Statt Jahresrückblick



Manchen kann man Brücken golden anmalen, sie finden doch nicht drüber. Stapfen beharrlich auf wacklige Eisschollen, auch wenn man mit den Augen rollt und mit Schau- und Erklärtafeln auf festere Wege weist. So bleibt unklar, worauf überhaupt wer und alles hinauslaufen soll. (Diese Erkenntnis ist natürlich nur eine reine Beobachtungsstudie von anekdotischem Wert, nichts Evidenzbasiertes.)

2016 hatte ich eine Lebensmittelvergiftung. Ich glaube, das faßt das Jahr ganz gut zusammen. Irgendwie... nicht so erheiternd, aber zwischendrin, wenn die Krämpfe nachließen, schon auch sehr schön. Man hat freilich wenig Energie für weitergehende übellaunigkeit, das ist einfach nicht gut für den inneren Teint. (Diese Erkenntnis ist natürlich nur eine reine Beobachtungsstudie von anekdotischem Wert, nichts Evidenzbasiertes.) Außerdem wurde in dem Jahr viel gestorben. Am Ende waren alle angegriffen und angreifend und traurig natürlich. Und ich dachte: Vergeßt die Lebenden nicht.

2017 stellte ich fest, daß ich eigentümlicherweise insgesamt lieber mit netten Menschen zusammen bin als mit nicht so netten, weil die gut sind für den inneren Teint. (Diese Erkenntnis ist natürlich nur eine reine Beobachtungsstudie von anekdotischem Wert, nichts Evidenzbasiertes.) Menschen, die nicht lange reden, sondern einfach eine Suppe kochen. Einem die inneren Fenster öffnen, um mal Luft an die wundgelegenen Stellen zu lassen. Kurz mal auf links drehen, abklopfen und wieder auf die Füße stellen. Nicht sterben dabei.

2018 habe ich plötzlich Ideen. Wie so ein Esel, der aufs brüchige Eis steigt. Muß aber auch mal sein. Sechs Jahre liegst du flach, und im siebten sollst du ruh'n. Und andere, so eine Erkenntnis aus einer Beobachtungsstudie von rein anekdotischem Wert, schaffen das auch.

>>> Geräusch des Tages: Múm, Menschen am Sonntag

Homestory | 12:45h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
frau eff - Montag, 5. März 2018, 18:53
Bemerkenswert ist ja, dass es insgesamt nie an Ideen mangelt, man selbst aber dann Jahre braucht, um plötzlich (!) Ideen zu haben.

Und in Ihrem Jahre umspannenden Über-Bild ist die Idee des Esels, der vernünftigerweise zögert, bevor er über vereiste, goldene Brücken geht - schön.

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kid37 - Montag, 5. März 2018, 20:50
Aber eigentlich heißt es doch Wenn dem Esel zu wohl wird, dann geht er aufs Eis.... Über goldene Brücken müßte man den andererseits schieben, aber vielleicht ist er in diesem Moment wirklich mal vernünftig. Ich kann ja nur für mich selbst als Esel sprechen.

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