An einem kalten Herbstag im Jahr 1959 kam der junge Tommy Slobonczyk vom Spielen nicht nach Hause. Zuletzt wurde er an der Hand seiner Nachbarin Sylvia Masciacz gesehen, seither sind beide verschwunden.
Es sind die Rätsel, die uns wachhalten. Schleier, hinter die man schauen will, Türen, die man mit gestohlenen Schlüsseln öffnet. Lichter am Himmel, Kreuze auf der Straße, vergessene Notizen in alten Büchern. Jemand hatte Kekse gebacken, jemand hatte ein Auto angelassen. Kleinigkeiten, Indizien. Hinter dem Bild im Rahmen steckt eine Notiz, der Gruß eines geheimen Liebhabers in krakeliger Schrift.
Da ich nicht so gut darin bin, einen verdammt guten Kuchen zu backen, habe ich mir dieses kleine bewegte Gemälde erlaubt zum 75. Geburtstag von David Lynch. Der hat gestern allen einen großartigen Tag gewünscht, feiern konnte er wohl ansonsten in Ruhe, alle Augen waren auf Washington gerichtet. Auch wenn der Twin Peaks-Schöpfer neulich in einem Interview erklärte, er hätte zwar ein voll ausgestattes Studio im Haus, aber kein Geld, einen Techniker zu bezahlen, wird es wohl zu einem kleinen Sekt gereicht haben, schätze ich. Denn allein der Stapel seiner Bücher ist in meiner nicht ganz so voll ausgestatteten Wohnung ungefähr so hoch, daß ein Kleinwüchsiger aus einem seiner Filmen gerade so eben darüberschauen könnte.
Als ich in den 90er-Jahren an Walton's Mountain studierte, gab es dort eine Gruppe sehr kluger Studentinnen, die eifrig die mysteriösen oder einfach auch nur überzuckerten Geschehnisse von Twin Peaks diskutierten und versuchten, den Mörder zu entlarven. Ab und an, wenn ich mit Stubenfegen durch war, warf auch ich mal eine Bemerkung ein oder lobte Kirschkuchen, was mich irgendwann einer schönen jungen Frau näherbrachte, mit der ich später auch eine andere mysteriöse TV-Serie nachspielte analysierte. Es gab auch mal gute Zeiten, falls jemand fragt. Das habe ich alles David Lynch zu verdanken! Andere danken auch. Die Norwegerin Ingvild Eiring hat zum Beispiel ein wundervolles und aufwendiges Diorama zum roten Zimmer in Twin Peaks geschaffen. Ich selbst, vermute ich, werde mit 75 längst nicht so einflußreich sein wie dieser Auteur, der seit längerem wieder regelmäßig den Wetterbericht auf Youtube verkündet und die Zahl des Tages auslost. Die 37 7 ist nie dabei, aber dabei könnte es sich um ein Geheimnis handeln.
>>> Geräusch des Tages: David Lynch, Good Day