Einfach machen



Es folgt: der Wochenbericht. Ich denke ja über Neuorientierung nach, mit 37 muß man Weichen stellen. Wie ein empfindsames Katzenschnurrhaar seismographiere ich allerlei "Ideen" und Vorstellungen, lasse mir das als Jobmöglichkeit auf der Zunge zergehen, teste, atme, ein Stellenangebotssommelier, wie neulich, als in Hamburg ein Schokoladengeschäft zum Verkauf stand ("Pralinés und Edelschokolade"). Toll. So viele Möglichkeiten, und nur ein Mann, die zu tun.

Kollegen rümpfen die Nase ("Ideen, Ideen! Machen!"), ich sage, ich habe mein eigenes Tempo und prüfe, wer sich letztlich bindet. Zum Beispiel könnte ich raus aufs Meer. Auf dem Parkplatz neben meiner Packstation hat sich nämlich seit einiger Zeit ein unregulativ entstandener Trinkertreff etabliert, wo launige Männer lebensweise in den Tag hineinkommentieren. "Guck mal, da ist der Kinderkapitän, wie heißt der noch?" rief neulich einer mit Blick auf mein Ringelshirt. "Hein Blöd!" antwortete einer, worauf ich belehrend einschritt. "Ihr meint den Matrosen, der Käpt'n heißt Blaubär." Wissen die das jetzt auch.

Hein Blöd bei der Handelsmarine klingt entspannt, auch ein bißchen abenteuerlich, und als Matrose hat man eh Schlag bei Frauen, die abends gern am Kai weinen. Ich lese aber auch Stellenanzeigen. In Bremen, so vernehme ich, wird ein kriminaltechnisches Institut aufgebaut, und man sucht dafür einen Leiter. Das reizt mich irgendwie schon, fühle mich nach seit den 90ern andauerndem Telelearning "Akte X" auch ausreichend befähigt, zumal ich durch "Murdoch Mysteries" gerade ganz viel über die Anfänge der Forensik (in Kanada) lerne. Herr Kid von der KTU - wie klingt das denn? Allerdings gibt es Hürden zu überwinden: "Einstellungsvoraussetzung ist das bedenkenlose Ergebnis der Sicherheitsüberprüfung". Tja. Seit 37 Jahren bin ich Bedenkenträger und habe daher solche.

Da ich gerne mit Tieren arbeite, käme für mich auch eine Falknerei infrage. Falkner arbeiten nämlich umweltfreundlicher als mit Schußwaffen ausgerüstete Jäger, die ihr Blei in die Wälder verballern. Als wir vor einiger Zeit Ratten im Keller hatten, hätte ich z.B. meinen Falken durch die Gänge jagen können - die Axt im Haus erspart bekanntich den Zimmermann - der ist geräuschlos, gefährlich und pfeilschnell, also alles das, was ich nicht bin. Ein Kompensationstier, sozusagen der SUV des kleinen Mannes.

Auch Modedesign interessiert mich seit einigen Jahren sehr. Zum Thema Destroyed Socks (155,- Euro) fiele mir einiges ein. Zerrissene Jeans können nicht alles sein. Hier im Camp David der Kreativität fliegen mir solche Ideen ja nur so zu - als wären sie ein Falke, der sich auf mich und mein Hirn herabstürzt. (300 Studenkilometer, also schneller als ein SUV).

Letzte Woche war ich auf der Indie Con im Hamburger Oberhafen. Zumeist junge Menschen präsentierten dort ihre kleinen Verlage mit Büchern und Magazinen. Die Leute vom Trust waren da, die vom Weekender, von Fotomagazinen aus Wien, Italien und weiteren Ländern. Stimung: gut. Motto: "Einfach machen!"

Und auch, wenn die Pointe noch fehlt: Immer weitermachen, sag' ich doch.

Homestory | 15:35h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
wut_antrinken - Sonntag, 15. September 2019, 17:22
Jetzt hab ich auch richtig Lust, mir einen Falken zu ziehen, wie Kriemhild von den Nibelungen. Mit Kriminalgeschichten jedoch wollte ich nichts haben, weder am Hut noch am ledernen Handschuh zum Schutze vor Falkenkrallen. Zu schreckhaft. Den Text las ich gern.

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kid37 - Sonntag, 15. September 2019, 19:38
Irgendwann im Alter muß man sich entscheiden: So wie Clint Eastwood in The Mule zu leben oder auf der Seite von Recht & Gesetz. Ich habe ein Auge für Details und kann sehr verbissen sein - hervorragende Eigenschaften für die Spurensuche. (Kommt so Wort für Wort in meine Bewerbung.)

