Abgründe des Herzens



Ab und an, eine innere Stimme redet mir zu, ob gut oder böse gemeint, man weiß es ja nicht, versuche ich es mit Kontaktanbahnung auf einer näheren, durchaus auch persönlich gemeinten Ebene. Dabei habe ich allerdings immer wieder mal Körbe erhalten, die ich immerhin, das ist die andere Seite, denn jedes Phänomen hat bekanntlich zwei davon, ganz prima zur Aufbewahrung von Zwiebeln, Kartoffeln und Altpapier benutzen kann. Insofern ist nichts vergebens oder ohne Nutzen auf dieser Welt. Andererseits denke ich, ebenfalls ab und an, Single - das ist doch auch immer nur dasselbe Lied, so eine B-Seite, eine jedes Ding hat doch wohl zwei Seiten, wäre schön.

Nun sind meine Strategien einerseits sehr ausgefuchst. Da zeige ich meine tierliebe Seite (mehr. Bildbände ü. taxidermische Kunst vorh.) oder mein von unlauteren Trieben befreites viels. Interesse an geistigen Gesprächen (mehr. Bildbände ü. Sektionspräparate vorh.) - allein, gebracht hat es außer kritischer Aufmerksamkeit nichts. Manchmal auch einen Lacher, so als habe ich einen guten Witz gemacht.

Dann höre ich seit einiger Zeit konkrete Musik. Konkrete Musik ist sehr anspruchsvoll, auch wenn es sich mitunter anhört, als stimme dort jemand sein Kurzwellenradio ab oder säße im Inneren eines Staubsaugers. Das ist komplex und läßt mich ebenso erscheinen und - wie Polizist Dietmar Schäffer sagen würde - "Ist auch wichtig!" Ich sitze dann, höre also aufmerksam meine Schallplatte mit elektronischem Gefiepe oder dissonanten Maschinengeräuschen, lasse alsbald meine Augen durch die gute Stube wandern, entdecke vielleicht einen Spinnweb (wirklich nur einen) oder einen einsamen, vertrockneten Krümel auf dem Teppich und denke, ich weiß nicht, wie ich ausgerechnet in diesem Moment darauf komme, Staubsaugen könnte ich ja auch mal.

Dann sauge ich ein wenig Staub, auch richtig bis in die Ecken rein und nicht die Abkürzung in der Runde, stelle die Saugkraft auch gleich mal etwas höher denn da läuft ja noch diese konkrete Musik damit es auch richtig sauber wird. Und dann bin ich - dank der konkreten Musik - im Anschluß sehr glückl.: Ernsth. Kunstinteresse und auch tatkräft. im Haush. Ich möchte das empfehlen, einerseits.

Andererseits macht konkrete Musik nicht sexy. Es ist so: Alles, was ich über Menschen weiß, habe ich aus Westermanns Monatsheften, von denen ich ein nicht wirklich aktuelles, aber doch sicher zeitloses Exemplar auf dem Flohmarkt erstanden habe. "Möchtest du mitkommen, Staubsaugermusik hören?" ist kein Sager, der gut und vor allem aufrichtig verstanden werden würde. Menschen ziehen einzelne Augenbrauen hoch, schauen auf ihr elektronisches Mitnahmegerät, seien ja noch irgendwo zum "Coffee-to-go" verabredet, leider, leider... es ist nicht einfach. Manchmal, dank Westermanns Monatshefte weiß ich, wie man sich benimmt und Freunde gewinnt, überrasche ich Menschen mit einem Strauß Blumen und meinem tragbaren Phonokoffer, um mit ihnen konkrete Musik zu hören. Ich habe natürlich keinen Beweis, Menschen reden - anders als eine gewisse Musik - häufig so unkonkret. Aber es scheint als seien diese Menschen nicht nur froh über mein Kommen.

