Es klingt wie aus einem Science-Fiction-Stoff der 50er Jahre, aber die Invasion der Body Snatchers ist eigentlich keine Fiktion. Man kennt einen Parasiten, der das Verhalten von Katzen und Mäusen steuert, weil er beide Tiere als Wirte braucht, aber wahre Blütenpracht beim Töten zeigt erst ein Pilz namens Cordyceps. Der dringt in die Körper von bestimmten Insekten ein, darunter unseren Freunden, den Ameisen, zerstört nach und nach ihr Gehirn, läßt aber das Nervensystem intakt.
Das infizierte Tier bleibt also bewegungsfähig, wird dabei aber fremdbestimmt wie ein Roboter. Die Ameise, das zeigt die kurze BBC-Doku von Richard Attenborough oben, die man sich ruhig mal anschauen kann, wenn man schon länger keine Albträume mehr hatte, die Ameise also klettert auf eine erhöhte Stelle, klammert sich eisern fest schließt einen Riester-Vertrag ab - und gibt sich womöglich letzten verbissenen, pilzigen Eigenheimträumen hin. Benannter Fungus, man kann jetzt hier nicht drumrumreden, durchbricht die Schädeldecke, wächst zu einem Gebilde bizarrer Schönheit, ehe er seine Sporen freigibt, bereit, weitere Insekten zu befallen. Wie wunderbar ausgedacht!
Eine interessante Studie auch zum Thema Indoktrination und freier Wille, der bei Ameisen zugegeben von vorneherein minderentwickelt ist. Angeblich funktioniert auch der Smartphonevirus so, der Menschen dazu bringt, immerzu auf Displays starren zu müssen. Diese Nachrichten aber werden unterdrückt. Regierungsgeheimnis usw.
Oh ja. Da fühlt man sich so unwohl als Teil der Natur, wie sich das für einen Menschen wohl gehört. (Die gesamte Serie ist sehr zu empfehlen. Nach der Regenwaldfolge dachte ich: unglaublich faszinierend. Bloß nie hinreisen.)
Für Menschen ist das noch interessanter. Die haben, bisherigen Erkentnissen nach, ein Bewußtsein für das, was mit ihnen passieren wird. Jedenfalls, wenn sie BBC-Dokus schauen.
Die ganzen Darmsanierten damals immer so: Du willst gar keinen Zucker essen, das ist der Pilz in dir, der will gefüttert werden. Habe ich nie geglaubt, aber eben, als ich dringend zwei Nutellabrote verschlingen musste, moment, grad noch schnell eins, ich erzähl gleich wei
Sie geben sich ja tüchtig Mühe, einem jede Freude am Aufenthalt in der Natur zu verderben. Jetzt muss ich mir wahrcheiblich noch häufiger die Finger waschen, wenn ich im Wald nach Knochenresten gesucht habe (Dr. Sicherheitsexperte aka Hasenherz K. ist ja immer an meiner Seite).
Jaa, sehr schön...Erinnert an Alien. Es gibt auch eine Version mit einer Tarantel (kann auch in dem BBC-Feature sein, habs jetzt nicht nochmal geguckt, aus Gründen des Seelenheils), wegen der ich beinahe zum Arachnosympathisanten mutiert wäre. Das will was heißen. (Aber ihre achtbeinigen Bienen haben auch eine gewissen Wirkung - wie süß!)
Pilze sind eben keine Pflanzen, obwohl sogar die mir bekannten Veganer und Vegetarier sie essen, sondern eng mit den Tieren verwandt und sie ernähren sich eben wie diese heterotroph (altgriechisch ἕτερος heteros „fremd“, „anders“ und τροφή trophé „Ernährung“; also „sich von anderen ernährend“) , und damit nicht wie die Pflanzen von Licht und Liebe.
Ja, das regt sehr zum Philosophieren an. Wie vielen Pilzen sind wir ausgesetzt? Und: Wie hoch ist der Prozentsatz an Identitätsverlust im Laufe unseres Lebens oder führen sie uns erst zu unseren Möglichkeiten? Erweitern und bereichern die Pilze unser Ich oder lassen sie es verkümmern? Könnten wir überhaupt ohne Pilze leben?
Es gibt eine klassische Horrorgeschichte, von Conan Doyle, glaube ich, wo Schiffbrüchige auf einer nebelverhangenen Insel von Fungus überwuchert werden, bis sie eine fadenverschleimte, halb amorphe Masse geworden sind. Ihre Geschichte erzählen sie weitgehend durch die Nebelwand hindurch (also, philosophisch betrachtet, im Grunde wie wir alle), da ihr Anblick zu schrecklich ist. Das wahre Ich usw.
Mir ist noch ein altes Buch eingefallen, das zwei meiner Freunde - einer ist leider schon 2004 gestorben - 1977 geschrieben haben. Es heißt "Die Pilzmaschine" und darin gibt es eine gleichnamige Geschichte von dem Freund, der noch lebt. Sie beginnt: "Manchmal denke ich, dass wir alle nur noch wie Stacheln auf einer großen Maschine sitzen und keiner weiß eigentlich so recht, wozu die Maschine die Stacheln noch braucht. Jeder wundert sich und denkt sie funktioniert doch auch ohne diese sonderbaren Pilze."
Ich hoffe, Sie meinen mit "sie" die Stacheln und nicht mich.
Ansonsten endet die Geschichte tatsächlich mit Endzeit.
"... Es nimmt sein Taschentuch und wischt gedankenverloren über die Maschine. Das wenige Blut, das herumspritzt, trocknet sie sorgfältig ab , poliert ein wenig nach und betrachtet mit schiefgehaltenen Kopf ihre Arbeit."