem Traum erwachte, aus dem eher nebelhaft hervorging, ich hätte im Laufe der Nacht aus wohl spontanen, hier nicht näher zu erläuternden Gründen PJ Harvey geheiratet, verbrachte ich einen guten Teil des Tages damit, mich auf dem Angebot von Youtube mit den Liedern meiner future former Ex-Wife zu beschäftigen. Dabei fiel mir wieder auf, daß Polly Jean eine gewisse Ähnlichkeit mit einer Ex-Freundin von mir hat, wenn man das so sagen darf. Auch schon wieder 20, 15 Jahre her. Und dann dachte ich, hui, was wenn ich vielleicht schon 20 oder 15 Jahre verheiratet wäre - oder geschieden, nach Lage der Dinge?

Zum Glück lebe ich nicht in der Vergangenheit. Man müßte mich ja mit dem Hubschrauber dort rausholen, verminte Krisengebiete, Bataillone der blutenden Herzen, keuchend am Rotkreuzschwesterarm. Nein, ich bin ein Mann der Zukunft, bei der - so las ich neulich als Beschreibung zu einem Link auf das Hermetische Café - glücklicherweise immer nur ein Tag auf einmal dem anderen folgt. Das wäre sonst aber auch gar nicht anders... Jedenfalls, folgen Sie mir bitte unauffällig, sind solche Träume in ihrer sprunghaften Gleichzeitigkeit von heute und morgen und was geht mich gestern überhaupt an ganz schön verworren.

Ich gab Polly Jean also ein Butterbrot (extra dick geschnitten) und sah mit Vergnügen, daß es ihr heutzutage viel besser geht als in diesen kaputten anderen Tagen. Das könnte man über mich auch sagen, nahm ich dann als Botschaft aus diesem Traum mit. Zum Beispiel wiege ich bald 15, 20 Kilo mehr als noch vor 20, 15 Jahren. Was mich irgendwie gemütlicher ruhiger hat werden lassen.

Vielleicht braucht man es auch nicht, dieses impulsverstärkte Leben. Die Sehnsucht nach den fernen Gestaden und die Aufregung und Abenteuer, Mast- und Schotbrüche auf den Reisen dorthin. Vielleicht liegt dieses Unendliche doch eher im Möglichen. Man muß ja nicht gleich einen Jägerzaun darum bauen. Vielleicht reicht es, wie in diesem anderen Film, ein paar blaue Flaschen in einen Baum zu hängen. Und, wie Polly singt, den bitteren, kleinen Vögeln beim Fliegen zuzuschauen.

Homestory | 12:23h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
novesia - Montag, 4. Dezember 2006, 17:05
Ich neige ja zu der Auffassung, dass jede Lebensphase ihre eigenen Aufregungen und Abenteuer hat, gar heftigere, wenn man älter wird.
Wenn man jung ist, ist das vielleicht äußerlich offensichtlicher, oder wir zelebrieren es einfach expressiver. Möglicherweise können wir es in jungen Jahren auch nur durch unser Äußerliches darstellen, während der scheinbar ruhiger gewordene Mensch es anders ausdrückt (oder nur eindrückt, nach innen).
Die nie nachlassende Intensität in Polly´s Musik und Performances bestätigt mir das eigentlich. Und Ihr Blog irgendwie auch...

(Und nächste Nacht will ich im Traum Nick Cave heiraten. Den jüngeren allerdings.)

 link  
 
kid37 - Montag, 4. Dezember 2006, 18:52
Das stimmt, innewohnende Intensität kann man sich wohl erhalten. Oder notfalls die Gitarre lauter stellen. (Ja genau. Räumen Sie mir mal diesen Cave aus dem Weg.)