Am Ende bleibt das Inserat. Um nicht allein mit meinen verwitterten verwitweten Gedanken zu bleiben, formuliere ich schlichte Herzenswünsche, verweise auf meine Expertise als preisgekrönter Foto Photograph mitunter kurvenreicher Landschaften und appelliere an die herzensg. und haushaltsnahen Wünsche junggebliebener, unbemalter Nichtraucherinnen. Wie ein guter Geist könnte ich "Sie" nebengedankenfrei und modern mit meinem Staubsauger umwienern. Ganz konkret zu guter Musik. Ganz herzl.

>>> Geräusch des Tages: Rune Lindblad, Thermonuklearreaktion

Homestory | 15:23h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
cabman - Samstag, 9. Januar 2016, 19:04
Werden wir jetzt mal ganz konkret: alles Jute fürs laufende Jahr und verzeihen Sie meine Unpässlichkeit, Ihnen zeitnah geantwortet zu haben, aber ich habe Kinder, denkt Irgendwer auch mal an die Kinder(!?) und da kommt man ja zu Nix, das dann aber doppelt und überhaupt haben Sie sowieso selber Schuld, weil ein Handy kein verdammter Uhrenersatz ist und auch keine putzige Taschenlampe, sondern verdammt nochmal ein K O M M U N I K A T I O N S M I T T E L ist! Ich habe das jetzt mal langsam getippt, damit Sie sich das mitschreiben können! ;-))

Alles Gute, Herr Kid, auf das dieses Jahr Bombe ein schönes wird!

Gruß von der anderen Seite

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kid37 - Sonntag, 10. Januar 2016, 16:50
"Kommunikation"? Ach du meine Güte. Ist das, wo man so mit anderen S P R E C H E N muß? Ich suche immer nach so einer keinen Kurbel am Rand des Gerätes und rufe verzweifelt "Vermittlung! Vermittlung", fürchte aber, ich bin unvermittelbar. Na gut, irgendwo muß noch die Gebrauchsanleitung für diesen Gegenstand sein. Bis dahin ebenso alles Gute, und denken Sie dran: Kinder sind unsere Zukunft!

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novesia - Sonntag, 10. Januar 2016, 11:22
"Manchmal auch einen Lacher, so als habe ich einen guten Witz gemacht." - Das kommt einem nach der Lektüre dieses schönen Beitrags natürlich vollkommen absurd vor.
Oh, und Sie haben Sager gesagt! Wunderbar!

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kid37 - Sonntag, 10. Januar 2016, 16:51
Ich mache 2016 einen Humboldt-Fernkurs "Österreich für Anfänger". Ich habe schon einen B.A. im "Sacher-Torte essen".

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nnier - Sonntag, 10. Januar 2016, 19:58
Westermann. Sie haben's gut! Einst besaß ich einen ganzen Karton, vielleicht ist er doch noch irgendwo: Adenauer lebt!, wollte ich nur noch rufen und meine Wände tapezieren mit all den Damen des Hauses und guten Hausgeistern. Aber, ach, dahin.

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marie.sophie - Sonntag, 10. Januar 2016, 20:36
Na dann auf die Herzen und den Westermann!

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kid37 - Sonntag, 10. Januar 2016, 22:41
Das waren noch Zeiten! Die Reklame darin voll mit Küchen, Teppichen, Haushaltsgeräten. Und, man halte sich fest: Fotoapparate! Dazwischen Berichte aus aller Herren Länder (aber gern von Damen geschrieben), das ein oder andere Gedicht (u. a. Benn) oder die "heitere Erzählung". (Literatur findet in heutigen Magazinen ja nicht mehr statt.)

@MarieSophie: Christine Westermann und die Herzbuben, das wäre es.

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mark793 - Sonntag, 10. Januar 2016, 23:33
Den Rat, mich nicht an Mädchen/Frauen zu hängen, die sich anmalen, hat mir meine schrullige Patentante schon früh mit auf den Lebensweg gegeben. Die schockierende Information, dass es Frauen gibt, die sogar rauchen, hat sie mir damals allerdings wohlweislich vorenthalten. Wer weiß, vielleicht wäre ich ins nächstbeste Kloster eingetreten. Und dann hätte ich doch manche Gelegenheit verpasst, einer Frau Feuer geben zu können, wie es sich für einen Kavalier geziemt.

