Am Tag danach



Am Tag danach verlassene Nester. Am Tag danach die Hartherzigkeit der Kollegen. Eine fachliche Diskussion über eine US-amerikanische Liebesdramaserie, der man vorwirft, irgendwas mit einer Verschwörung zu tun zu haben (als hätten das nicht alle tragischen Liebesgeschichten) und zudem tief in den Neunzigern verwurzelt zu sein. Man warte nur noch auf eine ICD-Nummer für "persistierende nostalgische Verklärung", dann könne man mir auch weitere Differentialdiagnosen stellen. Ich sage "Pff", hebe zu Belehrungen an, weiß aber, daß ich nach dem nächsten Umzug als "Spooky Kid" wohl ein Büro unterhalb der Wasserlinie beziehen muß. Verlassene Nester.

Auch sei die Bildqualität doch recht veraltet, ich antworte, aber man sehe doch nur mit dem Herzen... gut, das sage ich natürlich nicht, sonst drückt man mich womöglich bereits beim nächsten Toilettenbesuch unter die Wasserlinie. Vielleicht stellt man mir auch aus einem gewissen Argwohn heraus Scul eine Kollegin zur Seite, die meine Arbeit überwachen soll. Das kann passieren, ich habe so etwas schon einmal irgendwo im Fernsehen gesehen.

Ich werde das, wie früher auch andere schönen Dinge, vorsichtshalber unter der Bettdecke verfolgen. Ein Notebook, Milch, Kekse und ich. Eine Dienstpistole vielleicht, man weiß ja nie. Draußen wurde zuletzt viel geschossen. Merkwürdige Lichter am Himmel auch. Alle sagten wie abgesprochen "Aah" oder auch "Ooh", ein Feuerwerk und Jahreswechsel, und da wußte ich schon, das kann nur eine Verschwörung sein.

Wie zur Ablenkung aber letzte Stellen gestrichen im Bad. Meditative Freude gefunden im Abschrauben von Haken, an denen der Bademantel hängt. Meditative Freude gefunden im Wiederanschrauben von Haken, an denen der Bademantel hängt. Ein Lied gesummt, kleine Schritte, weiter Runterschalten, Stapel sortieren. Das Welträtsel muß warten.

Homestory | 14:23h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
ana - Sonntag, 5. Januar 2014, 16:42
Sogar der Müll von der Knallerei kann noch für was gut sein. Fredder Wanoth sammelt immer am 1. die Holzstäbe der Raketen, weil er sie zum Bauen seiner skurrilen Architekturmodelle gebrauchen kann. Klick

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kid37 - Montag, 6. Januar 2014, 12:35
The Transformation of Waste. Da haben wir es wieder. Es regnet doch nichts vom Himmel als daß es nicht zu etwas nutze sei. Auch und gerade Feuerwerk.

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kristof - Mittwoch, 8. Januar 2014, 10:11
Dieser Fredder soll die mal schön liegen lassen. Die Stäbchen braucht noch manch wackerer Handwerker zum Farbeanrühren.

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kid37 - Donnerstag, 9. Januar 2014, 12:42
Und niemand denkt an die Kinder, die Schönes damit basteln oder sich um die Ohren hauen könnten!

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gaga - Montag, 6. Januar 2014, 01:03
"tief in den Neunzigern verwurzelt zu sein"

Bitte. Das Glas ist halb voll. Es wurden nicht die Achtziger bemüht. (!)

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kid37 - Montag, 6. Januar 2014, 12:34
Was sagen Menschen nicht alles, um anderen die Freude zu verderben. Mein Puls geht keine Sekunde über 60.

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ana - Montag, 6. Januar 2014, 19:46
Was die ICD betrifft, will ich Ihnen eine Diagnosenummer nicht vorenthalten und das ist kein Scherz von mir:

R45.2
Unglücklichsein

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ana - Dienstag, 7. Januar 2014, 19:03
Hoffentlich habe ich mich oben nicht missverständlich ausgedrückt. Ich wollte Ihnen sicher nicht R45.2 als Diagnose zuordnen, sondern nur von der Kuriosität berichten, dass Unglücklichsein eine anerkannte Krankheit ist.

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kid37 - Dienstag, 7. Januar 2014, 19:13
Im Gegenteil. Ich bin sehr fasziniert, überlege aber, ob das einer der berüchtigten neuen Diagnosen ist, die inflationär in die Nr. 10 gerutscht sind, um neue Krankheitsbilder zu erzeugen oder bestehende zu verschärfen. Auch bin ich enttäuscht, daß der Schlüssel nicht auf "37" geht.

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ana - Dienstag, 7. Januar 2014, 19:27
F37 wäre beispielsweise noch frei und bildet eine Lücke in der Zahlenreihe.
Klick

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kid37 - Dienstag, 7. Januar 2014, 22:05
Persistierende affektiert-somnambule Mißmutigkeit, da haben wir es doch. Lücke gefüllt.

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fabe - Mittwoch, 8. Januar 2014, 21:46
Herzlichen Glückwunsch zu 2014! Ich mag Standard Definition TV sehr gerne.

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kid37 - Donnerstag, 9. Januar 2014, 12:43
Anderen ist das zu 90er. Sie aber haben es erkannt, es ist so was von 2014!

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