Betrachtungen am Swimming Pool. Ein Traum.



Letzte Woche saß ich allein am Pool, ein Urlaub im Sommer scheint weiter nur hohles Versprechen, betrachtete also den Wind auf den Wellen, das Strömen hierhin und das Strömen dorthin, tankte, nur in meine Winterbadehose gekleidet, Entspannung und blendete Gefahr, Ungemach und Zukunft aus. Unterdrückte Spannung bei flirrender Winterkälte, man hätte ein Pferd ins Wasser führen können oder einen großen Hund, wie ein Müßiggänger ein Getränk schlürfen oder sich schläfrig dem Nichts öffnen.

Die Tage tropfen herunter, gleichförmig, irgendwas ist manchmal, öfter aber gar nichts, im Fernseher schaue ich eine Reisedokumentation. Da wird gewinzt bei einem Winzer, geimkt bei einer Imkerin. Menschen tragen medizinische Masken, folkloristische Masken, rituelle Masken, verspeisen Früchte der Erde, preisen das Licht im Himmel, bezwingen die Weite der Meere. Ich ringe mit den Falten der Decke auf dem Sofa, stelle Berechnungen auf, messe Distanzen, plane eine Idee in der Vergangenheit.

Wir zählen die dritte und wissen, jede siebte Welle ist die größte. Wer bis dahin überlebt, kann einen rätselhaften Dialekt erlernen oder ein stärkendes Gericht. Einen Roman aus dem alten Prag lesen oder Filme schauen ohne Ton. Es ist alles eins, dieser Tag oder ein anderer. Dein Haar glänzt in der Sonne, aber auch das ist nur Erinnerung.

Projektor | 00:45h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
twasbo - Montag, 22. März 2021, 13:56
Die letzten beiden Sätze bringen diese Tage, Wochen, Monate, Jahre ganz besonders auf den Punkt. Das Ausblenden der Zukunft gehört auch dazu.
Ist es nicht ein Wahnsinn, dass mit Sicherheit Millionen so empfinden und sich doch gerade an genau dieses Nicht-Leben gewöhnen, jeden Tag ein wenig mehr?
Der Mensch kann sich bekanntlich an alles gewöhnen und hält die neuen Gewohnheiten dann bis zum bitteren Ende durch, wenn eine höhere Macht es ihm so verordnet. Ganz besonders in Deutschland.

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kid37 - Dienstag, 23. März 2021, 02:08
Dem letzten Satz muß ich widersprechen. Da schwingt mir ein wenig "Geraune" mit. In anderen Ländern gab es oder gibt es echte, harte Lockdowns mit Ausgangssperren und halbstündigen Zeitfenstern zum Beinevertreten oder den Hund ausführen. Es gibt Länder mit harten Quarantäneregeln wie Singapur oder Australien oder Neuseeland, wo man 14 Tage in einem Hotelzimmer verbringen muss. Wenn Sie Pech/Glück haben mit Familie. Davon wird wohl niemand Fan sein, aber wir haben kein anderes Instrument derzeit. Das zu erkennen muss man nicht obrigkeitshörig sein.

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