Junge Mädchen im Schnee, mit Chucks

Strenggenommen gehörten in so ein Post-Blog-Blog ja 4:37-Min.-lange Beiträge zum Thema "Stille", also leere Eintragsfelder über die staunenerfüllte Groteske dieses zum Winter gemendelten Frühlings. Junge Damen in kurzen Röcken entpuppten sich als Bildstörung, denn in Wahrheit trugen sie helle Jeans zu dunklen Jacken. Sie stehen auch nicht barfuß im Schnee, sondern in den leichten Turnschuhen einer US-amerikanischen Marke.

Sie sind vielleicht inspiriert von meiner einst ganz erfolgreichen Jugendbuch-Trilogie (Lotte reißt aus, Lotte boxt sich durch und Lotte kehrt zurück - auch bekannt als "Lotteleben"-Reihe). Darin unternimmt die Heldin eine längere Bildungsreise, kreuzt durch die Südsee (ohne dort freilich Königin zu werden) und hat eine Begegnung mit den Gaffern, was man heute aber nicht mehr sagen darf. Der Verlag schrieb die Passage in Lotte boxt sich durch in "Leute vom Stamme der Betrachter" um, was aber nicht alle Kritik verstummen ließ.

Die Szene, als Lotte ihr Pony schlachten mußte, um sich und einen ihr untergebenen Gaffer Typen vom Stamme der Betrachter durch den harten Südseewinter zu bringen (das ist da so wie hier), wurde ebenfalls vom Verlag gestrichen. Feige Einknicker. Es hätte so viel zu lernen und vermitteln gegeben. Mich wundert nicht, daß Frauen heutzutage kaum noch Hausschlachtung beherrschen. Außer zwei oder drei, die ich kenne. Backen ist auch so ein Thema. Knöpfe annähen... ich sag' nichts mehr.

Nun ist es ja so. Während man im Alltag natürlich aus reiner Höflichkeit nicht allen auf die Füße treten, Empathie für die Belange und Schwächen seines Nächsten zeigen und überhaupt hübsch freundlich bleiben sollte, kann all dies ja nicht Aufgabe der Kunst sein. Die macht ja Dinge, die glaubt man nicht. Mitunter bohrt sie einem in unangenehmer Aufdringlichkeit wie ein Fremder in der Nase.

Auf der anderen Seite dieses verdrehten Frühjahrs habe ich in einer mir selbst etwas fremden Regung ein Ding mit Emily Blunt. Eine Schauspielerin, die ab und an aus der sonnenuntergangsgetränkten Seeligkeit ihres Privatlebens auftaucht, um unverfangenen Nonsens für die Öffentlichkeit zu machen und dabei immer extrem trinkfest aussieht. Cello spielt sie auch, sogar im Winter. Wißt ihr das jetzt auch.

Homestory | 15:10h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
ana - Mittwoch, 3. April 2013, 17:51
Das Internet ist zumindest ein Bewahrer alter Kulturtechniken. Da gibt es nicht nur Videoanleitungen für Hausschlachtungen, zum Knöpfe annähen, sondern sogar welche zum Wäsche zusammenlegen.
http://www.youtube.com/watch?v=BV20dsQV-GA

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kid37 - Mittwoch, 3. April 2013, 18:39
Bei mir muß das Zack-Zack gehen. Ich mache das wie sonst vieles auch wie die Japaner.

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ana - Mittwoch, 3. April 2013, 19:08
Respekt! Das ist Stoff-Origami.

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akrabke - Mittwoch, 3. April 2013, 21:03
Hell,
das geht ja!

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maphisti - Donnerstag, 4. April 2013, 01:59
Nun ja, normalerweise wurden ja solche Arten von Fertigkeiten traditionsgemäß von der einen Generation an die andere weitergegeben. Aber, ach ja, ich weiß .. wir leben nicht mehr in den Zeiten der Gebrüder Grimm! Gut so!
Zum Thema "Cello" : Schon Udo L. wusste die erotisierende Wirkung einer Cello spielenden Frau sehr zu schätzen.

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kid37 - Freitag, 5. April 2013, 13:02
Die T-Shirt-Falttechnik ist mir in einem komplizierten Ritual von meinem japanischen Vater auf einem heiligen Berg weitergegeben worden. Meiner Erfahrung nach aber sprechen Mütter am Backofen zu wenig mit ihren Töchtern. (Die können aber oft gut Autofahren, das wandelt sich eben alles.) Udo L. lässt sich da einfach von unten was hochkommen, ich hingegen sitze nach einem Tag Drachen erschlagen abends mit meinem Handarbeitskörbchen und repariere gelöste Nähte.

