Mono no aware



Am Ende fehlte ihm die Kraft. Am Ende konnte seine weiche, weiße Decke die unter ihr krauchenden Wucherungen nicht länger halten. Am Ende verloren auch die letzten mit ihm die Geduld, wünschten den Abschied herbei, begannen, selbst die Zeit zu manipulieren, ihm zu zeigen, daß seine abgelaufen sei.

Am Ende wich er, wie das Kraftlose immer weichen muß. Er gab auf, verging, schmolz förmlich hinweg vor unseren Augen, stumm sterbend, von wenigen nur vermißt.

Jetzt wird kommen ein regnerischer Frühling, dann folgt bald schon die Zeit des Monsuns, wenn die drei Wochen Sonne im Juni vorüber sein werden. Sturzbäche werden zwei oder drei Monate alles ertränken, dann aber ist bereits wieder Herbst, die glückliche Zeit.

Bis dahin kann ich ein wenig das Spazieren erlernen, ganz wie der Spazierende Mann, dieses konzentrierte, detailreiche Werk von Taniguchi, das die im Großen ereignislosen Wanderungen eines Mannes durch seine Stadt beschreibt, wie er das kleine Links und Rechts streift, seinen Hund umherführt, den kleinen Dingen zuschaut. Wem es jetzt schon vor dem Sommer graut, mag in Ein Zoo im Winter Zuflucht suchen. Für die ruhigen Wochenenden, wenn das Geschrei einmal Pause haben soll.

>>> Geräusch des Tages: Blondie vs. Philipp Glass Heart Of Glass

Ex Libris | 19:42h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
ach annemarie - Samstag, 13. April 2013, 20:43
ich vermisse ihn sehr.

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kid37 - Montag, 15. April 2013, 19:37
Er kommt wieder, keine Frage.

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pappnase - Samstag, 13. April 2013, 20:45
hatte ich ihnen schon einmal gesagt, wie bestechend ihre rezensionen sind?

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kid37 - Montag, 15. April 2013, 19:37
Aber ich will doch überzeugen, nicht bestechen ;-)

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kreuzbube - Samstag, 13. April 2013, 21:05
Das interessiert mich, habe ich es doch derzeit mit Gezeichnetem zwischen Buchdeckeln.

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kid37 - Montag, 15. April 2013, 19:38
Mir gefällt die erwachsene Sicht, die Ruhe und der genaue Blick für das Unscheinbare.

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nnier - Samstag, 13. April 2013, 21:13
Die kenne ich noch nicht - aber andere Werke wie z.B. Vertraute Fremde haben mich auch schon sehr angesprochen. Da gibt es viel zu entdecken bei den Japanern, zumal ich trotz Kimba-Prägung gegen Mangas erst immer eine instinktive Abneigung überwinden muss.

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kid37 - Montag, 15. April 2013, 19:40
Die kommen ja meist recht bunt und schrill daher. Das hier ist eher so die Ligne-claire-Variante, jedenfalls aus meiner laienhaften Sicht. Ruhige Panele, kein Remmidemmi-Schnickschnack.

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ana - Samstag, 13. April 2013, 22:55
Ich hoffe mal, Sie sind kein guter Wetterfrosch. Aber wenn doch, prophezeien Sie wenigstens einen glücklichen Herbst und keinen Fimbulwinter.
http://de.wikipedia.org/wiki/Fimbulwinter

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maphisti - Sonntag, 14. April 2013, 00:57
Sommerregen hört sich ganz wunderbar und immer wieder anders an, wenn die Tropfen auf die Blätter fallen. Ein Spaziergang darin ... unbeschreiblich.

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kid37 - Montag, 15. April 2013, 19:51
Überrascht werden vom Sommerregen. Am besten zu zweit. Da tropft einem plötzlich die Romantik in den Nacken.

"Fimbulwinter" ist eine großartige Sache, stelle ich fest. Nach den letzten, noch zaghaften Anläufen, könnte der nächste einer sein.

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kristof - Dienstag, 16. April 2013, 11:00
Danke für das Geräusch. Das ist grandios.

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monnemer - Dienstag, 16. April 2013, 12:24
Das ist wirklich großartig.
Wer dieses unsterblich in Debbie Harry verliebt sein noch nicht kannte, dürfte jetzt fällig sein.

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maphisti - Dienstag, 16. April 2013, 17:40
Oh, Pardon, sind Sie ( ganz bestimmt!) der "Spazierende Mann", oh, Pardon, sind Sie der große Mann von Welt ...?

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kid37 - Dienstag, 16. April 2013, 19:52
Meinen Sie mich jetzt? Spazieren kann ich. Für eine kleine Welt reicht's.

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maphisti - Mittwoch, 17. April 2013, 14:13
Da liegen Sie sicher sehr weich! Das "Kleine Welt-Phänomen" ist ja laut Milgram keineswegs zu verachten.

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maphisti - Donnerstag, 18. April 2013, 23:24
"Mono no aware" - "Okashi" - denkwürdig - danke -

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