 link  
 
c17h19no3 - Montag, 4. Dezember 2006, 21:19
ob polly j. sie liebt oder geliebt hat - im traum oder wie auch immer - weiß ich ja nicht. aber ihre butterbrote scheint sie auch nach der scheidung nicht zu verschmähen: http://www.darrengrealish.com/images/pjharvey.jpg

 link  
 
kid37 - Dienstag, 5. Dezember 2006, 00:55
Ich denke, sie läßt sich mittlerweile von anderen die Stulle schmieren. Sagen wir mal so: Käsebrote können andere auch. Aber ich habe sie immer mit Liebe gemacht. (Meine Kollegen schauen jedenfalls mittags immer ganz neidisch, wenn sie ins überteuerte Junkfood-Restaurant müssen, während ich mich innig meinen Broten hingeben kann.) Und was Polly nie konnte: Kuchen backen. Mit ein Trennungsgrund (wenn ich den Traum richtig erinnere).

 link  
 
lady.death1 - Dienstag, 5. Dezember 2006, 12:14
Man weiß Gott sei dank nicht was das Leben noch mit uns vor hat.
ein bißchen sind wir ja auch selber Schuld an unserm Glück.

Kuchen nicht backen können zählt mit zu Trennungsgründen?
Jetzt wird mir einiges klar.
Hätte ich mal auf Oma gehört ..
Allerdings kann ich prima Spaghetti kochen -
und das hat mir auch noch nichts eingebracht..
hm.
eigentlich wollte ich jetzt über die 15 - 20 Kilo lästern.. aber wer im Glashaus sitzt ;)

 link  
 
saxanasnotizen.blogspot.com - Dienstag, 5. Dezember 2006, 13:26
Die 15-20 Kilo kommen von der mittäglichen Brotmampferei.

 link  
 
kid37 - Dienstag, 5. Dezember 2006, 13:48
Ich wiege jetzt so 80 Kilo. Man kann das ein Glück nennen im Vergleich von vor 20 Jahren.

 link  
 
c17h19no3 - Dienstag, 5. Dezember 2006, 14:43
ach du liebes bisschen. dann haben sie soviel gewogen, wie ich jetzt wiege, und soweit ich mich recht erinnere, sind sie doch noch ein paar zentimeter größer als ich, etwa fünf zentimeter, hm, so 1,85m hätte ich sie jetzt geschätzt? dann waren sie ja SPINDELDÜRR!! (ich habe tiefe berührungsängste bei männern, die umgerechnet weniger wiegen als ich.)
kein wunder, dass sie sich dann von der non-cake-frau trennen mussten. tod durch verhungern. aber jetzt haben sie ja wenigstens an den wochenenden immer käsesahnetorte. und was für eine. ;)

 link  
 
lady.death1 - Dienstag, 5. Dezember 2006, 18:05
ach du Schande ..
hast Du früher Werbung für " brot für die welt" gemacht???

80 kg scheint mir sssssschlank...
ich hab nämlich auch Angst vor Männern die ich kaputt machen könnte .
Outing:
Noch 8 Kg dann hab ich Dich eingeholt. :)

Wir sollten eine Sammlung machen, durch diverse Küchen und Kochblogs. Damit Du was auf die Rippen bekommst ;)

 link  
 
kid37 - Dienstag, 5. Dezember 2006, 21:23
Merke: Bei so vielen Leserinnen das Thema Körpergewicht nicht anschneiden!
Bitte beruhigen Sie sich, alles ist gut! Ich war früher sehr schlank, das stimmt. Hagere Bauweise, was meine Karriere als Sportruderer auf dem Trockenen bleiben ließ. Der Tiefpunkt waren übrigens 55 Kilo, da war ich aber sehr krank und habe innerhalb einer Woche zehn Kilo verloren. Seither habe ich mich bei völlig normalen 80 eingependelt, natürlich reine Muskelmasse, ist klar. Danke aber für die Anteilnahme. Und nun noch ein Stück Mohnkuchen.