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mark793 - Sonntag, 15. September 2019, 17:35
Bei Ihrer Vielzahl von Talenten und Fähigkeiten fällt die Richtungsentscheidung naturgemäß schwer. Ich möchte noch die Musik ins Spiel bringen, vielleicht könten Sie Ihre schöne Halbakustik-Klampfe in der Fußgängerzone amortisieren. Ein Doppelgänger von Ihnen spielt und lehrt Boogie Woogie in der Londonder Ubahn. Und vielleicht bringen Sie den Hanseaten die sprichwörtlichen Flötentöne bei?

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kid37 - Sonntag, 15. September 2019, 19:35
Aus der Hamburger Fußgängerzone heraus sind schon Weltkarrieren gestartet, wie ich aus nächster Hand weiß. Die Richtung ist schon ganz gut, mit dem Boogieman kann ich mich allerdings nicht ganz so identifizieren. Ich sehe mich eher als Eintänzer auf Kreuzfahrtschiffen.

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mark793 - Sonntag, 15. September 2019, 20:13
Dass das Geklimper nicht so Ihr Ding ist, war mir ja schon klar, ich meinte das tatsächlich mehr so als allgemeine Richtungansage. Ob Kreuzfahrtschiffe bei der hysterischen Diesel- und Klimadiskussion noch eine große Zukunft haben, ist freilich ungewiss.

Dieser Tage sah ich eine Doku über den neuen Job des E-Scooter-Einsammlers, das fand ich auch mega-interessant. Gute Ohren und detektivische Fähigkeiten sind da gefragt. Wenn ich besser zu Fuß wäre, würde ich das sofort machen.

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kid37 - Sonntag, 15. September 2019, 21:22
Ich wäre als Juicer eine Fehlbesetzung. Ich sammelte die wahrscheinlich, um die anzü - nein, das habe ich nie gesagt! #Sicherheitsüberprüfung

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kid37 - Montag, 16. September 2019, 01:26
Es wäre natürlich eine Ehre, Parkplätze zu entdecken! #AutoExplorer

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fritz_ - Montag, 16. September 2019, 23:56
Da Sie beide gerade über den schönen Beruf des Rollersammlers sinnieren, wird mir klar, dass ich im ganzen Leben noch nicht einen einzigen E-Roller in echt gesehen habe. Ich schwör. Lucky Bastard ich bin.

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mark793 - Dienstag, 17. September 2019, 00:11
Yeah, lucky bastard! Ich wäre neulich von einem fast umgenietet worden (genau genommen wurde das Teil von einer jungen Frau pilotiert).

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fidibus - Sonntag, 15. September 2019, 23:39
Als KTU-Kid hätten Sie die Kumpels der bösen Jungs im Schlepptau, die wegen Ihrer tollen Arbeit hinter Kerkermauern landeten ... Das Ende vom Lied: Sie könnten niemals mehr ENTSPANNT zur Packstation schlendern. Wer will denn so was?!

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kid37 - Sonntag, 15. September 2019, 23:55
Da bin ich wie Jimmy Stewart: Auch wenn die ganze Stadt gegen mich ist, werde ich mit geradem Rücken RECHT und GESETZ verteidigen. Damit Menschen wie Sie ENTSPANNT zur Packstation gehen können. So sieht es nämlich aus! #Sicherheitsüberprüfung

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fidibus - Montag, 16. September 2019, 01:46
Sie sind eben ein Mensch mit Charakter, nicht so ein Weichei wie ich.
(Wurde ja "gegauckt". Trete Ihnen meine Harmlosigkeitsbescheinigung gerne ab, damit Ihre Berufung nicht an so einem profanen Überprüfungstamtam scheitert.)

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samojede - Sonntag, 22. September 2019, 20:49
Finde in diesem *Artikel* sind schöne Schlüsselwörter: Trust,SUV, Katzenschnurrhaar, Forensik.. kann aber nicht auf alles eingehen.

Sie könnten doch Restaurator werden und zb Hein Blöd in Erfurt reparieren, wo dieses Jahr irgendein ♥-loser Hurensohnwixxxer geköpft hat. Janun, ich nehm jetzt auch k e i n Blatt mehr vor den Mund. (Stichwort:Türzumalltagoffen) ...& dann könnten Sie mit Herrn Blöd raus aufs Meer?!

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kid37 - Montag, 23. September 2019, 22:40
Was? Das ist ja wie mit der armen Meerjungfrau in Kopenhagen, der mehrfach schon der Kopf abgetrennt wurde. Schlimm, ganz schlimm. Also: Blöd, ganz blöd. Mit so einem Kutter Post auf Inseln expedieren ist bestimmt ganz pittoresk. Ab und an mal streiken, wie bei meinem Postamt heute. Dümpeln vor Madagaskar.

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