Aber wie auch immer, da haben Sie mal wieder sehr Beschauliches ausgegraben! Für die Reklame aus dem 50ern und 60ern kann ich, der ich von heutigen medialen Konsumstimulanzien eher genervt bin, mich kurioserweise sehr erwärmen. Und ich frage mich, ob es Töchterlein mit der Klingeltonwerbung auf Viva oder den nervigen Seitenbacher-Spots im Radio irgendwann ähnlich geht.

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kid37 - Dienstag, 12. Januar 2016, 22:32
Was Patentanten noch wußten! (Wäre das nicht eine Idee für eine erfolgsversprechende Plattform in diesem Internet?) Hier noch als unerfahrener, herzensjunger Mensch (also ich jetzt) ein glückl. Händch. in Liebe und ganz allg. in Gesellsch. zu haben, ist wahrlich schwer.

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kristof - Dienstag, 12. Januar 2016, 21:49
Habe gerade eine wohl falsch adressierte Email einer gewissen Audrey aus indigoferousf.ohhmygold.net bekommen, war die vielleicht für Sie? Der Betreff lautet "Werde ein Experrte bei Frauen und andere Krankheiten."
Ich bin nicht ganz sicher, ist die Nachricht selbst doch recht vertraulich formuliert. "Ich mache dir heute ein gutes Gefühl ". Kennen Sie diese Person?

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kid37 - Dienstag, 12. Januar 2016, 22:29
Also für Gefühl bin immer zu haben, es ist ja leider sehr aus der Mode geraten. Audrey sagt mir aber aktuell nichts. Da kenne ich nur die aus Twin Peaks, die einen Kirschstengel im Mund verknoten konnte.

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kristof - Dienstag, 12. Januar 2016, 23:18
Nanana, und was ist mit dem kleinen Horrorladen? Sie verschweigen mir doch etwas, Sie Schlingel.

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kid37 - Dienstag, 12. Januar 2016, 23:39
Ertappt. Und jede Wette, die konnte auch Kirschstengel knoten.

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kristof - Mittwoch, 13. Januar 2016, 11:17
Na also. Sie sind ein Experrte bei Frauen.

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kid37 - Mittwoch, 13. Januar 2016, 12:42
"Und anderen Krankheiten".

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kid37 - Mittwoch, 13. Januar 2016, 12:42
(Ich zitiere nur!)

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reuter - Samstag, 16. Januar 2016, 11:49
Ach Herr Kid, so manches Mal, wenn ich hier still und heimlich herumlese, könnte ich Ihnen glatt ein Heiratsangebot machen, so schön können Ihre Texte sein. Dass Sie Herz, Humor und Charme besitz., liegt ja auf der Hand, aber sind Sie auch nicht unverm.?

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kid37 - Samstag, 16. Januar 2016, 14:02
Madonna sagte einmal: "Ich liebe den amerikanischen Dollar. Jeden einzelnen, den ich verdiene, gebe ich aus!" So ein Verm. muß man erst einmal haben, wie viele stopfen sich ihr Geld in die letzten Taschen "für später"! Aber Frauen lassen sich auf testamentarische oder auch alttestamentarische Verspr. nicht ein, da müßte ich schon fit in Steuerrecht sein. Dazu kommt: Als Leuchtturmbesitzer, Whg. in Wassernähe vorh., verliebe ich mich alle 11 Minuten in ein vorbeisegelndes Parship...

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zeilensturm - Samstag, 16. Januar 2016, 18:40
"Parshippen" ist übrigens mein Unverb des Jahres 2016. Bereits jetzt. Und für immer. Nur Unadverben sind noch schlimmer.

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kid37 - Samstag, 16. Januar 2016, 19:31


Moderne Menschen gehen wohl gleich ins Konkrete! Phonokoffer, und dann los. Ich bilanziere (Steuerwesen) für 2015: Ein bißchen Mut gehört eben auch dazu. So'n Parship muß auch schwerere See meistern können.

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