Wenn es nebelt und näßt.
(Fehlfarben, "Der Fremde")
Ausgehen. Ausschalten. Die Füße durch nasses Laub schieben. Den Atem anhalten. Auf den Puls hören. Mit regennassem Gesicht an welke Träume denken. Wie damals, zu Gast im Club der schönen Mütter. An der Tafel kein Gedeck, an der Tafel waren alle Verbindlichkeiten längst schon aufgehoben. Auf dem Katzentisch lag eine allerletzte Nachricht: Der Termin war gestern. Oder morgen. Oder morgen, wiederholte ich stumm. Ein Blick zurück, ein Blick nach vorn. Was braucht man, einen Kompass vielleicht. Meine Hand griff ins Leere, streifte achtlos die silberne Messerbank.
Im Herbst ist die Richtung viel klarer. Ein Blatt fällt zu Boden, viel später ein zweites. Im Wald warten keine saftigen Gräser. Nur Fehlfarben, klamme Zweige, tropfende Äste. Sie peitschen dir das Gesicht, wenn du läufst. Ich steige aus, rufe ich, und sinke auf die feuchte Erde. Ich steige hinein, meine Finger bohren sich tiefer in den fauligen Grund. Früher da war mir, ich dachte, es schien mir so einfach, alles zu zünden. Das trockene Gras des Sommers, flirrende Hitze. Da dreschen doch alle bloß staubiges Stroh.
Im Herbst aber bremsen Husten und Regen die mutigsten Taten. Was fängt man an im zugigen Haus? Man kauert sich nackter an die eiskalte Heizung. Dichter gepreßt an die rostigen Rippen, denkt, so, jetzt aber Schluß hier, und wünscht keine Ernte. Läßt sich schütteln vom Fieber, sich vom Sturm dann verwehen.
Ja. So müßte das sein - ABER NICHT SO EIN LAUWARMES WISCHIWASCHI!
18 Grad! Könnte mal bitteschön einer die Erdachse in die richtige Position zurückschieben? Danke.
Wo sind denn hier die Männer?
Herr Kid, könnten Sie nicht mal geschwind...?!
Alte, knorrige Stämme mit biegsamen frischen Grün.
"Ich parthogeneriere."
"Schön, aber mach nicht zu lange, es gibt bald Abendessen."
Aus der Reihe: Und wieder mal einen Gedanken zu Tode geritten...
Erstens klingt es wie eine Ausrede, zweitens ein bisschen nach Defätismus, drittens kann es nicht nur Deutsche Eichen geben, viertens erklärte mir neulich ein Bauer aus der Nachbarschaft, der zwei derartige, uralte Kopfweiden auf seinem Acker hat, daß die ganz selten geworden seien, und unheimlich schützenswert, denn die böten eine Menge Unterschlupf für irgendwelche komischen Vögel...
Trifft's das?
Und dann hat ja auch fünftens unser aller Kanzlerin neulich gesagt, wir seien schon wieder mitten im Aufschwung - vielleicht hat sie damit einfach nur gemeint, daß es wieder wärmer wird?!
Jedenfalls dreht mein Gärtchen am Rad - und ich bestaune es mit Belustigung. Zur Not ernte ich Heiligabend ein paar frische Erdbeeren und statt der Feuerzangenbowle gibt's dann eben Strawberry Margharitas.
Sechstens sollte uns allen klar sein, daß wir hier auf sehr hohem Niveau jammern (ich denk' da immer an meine Uroma, die über den Krieg immer sagte, der sei nix gewesen, denn erst sei "der Fritz" gekommen, habe sie gepackt und ihr ein Kind gemacht und dann, als der Bengel da war, kam "der Iwan" und konnte dem Fritz in nichts nachstehen... aber überlebt hätte sie's trotzdem, und all ihre Blagen durchgebracht).
Jedenfalls geht's so nicht weiter.
Wo sind denn die ganzen Jung-Siegfrieds der Erderwärmung?
Soll man das Feld vielleicht kampflos dem Schwarzenegger überlassen?
Fraglich ist nur, wie sie das hingekriegt hat, ohne das ihre Bewohner davon etwas mitbekommen haben.
<jovial>Ich war ja auch mal jung.</jovial>
Warum sollen immer die selben Länder Schönwetter haben?
Das soll mal schön reihum gehen.
Es wird zwar noch mindestens 10 Jahre dauern, aber dann kann man den Strand und die Palmen um Hannover bestimmt geniessen. Das Akklimatisieren geht auch schnell.
