Tagfalten
(Bild: Noah Doely)
Manchmal, wenn ich abends noch ein wenig gedankenverhangen in meinem Labor sitze, umgeben von den Träumen und Schöpfungen des Tages, ist mir ganz flattrig zumute. Man ist ja keine 37 mehr, ein Alter, in der Zukunft an jeder Ecke liegt und aus jeder halbgeöffnete Schublade drängt. Jetzt muß ich tatsächlich auch hier und da mal Pause machen. Und solange es ungewiß bleibt, ob ich ins neurowissenschaftliche Institut wechseln kann, wo man meinen Forschungen über Schmetterlinge im Bauch skeptisch gegenübersteht, wird die Pause vielleicht auch eine längere. Aber auch ich könnte mich noch in einen Schmetterling im Ringelhemd verwandeln!
Ich könnte endlich Autor meiner eigenen Geschichte werden, mich an Apfelessig beschwipsen und auf exotischen Wüstenplaneten traumversponnene Abenteuer erleben - das aber gibt es schon als brandneuen, knapp 20-minütigen Kurzfilm von Bertrand Mandico (dessen The Wild Boys diese Tage auf DVD und BR erscheint). In angemessen bekloppte 70er-Jahre-Ästehtik gehüllt, erzählt er in Extazus eine dunstig herbeihalluzinierte, pulpige Geschichte von wilden, queeren Kriegerinnen in schwülen Glitzerwelten. Wer sich das anschauen möchte, das Video liegt hier.
Zeitgleich läuft (u.a. auf der Viennale) seine ebenfalls ultrafrischer mittellanger Film Ultra Pulpe an, faul ist der Mann also nicht. Mir soll es ein Beispiel sein. Immer weitermachen!
Wer ein Kaffeehaus für Tagträumer & Nachtschwärmer betreibt, ist ja de facto pausenlos im Dienst ...
(Und ja, nicht unterkriegen lassen, auch wenn man Sie gerade auf einen ätzend dornigen Weg schickte! Die besseren Tage kommen wieder; dann müssen Sie auch nicht mehr so steife Anzüge wie oben auf dem Foto tragen, und können entspannt im Ringelhemd Hof halten und die vorbeiflatternden Schmetterlinge studieren.)
Wie jetzt? Was haben Sie denn gegen meinen Lieblingsanzug? Das ist der einzige, bei dem meine Schleife so hübsch zur Geltung kommt.
In Ihrem Sonntagsstaat wirken Sie auf mich so weltentrückt. Aber Sie haben natürlich recht, mit meiner Einlassung outete ich mich wieder mal als Modetrottelin. Sie können selbstverständlich ALLES tragen! Wie es Ihnen beliebt. ;-)
Ich werde natürlich morgens in der S-Bahn (so sie denn fährt!) häufig angestarrt. So als käme ich aus einer anderen Zeit, muß man sich mal vorstellen!
Ah, interessant. Ich kenne nur den Film, der mich vor Jahren nicht völlig überzeugt hat. Aber vielleicht sollte ich ihm noch mal eine zweite Chance geben. Ich glaube, die Kamerarbeit gefiel mir auch nicht so. Ich habe es gerade noch mal in der Wikipedia nachgelesen und finde dies eine schöne Anekdote: "6,000 ants were brought in initially for the forest colony scenes, but they walked off before filming. Another 6,000 were brought in as a replacement, only for the original 6,000 to return."
Den Film finde ich eher schrecklich, das Stück kenne ich nicht, ich musste bei Ihrem Bild an den Roman denken und lachen. weil ich vor eine paar Tagen einen Zeitungsartikel wiedergefunden habe über eine Frau, deren Urgroßvater Schmetterlingsjäger war und die jetzt in Wien gestreifte Pyjamas entwirft.
https://www.jungbleiben.com/nachtwaesche-zum-traeumen-5-fragen-an-praline-le-moult/
Bleiben Sie jung beim Altwerden.
Das Bild, das muß ich noch nachtragen, ist von
Noah Doely geborgt, dessen Arbeit ich hier ausdrücklich preisen möchte. Das rundet sich mit dem Streifenpyjama ja wunderbar ab, ganz wie bei mir zuhause. So bleibt man jung.
Wir brauchen wieder viel mehr Mut zu Backenbärten! Sonst wird uns nie ein neuer Abraham Lincoln geboren, den wir ebenfalls dringend nötig hätten.
Schmetterlinge können sich darin auch viel besser festhalten!
Bei mir klappt das mit dem Backenbart leider überhaupt nicht.
Sagen Sie doch was, ich könnte Ihnen da was empfehlen. Die trage ich immer: