Letzte Woche saß ich allein am Pool, ein Urlaub im Sommer scheint weiter nur hohles Versprechen, betrachtete also den Wind auf den Wellen, das Strömen hierhin und das Strömen dorthin, tankte, nur in meine Winterbadehose gekleidet, Entspannung und blendete Gefahr, Ungemach und Zukunft aus. Unterdrückte Spannung bei flirrender Winterkälte, man hätte ein Pferd ins Wasser führen können oder einen großen Hund, wie ein Müßiggänger ein Getränk schlürfen oder sich schläfrig dem Nichts öffnen.
Die Tage tropfen herunter, gleichförmig, irgendwas ist manchmal, öfter aber gar nichts, im Fernseher schaue ich eine Reisedokumentation. Da wird gewinzt bei einem Winzer, geimkt bei einer Imkerin. Menschen tragen medizinische Masken, folkloristische Masken, rituelle Masken, verspeisen Früchte der Erde, preisen das Licht im Himmel, bezwingen die Weite der Meere. Ich ringe mit den Falten der Decke auf dem Sofa, stelle Berechnungen auf, messe Distanzen, plane eine Idee in der Vergangenheit.
Wir zählen die dritte und wissen, jede siebte Welle ist die größte. Wer bis dahin überlebt, kann einen rätselhaften Dialekt erlernen oder ein stärkendes Gericht. Einen Roman aus dem alten Prag lesen oder Filme schauen ohne Ton. Es ist alles eins, dieser Tag oder ein anderer. Dein Haar glänzt in der Sonne, aber auch das ist nur Erinnerung.
Ist es nicht ein Wahnsinn, dass mit Sicherheit Millionen so empfinden und sich doch gerade an genau dieses Nicht-Leben gewöhnen, jeden Tag ein wenig mehr?
Der Mensch kann sich bekanntlich an alles gewöhnen und hält die neuen Gewohnheiten dann bis zum bitteren Ende durch, wenn eine höhere Macht es ihm so verordnet. Ganz besonders in Deutschland.