Humpback Hocker

"Ich bin ein verwunschener Buckelwal", sprach er. Ich runzelte die Stirn und sah meinen drehbaren Hocker mißbilligend an. "Man soll nicht fantasieren", mahnte ich. "Und auch nicht aufschneiden!"

Zu viele prahlen und gleißen, dann setzt man sich drauf, und es ist nur billiges Gewackel. Ein Ikeahocker eben, dachte ich. Aber neugierig war ich doch und drehte - und wie überrascht war ich! Der Gesang eines Wales! Mein Hocker kann unter Wasser singen? Ich habe es jedenfalls, so der Beweis, aufgezeichnet. Ein Hockerwalgesang.

Wie schön das wäre. In unruhiger Nacht, wenn um drei die dunklen Wahrheiten wachen, drehte ich schnell eine Runde auf dem Stuhl, um mich - und die Nachbarn vielleicht auch, die sich über das unbestimmte Quietschen aus dem Finstern ihrer eigenen Nacht wundern würden - zurück in den Schlaf zu singen. Oder wie mit einer Lockpfeife herangerufen, einen Leviathan zu wecken, der mich aus tiefer See betrachtet.

Unter meinen Händen soll alles Klang werden, rief ich entzückt, drehte den Hocker herauf und herunter, entlockte ihm, so als würde ich ein Lenkrad halten, Töne, Seufzer und Gesang - eine Symphonie wurde in meiner Diele geboren. Ideen blitzten auf: Ich würde weitere Hocker besorgen und mit einem Quartett in der Elbphilharmonie auftreten. Von den Gagen könnte ich mir die Stradivari der Hocker kaufen, um diesem noch präziser noch feiner klingende Gesänge abzuringen.

Zu lange herumgehockt, ich gehe jetzt durchs Haus lauschen. Hör den Gesang der Wasserleitung, das Trommeln der Waschmaschine. Die Geräusche entlang der geheimen Traumpfade.

Projektor | 00:01h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
fidibus - Donnerstag, 28. März 2019, 08:56
Um dem Oberteufel Quacklabrack zu entkommen, steige ich morgens in den Bauch vom Walfisch Jonathan (Andere nennen ihn Tram. Pffft.) und lasse mich durchs Weltmeer an mein Ziel bringen. Abends holt er mich wieder ab. Konnte die Geräuschkulisse bisher nicht zuordnen, dabei ist es so einfach: die rechtschaffene höckrige Buckelwalverwandschaft singt auf ihn ein, weil der Schlingel sich einfach nicht an abgemachte Termine hält und mal hierhin und mal dahin schwimmt. Wieder ein Alltagsrätsel gelöst. Ihr Blog ist mein Brockhaus!

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frau eff - Donnerstag, 28. März 2019, 14:52
Ich sehe es vor meinem geistigen Auge, Sie und ein eleganter Oktopus gemeinsam auf der Bühne, zehn Arme spielen die Hocker, und nach der Zugabe verschwinden Sie beide lautlos im Hafenbecken.

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