Schwebende Steine


Schwebender Stein I (Acryl, Tinte, Papier, 2022. 1000,- Mark)

Ich bin jetzt in eine neue Werkphase eingestiegen. "Schwebender Stein I" heißt mein Bild von dieser Woche. Es zeigt ein Element, das eigentlich schwerer ist als das ihn umgebende Element und dennoch in ihm zu schweben scheint. Ein Planet vielleicht im All, ein kalzifizierter Gedanke im Gedächtnis oder ein hartes Wort, das im Raum steht. Oder aber auch ein endloses, lichtloses Schwarz (eine besonders reflexionsarme Acryl-Tinte-Mischung), das etwas gebiert wie einen Eiterpickel, einen schmelzenden Camembert, einen neuen Stern oder ein glupschiges Auge, das durch einen Spalt in einer Holztür schaut. Eine ganze Note in einem Klangteppich aus doomig-drohnigem Schwarz.

"Wie kommen Sie nur immer auf diese Ideen?" werde ich als Künstler häufig gefragt. Ja, wer mag mir da den Pinsel geführt haben. Eine höhere Existenz vielleicht, eine von modrigen Pilzen überwucherte Erinnerung, der Klang eines Hundes, der in der Ferne bellt. Ich vermag das nicht zu entscheiden, ich sehe mich selbst als Werkzeug einer unergründlichen Imagination, eines Traums, in dem ich geträumt werde. Vielleicht war ich niemals da und lag doch ruhig wie ein Stein.

Projektor | 16:37h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
twasbo - Sonntag, 25. September 2022, 14:39
Noch kein Zuspruch nach Tagen und Tagen? Bei dieser Schlampigkeit darf es nicht bleiben. Diese Miniatur verdient es (wie so viele hier), gewürdigt zu werden. Allein diese Metaphern, die verspielten, verträumten Wortsetzungen. Die melancholische Selbstironie, all das eingefangen in so wenigen Zeilen ohne Redundanz und Verschnitt. Der letzte Satz ist eines Roman-Endes würdig.

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kid37 - Sonntag, 25. September 2022, 19:38


Danke sehr! Der Zuspruch tut gut. Wir Künstler leben ja bekanntlich vom Applaus, wenn es schon kein Geld gibt. Man könnte denken, ich sei von Kunstbanausen umgeben, aber ich muss meine Fans in Schutz nehmen. Aus Gründen kann man sich auf Blogger.de aktuell nicht neu anmelden, was natürlich gerade viele jüngere Menschen, die mich und mein ?uvre aktuell neu entdecken, von Beifallsbekundungen und sachlicher Kritik sowie interessierten Nachfragen abhält.

Auf der anderen Hand fand ich jüngst einen passenden Rahmen in einem "Zu verschenken"-Karton. Sieht gleich noch besser aus und kostet nun mit Rahmen 1100,- Mark. Zugleich schälte sich im Querformat und wenn man genau hinschaut eine weitere Ebene heraus. Möchte es ganz unbescheiden in eine Reihe mit Munchs "Der Schrei" stellen.

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