Bomberjackenmädchen



Auf dem Debütalbum meiner Punkband Die verranzten Rentner befand sich damals das Lied "Bomberjackenmädchen", das europaweit, vor allem aber in Japan, ein kleiner Hit war.

Du- wolltest immer was wagen
Dir - kann keiner was sagen
Bomberjackenmädchen!
Bomberjackenmädchen!


So was kommt an. Pogo im Publikum (Albumtitel). Ein wenig so wie meine Fotoreihe "Kaffeetrinken mit Frauen". Das ist ein faszinierendes, vergleichsweise aber stilles Projekt, bei dem es um Abstraktion geht - oder besser gesagt Substraktion. Denn die Frauen oder der Kaffee sind gar nicht im Bild. Aber das sieht man ja.

So ist es oft im Leben. Etwas ist da und gleichzeitig nicht da. Die stille Präsenz der Abwesenheit. Alle kennen das durch das von Freud beschriebene "Fort-da"-Prinzip, woran ich immer denken muß, wenn ich den Kaffee dann auf einmal auf habe. Alle, leer, weg. Von wegen, die "Permanenz der Dinge". Schaut man nicht hin, gibt es die auch nicht. Wie Staub im Haus zum Beispiel. Oder Streifen auf frisch geputzten Fenstern.

Streifen auf frisch geputzten Fenstern wäre auch ein schöner Titel für meinen Debütfilm, sollte ich mein künstlerisches Portfolio dereinst erweitern wollen. Klingt einerseits haushaltsbekannt und ist damit instantly relatable, wie das Prinzip von Hollywoodfreuds beschrieben wurde. Gleichzeitig hat es aber einen geheimnisvollen Klang. Das ist wichtig, falls mein Film (da geht es um ein Bomberjackenmädchen, das immer viel Kaffee trinkt und in einer Schlüsselszene die Fenster nachlässig putzt) einemal im Deutschunterricht interpretiert werden soll. "Mangelnde Durchsicht" steht dann in Königs Erläuterungen und gibt bei Nennung schon mal drei Punkte.

Es ist Sonntag. Da fasse ich für die Nachgeborenen das Leben gerne kurz zusammen.

Projektor | 11:37h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
frau eff - Sonntag, 10. März 2019, 15:16
Sie sollten Ihren Debütfilm nicht vor sich her schieben, sondern baldigst fertigstellen. Andere werden mit so etwas zum Star. Wie dieser Herr Lynch, dessen letztes Werk ich gestern annähernd zu Ende geschaut habe (vorletzte Folge). Ich sage nur: whooshing intensifies.

Hier eher so "alle, leer, weg". Bin gerade durch den Sturm (Unwetterwarnung!) vier Konditoreien abgefahren, alle geschlossen, teilweise entgegen anderslautender Öffnungszeiten an der Türe. Ich bin am Boden zerstört.

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kid37 - Sonntag, 10. März 2019, 17:33
Die Szene kommt natürlich in meinen Film. Bomberjackenmädchen steht vor der geschlossenen Konditorei und ballt die Faust in der Tasche.

Zur Begleitung von Twin Peaks kann ich nur wärmstes das Offscreen-Magazin empfehlen. Dort gibt es viel Erhellendes.

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fidibus - Sonntag, 10. März 2019, 15:44
Schließe mich den anfeuernden Worten von Frau eff an: Schnell ans Werk!

Die topmodische Herbstkleidung, die Ihrem Film den leicht melancholischen Retrolook verpasst, gibt's ja gerade frisch auf dem Markt (wie Sie selbst heute auf dem anderen Kanal anmerkten).

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kid37 - Sonntag, 10. März 2019, 17:36
In den Extras zu Twin Peaks kann man ja sehr nahe miterleben, wie Herr Lynch von Konferenz zu Meeting diesen Apparat an Leuten bewegt. So könnte ich nicht arbeiten. Ich würde lieber hinter einem Vorhang an einem Monitor sitzen und per stenografischer Notiz meine Anweisungen nach draußen reichen lassen. Ein Traum in einem Traum!

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vert - Freitag, 22. März 2019, 03:48
tonsillitis unter palmen
- ein guter max-goldt-titel. aber am end doch scheiße, wenn man in echt in vietnam herumröchelt.

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kid37 - Freitag, 22. März 2019, 22:43
Ein Bomberjackenmädchen namens Viet Nam<.

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