Dem Zug der Vögel... na ja, erstmal Planen



Das Ende des Sommers liegt unverkennbar in der Luft. Zeit also für die letzten Landpartien. Wie heißt es so berührend im Landwirtschaftsgedicht: "Die Äpfel hängen schwer am Baum/Ein Traum." Der Auftakt ist hakelig. Erste trockene Blätter, Kram von den Linden, haben sich unters Schutzblech verhakt, das Sischsischsisch während der Fahrt macht mich schnell irre. Gleich einem bockigen Pferd gilt es Zeug aus den Hufen Reifen, Speichen und Ritzen zu zippeln. Bei einem verbauten Hollandrad keine ganz einfach Aufgabe. Ich halte mehrfach an, bis ich kurzen Prozeß mache, das Rad kopfüber drehe und den letzten zischelnden Widerständler mit spitzen Fingern herauszupfe. Zehn Meter weiter wartet der nächste Blätterhaufen auf mich, ich gebe mich geschlagen.

Am Rand der Hafencity hat sich ein Zieselpark im Baugrund eingegraben. Sportlich finde ich die Preise, sonst könnte man das ja mal machen, so alle Mann und wie beim Autoscooter. Aber vielleicht ist man nach 15 Minuten auch froh, wenn es vorbei ist. So wie bei so vielen Dingen, die andere Menschen schön finden.

Ich fahr dann lieber über Land, 40 Kilometer sind es am Ende, ganz gut für einen mit Hamsterkäufen für alle Fälle vollgepackten Holländer. Ich finde das ja richtig, und bin daheim bis hin zur Alufolie für viele Katastrophenfälle gewappnet. Und das, wo ich noch nicht einmal Besuch empfange. Umgekehrt erstaunen mich immer wieder Menschen mit starker Neigung zur sozialen Nähe, deren Vorratskammern aus dem ReicheltPennyNetto nebenan bestehen.

Eine Jacke für das angekündigte Gewitter hatte ich dann aber doch nicht dabei. Doch schneller als schwarze Wolken radelte ich, husch-husch wie die dunkle Hexe im wizard of Oz, die auf ihrem Rad durch die Luft wirbelt. Bald bin ich durchnäßt, aber am Ende davongekommen. In Ochsenwerder war Schützenfest. Überall flattern betrunkene Fahnen im Wind. Im Graben romantische Hinweisschilder, man kann dort sich wohl zur Nottrauung treffen, ehe man aus einem katastrophalen Suff erwacht.

Die Gänse wittern auch schon Vorratsmangel oder andere Wetterwendungen. Am alten Holzhafen haben sie Pause eingelegt, nun schnattern immer wieder neue Geschwader dicht über meinen Kopf hinweg. Zeit auch für mich, in letzter Not einen Urlaub zu planen. Meine Erholungsvorräte sind alle. Mir fallen alle Blätter ab. Vielleicht als Kid Holgersson einfach hinterher.

Ausfallschritt | 20:49h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
mark793 - Sonntag, 21. August 2016, 21:30
40 Kilometer mit dem schweren Gelöt, oha, in Stahlrenner-Äquivalenz umgerechnet sind das etwa 40 Meilen, also schon eine ganz schöne Strecke, Respekt! Irgendwie hoffe ich Sie ja immer noch zur Teilnahme an der Eroica zu überreden, das könnte man übrigens mit einem kleinen Herbsturlaub in der Toskana verbinden.

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kid37 - Sonntag, 21. August 2016, 22:42
Plus fünf, sechs Kilo Packtasche mit Fotokrempel, Wasser, Buch und Naturbestimmungsbuch und Karten und... da kommt schon was zusammen. Es gab aber auch zwei, drei kurze Verzehrpausen, ich mache es ja entspannt. Habe auch immer gemerkt, wie wacklig es ab und an ist, wenn es eng wird. Ich schätze, so was wie die Eroica liegt noch über meinem Limit. Hier muß mal ein leichterer Renner her.

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kristof - Montag, 22. August 2016, 12:33
Moment. Ich dachte, der richtige Vollhochsommer kommt jetzt erst noch!

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kid37 - Montag, 22. August 2016, 12:38
Ich hörte heute Morgen schockierende Nachrichten im Info-Sender. Mochte kaum aufstehen. Angeblich knallt der Sommer noch mal zurück. Da werden die Gänse aber gucken!

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kristof - Montag, 22. August 2016, 12:44
Und der Notfallvorrat an Frischobst und Hackfleisch erst einmal.

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rollinger - Samstag, 3. September 2016, 09:18
Hier im Südwesten ist noch "Bitte endlich Regen die Bäume sehen übel aus" Seit 3 oder 4 Wochen kein Tropfen vom Himmel.
Nächste Woche soll es aber dann noch mal bitte etwas fein bleiben, da feier ich mit der Dame eine wilde Party mit Kram aus Portugal.
Ein wenig Sommerabschied wenn man so will.

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