Alte Regel übrigens, mit der schon viele Männer glücklich geworden sind: Heirate nie eine Frau, die nicht gut Kuchen backen kann.

 link  
 
brittbee - Mittwoch, 6. Dezember 2006, 00:36
Verlässliche Regel. Gleichermaßen gilt für Frauen: verliebe Dich niemals in einen Mann, der seine Mutter verabscheut.

 link  
 
ladys smock - Mittwoch, 6. Dezember 2006, 01:05
wie äußert sich das in einer Beziehung?
Dadurch, dass wir sozusagen ein Mutterersatz sind, werden wir dann auch verabscheut?

 link  
 
brittbee - Mittwoch, 6. Dezember 2006, 01:22
Mein Ratgeber behauptet es. Ich bin geneigt, nach umfassender Prüfung, ihm zuzustimmen. Gleiches gilt im Positiven. Ein Mann, der seine Mutter liebt, liebt die Frauen an sich. Wald- und Wiesenpsychologie, aber es ist was dran.

 link  
 
ladys smock - Mittwoch, 6. Dezember 2006, 01:25
der goldene Mittelweg ist also wieder "Hassliebe".. ;)

 link  
 
kid37 - Mittwoch, 6. Dezember 2006, 01:26
Und das gilt nur für die eigene Mutter? Junge Mütter z.b. finde ich sehr sexy, aber das zählt dann wohl nicht?

 link  
 
ladys smock - Mittwoch, 6. Dezember 2006, 01:32
nnnnnnjain
das ist dann ja so ungefähr wie: ob blond, ob brau(e)n, ich liebe alle Frauen

 link  
 
brittbee - Mittwoch, 6. Dezember 2006, 01:34
Höchstens in Masse. Sagen wir mal, wenn Sie fünf junge Mütter parallel beglückt haben, das könnte ein altes Mütterlein aufwiegen.

 link  
 
stubenhocker - Dienstag, 5. Dezember 2006, 18:07
Meine Hochachtung: Ihr letzter Absatz ist nicht nur sehr schön geschrieben, sondern spricht auch aus der Seele!

 link  
 
kid37 - Dienstag, 5. Dezember 2006, 21:26
Danke. Ich suche nur noch einen Baum, in den ich die bunten Flaschen reinhängen kann.

 link  
 
fishy_ - Dienstag, 5. Dezember 2006, 22:47
Ich weiß genau, was Sie meinen. Am liebsten wär mir ja ne weeping willow. Aber ich bescheide mich gerne.

 link  
 
shako - Dienstag, 5. Dezember 2006, 18:49
"Man müßte mich ja mit dem Hubschrauber dort rausholen ..."
Manchmal wünschte ich Ihnen, Sie könnten den Anflug des entzückten Grinsens im Antlitz Ihrer Leser sehen, wenn sie über solche Formulierungen wie die da oben stolpern und sofort wissen: es hat sich gelohnt, mal wieder bei Herrn Kid vorbeizuschauen ... (komm ich leider auch nicht mehr so häufig zu) ;-)

 link  
 
kid37 - Dienstag, 5. Dezember 2006, 21:18
Ich schätze, die meisten haben schon bei der Behauptung gegrinst, ich lebte nicht in der Vergangenheit. Machen Sie sich mal nicht so rar da drüben!

 link  
 
hagen von tronje - Dienstag, 5. Dezember 2006, 21:29
in meinen träumen sauf ich mit bukowski und pinkel in den kamin wie pollock
nur was das schlimme is.

wenn ich aufwache war es die realität und ich muss mich wilden beschimpfungen gewärtigen:

du schwein du zitterwolf und ich muss mich den kaffee selber kochen

 link  
 
kid37 - Dienstag, 5. Dezember 2006, 23:38
Harte Männer müssen sich ihren Kaffee immer selber kochen. Stilecht nur über offenem Feuer übrigens.

 link  
 
fishy_ - Dienstag, 5. Dezember 2006, 22:49
Interessant. Sie träumen von Berühmtheiten und ich von Bloggern (ja, auch von Ihnen :) Was wohl Freud dazu zu sagen hätte...

 link