Plastinator Gunther von Hagens, Schöpfer der Körperwelten™ (Ja, ich war auch mal dort), hat ein wenig mehr TotenRuhe ins Land gebracht. Nachdem er nun im schönen Städtchen Guben das Rathaus gekauft hat (kann man ja mal machen, das Hamburger Rathaus ist auch sehr schön) und zugleich grünes Licht erhielt für den Bau einer Plastinationsfabrik, bereitet auch das Sterben wieder Freude.
Für die Angehörigen.
Einen kostenlosen "Abholservice" für Leichen werde er einrichten, schreibt der Körperbastelfreund. "Dieser Service wird großen Zuspruch finden, denn er ermöglicht Trauer ohne Sorge um Begräbniskosten."
Wundern wir uns also bitte nicht, wenn demnächst diskrete Kombis und Kastenwagen durch die Stadt eilen - mit dem Slogan:
Trauern ohne Sorge dank Gubener Plastinate
Ich mag diese 50er-Jahre-Ästhetik dieses möglicherweise vom Chef selbst gedichteten Spruchs. "Die Welt sehen - als Gubener Plastinat!" gefiele mir auch sehr gut. "Plaste + Elaste - selbstverständlich aus Guben" eignete sich z.B. für Werbematerialien aller Art. Kugelschreiber, Wandkalender, solche Sachen ("sonne Sachen", sagt man in der Gegend, glaube ich).
Da ja die Angehörigen angesprochen werden sollen, könnte man in der U-Bahn die Plakate mit Tschüß Omi - wir ziehen um. Aber für dein Grab ist gesorgt. - Grabpflege ab 50 Ct. pro Tag!, die mich bislang immer ein wenig irritierten, ersetzen durch: "Mal wieder einer tot? Keine Sorge - ab nach Guben!"
Danke, Gubener Plastinate.
Und wer weiß, wie lang es dauert, bis auch der Volksmund sagt: Wer andere nach Guben schickt, fällt selbst hinein.
Oder???!
Nicht nur vergraben sollt ihr mich in Gruben
Aber plastinieren lassen im fernen Guben
Doktor, Lehrer und Prälat schwörn auf Gubner Plastinat
Scheibchenweise überleben: Plastinate aus Guben
Ich muss ergänzen, dass man mit dem Plastinieren nicht früh genug beginnen kann.
Also, nicht zögern, ab zum Plastination-Franchisenehmer um die Ecke, um sich beraten zu lassen, was sich jetzt schon so alles plastinieren lässt.
Die blaugraugeflügelte Lunge mit dem rosa Hals ist tatsächlich als Plastinat ein noch vergleichsweise poetisches Bild über die Vergänglichkeit des Menschen.
Als ich die florentinischen Wachsmodelle im Josephinum in Wien gesehen habe, wußte ich, wie eine poetische und dennoch anatomisch genaue Darstellung des Menschen - und seines Verfalls aussehen könnte.
Von Hagens mag ein guter Anatom sein. Ein guter Künstler ist er in meinen Augen nicht. Und ein guter Werbetexter auch nicht ;-)
Ihre Beinhäuser möchte ich natürlich gerne sehen.
Denn für die ist die Frage nicht mehr:
"Komm' ich jezz in Fernsehen?",
sondern die Feststellung:
"Endlich in der 'Hall of Fame' ".