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maphisti - Freitag, 5. April 2013, 16:14
Das soll ja sehr entspannend wirken.

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ana - Freitag, 5. April 2013, 21:55
Heute ist mir endlich klar geworden, warum ich die anerzogene Fähigkeit des Kuchenbackens in letzter Zeit so völlig verloren habe und mir einfach kein Kuchen länger gelingen will. Mein Uralt-Gasherd, noch aus den Sechzigern, macht von der Flammenhöhe inzwischen, was er will. Schwarz scheint seine Lieblingsfarbe zu sein. Ich fürchte, ich muss mich nun von ihm trennen. ( Dabei hat meine Großmutter mit ihm schon in meiner Kindheit gebacken. )

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maphisti - Samstag, 6. April 2013, 12:58
Flammkuchen? Mag ich.

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ana - Sonntag, 7. April 2013, 18:06
Geflammter Kirschkuchen. Ging ohne äußeren Rand und untersten Boden trotzdem gemocht von den Gästen weg.

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maphisti - Sonntag, 7. April 2013, 21:49
Kirschen mit Flammen - olé!

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g. - Donnerstag, 4. April 2013, 07:54
So, der Satz „Die Kunst macht ja Dinge, die glaubt man nicht. Mitunter bohrt sie einem in unangenehmer Aufdringlichkeit wie ein Fremder in der Nase.“ kommt in mein Poesiealbum. Das haben Sie nun davon.

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kid37 - Freitag, 5. April 2013, 12:57
So schreibt man sich ein.

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montez - Donnerstag, 4. April 2013, 19:54
Basiert das da heute Abend auch auf einer Vorlage von Ihnen?

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kid37 - Freitag, 5. April 2013, 12:57
Das größte Abenteuer ist immer noch das Studium der Medizin. Diese Lotta ist natürlich auch ganz vergnüglich.

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kelly mg - Donnerstag, 4. April 2013, 20:12
Die Vorliebe für "leichte Turnschuhe einer US-amerikanischen Marke" (tatsächlich öfter an Frauen- als an Männerfüßen zu sehen) sind mir ja schon im Sommer ein Rätsel, aber im Winter machen sie mich ganz fassungslos. Dann verspüre ich immer gleich den Reflex, warme Wollsocken zu verteilen, die ich aber zufällig gerade nicht dabei habe.

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thingonaspring - Freitag, 5. April 2013, 08:08
Ich glaube, dass ist deren Kunst den Winter auszutricksen. Wie auch immer, man muss sehr der Kälte trotzen. Und pubertär sein. Sonst geht das nicht.

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kid37 - Freitag, 5. April 2013, 12:48
Die innere Hitze der Jugend. Solange sie das noch hat. Ich habe ja auch solche Schuhe für den Sommer. Wenn ich mit meiner Yacht unterwegs bin. Ansonsten bin ich ja nun im "La Martina"-Alter.

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kristof - Freitag, 5. April 2013, 17:51
"Köpfe annähen" gelesen. Nicht stutzig geworden.

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maphisti - Dienstag, 9. April 2013, 12:53
"Sonnenuntergangsgetränktes" + Meer + Nonsens = Dolce Vita pur!

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burnster - Donnerstag, 11. April 2013, 13:02
Wenn ich Chucks und blickdichte Strumpfhosen sehe, muss ich immer an meine Tage als viel zu alter aber gerade richtig emotionaler Besucher dieser Emo-Diskos vor ein paar Jahren denken. Ich habe dann immer gedacht, dass es sicher gleich ein wenig müfft, wenn man mit diesen Mädchen nach Hause ginge und sie ihre zu den Killers nassgetanzten Chucks ausziehen.

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nnier - Donnerstag, 11. April 2013, 18:55
Sie Glücklicher. Wenn das die Sorge war.

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maphisti - Samstag, 13. April 2013, 16:28
Sorge!
Sehr geehrter Herr Kid37,

ich muss gestehen, dass ich Ihre Einträge schmerzlich vermisse.
Sie sind doch nicht etwa krank? ... dann lieber verreist!?

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kid37 - Samstag, 13. April 2013, 20:37
Längere Schritte übend.

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