Tja, Hamburg ist dann Teil des neuen Atlantis und Sie haben dort gelebt.
Is' doch auch was...
Meisseln Sie doch eine schöne Erinnerungstafel zur rechten Zeit und Sie haben gute Aussichten, in die Geschichte einzugehen. :)
Und dann wird hier gefeiert, wie im alten Venedig, den Untergang vor Augen. Hamburg wird zur Avangarde der Verderbnis, da wird ums goldene Kalb getanzt und Orgien gefeiert. Wer sich das entgehen lässt, ist selber Schuld.
Die Nonne in mir kreischt... Herr, schick Schnee vom Himmel!
Hamburg wird zur Avangarde der Verderbnis, da wird ums goldene Kalb getanzt und Orgien gefeiert.
...das ist im großen und ganzen das Bild, das wir hier im Süden von Ihnen im Norden haben...
@Cabman
*husthusthust*
Ich hab' gerade die zwei Meter dicke Staubschicht aus der Ecke gepustet - Stimmt! Da war was - ein Plattenspieler!
Wenn ich jetzt das nächste mal in mein Stadtpalais fahre, muß ich nur noch die Platten mitnehmen - auf daß mich mein Ungatte wahrscheinlich erstmal ungläubig anstarrt und dann hochkant 'rauswirft. Das ist ja nix, was der hört, und was der hört, das kann man nicht hören...
Herr Kid schrieb:
<jovial>Ich war ja auch mal jung.</jovial>
<faltenzähl>ja, ist ne Weile her.</faltenzähl>
Und irgendwas hab' ich an den Augen: Ich les' andauernd "Das hermeneutische Café" und statt "cosmomente" les' ich immer "Cosmo-Ente"... Ob das wieder weggeht?
Apropos. Ich als Exil-Rheinländer (im Bergischen Land ist man da großzügig) kann natürlich angesichts Hamburger Orgien nur müde lächeln. Obwohl, wenn man wie ich das Haus nicht verläßt, erlebt man vielleicht nichts. Andererseits, egal zu welcher Uhrzeit ich die Kühlschranktür aufreiße - da sitzt alles brav aufgereiht, wie Käsebrote auf der Stange. Wie sagte Georg Heym: "Ach, wenn doch endlich was geschehe!" Aber der ist im Eis ersoffen (in Berlin natürlich) - da können wir diesen Winter lange drauf warten, so wie es aussieht.
Dekadentes auf die Kacke hauen könnte ich mir gut vorstellen.
Tja, Herr Kid (oder soll ich lieber Igor sagen, bis das mit den Auge wieder stimmt?), das kommt ganz darauf an, wie weit man zurückgeht, mit den Jugendsünden.
Also sehr frühe Platten, als da wären "Hui Buh" oder "Der kleine Muck", die zählen ja nicht zu den Sünden - oder doch?
Und meine erste Musik-Platte war das Album"Dschingis Khan" von Dschingis Khan, aber da zählte ich noch nicht zur Jugend, sondern bestenfalls zu den ABC-Schützen (warum heißt das eigentlich so - weil die Orthographie in dem Stadium noch zum Schießen ist?!)
Und dann durchläuft ein jeder oder eine jede ja mal eine Entwicklungsphase, wo er/sie nicht ganz er/sie selbst ist.
Ich überlege gerade, was da bei mir in die Phase gefallen ist. Also bei den Schulkollegen war das "Modern Talking" - nee, das war später. Zuerst kam mal die ganze Hubert Kah-Extrabreit-Ideal-Spider-Murphy-Gang-Phase, noch davor Alan Parson's Project, danach dann die Franzosen-Phase (Etienne Daho, Indochine und sowas), dann tonnenweise die Schmidts, der vielzitierte Robert Schmidt, hmm, hab' ich so gar nichts zum Schockieren (in den 90ern gab's irgendwie keine Musik)? Mir fällt bestimmt noch was ein...
Die meisten Zeitgenossen reagieren allerdings geschockt, wenn sie sehen, was heute so in meinem CD-Spieler liegt...
Frau Stella, ich schätze, am 1. Dezember legen Sie vor!
Kinder mögen sowas halt!
...und meine Oma, die fand das damals auch ganz dufte. "Nett" nannte sie das, und hat's finanziert.
Sie sollte mal die Diskographie meines Ungatten kennenlernen - das schreib' ich hier jetzt nicht hin, denn sie würden sich wundern, was für Fehlgeleitete da erst auftauchen würden.
Obwohl: Wenn Sie meine Platten schon derart schocken, gefällt Ihnen das gar am Ende...