Back in Seven Minutes
Bei Feinkunst Krüger gab es am Samstag den großen Wurf zu sehen. Sozusagen ein grafisches Erntedankfest zum Herbstbeginn. Als glorreiche Sieben zeigen Matt Lock, Patrick Farzar, 4000, Stefan Marx, Ken Kagami, Ingo Giezendanner und Anton Engel Grafiken und Objekte verschiedener Formate. Ein mittlerer Rausch dfer Fülle, sowohl in der Hängung als auch in den Themen der Bilder: Superhelden mit Rumms, Supergeschlechtsteile mit Wumms (paritätisch gegendert), superfiligrane Ausgestaltungen und grobes Nach-Hause-Hämmern sorgten folglich auch beim Publikum für angenehm gelockerte Stimmung.
Die tätowierte Knarre von Patrick Fazar hängt an dünnen Fäden als Mittel zwischen Kolonialisierungsbeihilfe und einer pulvergefüllten Metapher für "austherapiert". Der Künstler wird es anders sehen, selten jedenfalls schienen Kerben auf dem Kolben hübscher. Munteres Plaudern also zwischen Phalli und Wonder-Women, ich war da ganz angetan und völlig neben der Uhr, als es halb zwei ans Auskehren ging.
Entspannte Heimfahrt in den Wandelstadtteil. Wo früher nur russische Schlägerbanden mitfuhren, jetzt ein Gewusel von Szenejugendlichen an den Stationen. Es geht etwas vor im Niemandsland. Ich aber muß vor der Revolution erst ein bißchen Schlafen.
("Back In Seven Minutes". Feinkunst Krüger, Hamburg. Bis 27. Oktober 2012.)
Das sieht sehr gut aus und hört sich auch so an, vielleicht schaffe ich es ja noch nach HH bis zum 27., ist ja der nächste Weg (und ich hab 'ne Freifahrt). Wie ist denn das Wetter?
Wie ist denn das Wetter?
Ah, das Zitat erkenne ich. Holly Golightly, wie sie einmal im Monat nach Sing Sing fährt, um Sally Tomato den Wetterbericht abzuliefern. Heiter bis wolkig, angenehm kühl.
Also Kid ist Holly und Montez ist Sally. Ok.
Halb zwei - solange feiern hier nicht mal die Produzentengalerien - zumindest nicht in ihren eigenen Galerieräumen. Und um halb zwei muss man hier, fährt man nicht selber, mit dem Taxi fahren. Ich lebe also eben doch nur in einer kleinen Metropolregion - sozusagen auf dem Dorf.
Ich war selbst erstaunt. Aber man redet und redet, trinkt ein paar Bier - und schwupps ist es Nacht. Wie früher.
Den Revolutionen täte ein bißchen Schlaf ganz gut.
(Sieht aber gut aus. Schade, so bald bin ich nicht wieder in Hamburg.)
Birds, blue face and hands : what a fancy mixture!
Revolution nur noch von 9 bis 17.30 Uhr, ich kann das auch nicht mehr alles so. Irgendwann sollten Sie aber zum Familienausflug kommen, dem Sohn Schiffe zeigen.
Wow! Superb! Ships? Extremely hip!
Ah, "Szenejugendliche". Der übliche Wandel? Künstler siedeln sich an. Dann weitere Kreative. Dann die in unkreativen Berufen Tätigen mit etwas mehr Geld, die gerne unter Kreativen sein wollen.
Dann die Klage über Gentrifizierung.
Merke: Nach den Künstlern kommen - die Bauträger.
Auch letztere sind schon da. Wie ich am Wochenende erfuhr, verbuddeln die jetzt 30 Mio im Brachland genau gegenüber meines Leuchtturms. ETW am Wasser, ein paar Feigenblatt-Mietwohnungen nach Norden raus... Demnächst mehr.
Ist hier in der Stadt auch so. Neues Projekt in Gegend, in der vorher keiner wohnen wollte. Habe wieder ein neues Wort gelernt: "Kultmieter". Das sind die, die bleiben sollen, weil sie für das alternativ-akademisch-hippe Flair eine wichtige Funktion haben.
Hier in den Werbeprospekten ähnlich: Aufstrebendes Viertel noch ohne Flair, aber mit kauzigem alten Mann als Garant für bodenständigen Charme..
Bestimmt alles Klingelton-Komponisten, Klickzahl-Optimierer und andere Vertreter der kreativen Sonderklasse.
Nee, Herr mark, die Mieter werden zum Kult erhoben, weil sie eben anders sind, von sich aus, alteingesessen, die primären Urbanisierer einst für Öd erklärter Stadtecken. Die "Komponisten" oder die neuen Konsumenten brauchen die "Alten" zum Wohlfühlen. Neusymbionten erobern ihre Wirte.
"Kultmieter" sind ein paar alteingesessene Originale. Die dienen zum Locken der neuen Immobilienkäufer und Mieter.
Beispiel: Das kleine alte Café mit Mobiliar aus den 50ern und ebenso altem abgewetztem Teppich. Kellner mit schwarzer Hose und weißem Hemd. Oder der Fahrradladen, der in steinalten, schmutzverschmierten Schubladen Teile aus Jahrzehnten birgt.
Die werden gebraucht. Fürs Flair. Eine Zeit lang. Wenn der gesamte Block verkauft und vermietet ist, dann können Sie raus, dann zieht die Bäckereikette mit einer ihrer unzähligen Filialen ein, die die dreifache Miete zahlen. Oder der Bio-Eis-Laden mit der garantiert veganen Kugel für 2,50 EUR. Ach was sag ich, nehmen wir doch gleich 5.- ...
... und die Szenejugendlichen und die Künstler müssen schauen, wo sie den nächsten Stadtteil finden, in dem sie Vorreiter sein können für das, wogegen sie später protestieren...
um so was auf Anhieb richtig zu dechiffrieren, fehlt es mir schlicht an Gentrifizierungs-Expertise. Ich wohnte lange in einem Viertel, in dem ein paar Luxussanierungsträume der frühen 90er unsanft von der Realität eingeholt wurden. Man könnte sagen, die Gegend hat die Kurve nicht so recht gekriegt, wird aber in fünf bis zehn Jahren sicher wieder als der heiße Geheimtipp gehandelt.
Und hier in der Verbundgemeinde ist es völlig irre. Aber was will man erwarten, drüben im anderen Stimmbezirk des Stadtteils kommt die FDP fast jedesmal über 25 Prozent...
Well. I am sure, you know the spezies " Homo erectus ", who is neither hipp nor hopp and more and more interested in Laren!