Merz/Bow, #34
Aus den Augenwinkeln zwei, dreimal Olympia geguckt. Die Übertragungen unterscheiden sich nicht mehr allzusehr von den beliebten Nachtsendungen auf Das Vierte oder diesem Sportkanal. SexyClips, in denen knapp bekleidete Akteusen mit den Deuserband oder irgendwelchen Bällen spielen. Bei Olympia: Beachvolleyballerinnen im Stringtanga und Tassles aus dem Burlesque-Bedarf. Oder knapp mehr. Die Staffelläuferinnen würden in ihren bauchnabelfreien Outfit aus jedem Restaurant auf Mallorca geworfen werden. Selbst die Turmspringerinnen tragen mehr. Worum geht es da? Mich stößt das ein wenig ab. Was aber wäre, wenn jede Sportart so fotografiert würde wie diese Miezenparade? Hier erste Ergebnisse. (via Kottke)
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Angeliska besucht das Grab von Hank Williams und erinnert sich. [1, 2]
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Fotograf Theron Humphrey reist mit seiner Hündin Maddie durch 50 Staaten der USA und führt darüber ein Blog. Die Hündin ist sehr begabt darin, eine Balance im Leben zu finden, einen Platz zwischen Oben und Unten, dem Möglichen und dem Unmöglichen. Dem Vertrauen, sich Einlassen- und Auf sich-zukommen-lassen-können. Mit der unverfälscht-lässigen Eleganz und Selbstvergessenheit, wie sie nur Tiere haben. [via BumBumBum]
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Im Bus steigt ein junges Mädchen ein. Lange, gesunde, natürlich ins Kraut geschossene Haare, freundliches Gesicht, die Hose mit modisch zerfetzten großen Löchern auf den Oberschenkeln, durch die gebräunte Hautflecken glänzen, nicht in diesem verlederten Solariumton, sondern in einer leichten Segelbräune, wie man hier sagt. So genau habe ich das olympionikische Taxieren gelernt. Ihr gegenüber sitzt eine andere Frau, die sie ebenfalls betrachtet. Sie ist über 40, Typ Eppendorfer Agenturfrau, die es nur zumBusfahren geschafft hat, verledert an Handtasche und Gesichtshaut, sie hält ihren frischen Blumenstrauß hart umklammert und wirft erst einen kurzen, dann immer längere Blicke auf das Mädchen. In ihren Augen schimmern Abschätzigkeit, dann Neid und Bitterkeit. Ihr Taxieren hat nichts sportliches mehr, es ist ein Existenzkampf. Sie hört nicht auf zu schauen.
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In der U-Bahn sitzt mir gegenüber ein junges EMO-Pärchen. Sie erzählt von einem Freund, der knapp 20 zu seiner neuen Freundin zieht. "Die ist voll alt. Fast 50. 48 ist die." Ich beuge mich vor und sage: "Entschuldigung, ich bin auch, äh, 37. Da geht noch was." - "Ja", rollt sie mit den Augen. "Aber der ist doch erst 20!" (Ich denke. Na ja, 20. Die haben eine schöne Haut, und viele sind ja auch schon sehr weit in diesem Alter. Sagt man doch so. Das muß man sportlich sehen. Wie dieser Fußballer, wie hieß er noch gleich.)
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Sich nicht abstempeln lassen. Auf neue Geschichten einlassen. Mit dem Schmutzigen Würfel immer wieder Liebesgeschichten erfinden (mit der Maus über die Wörter fahren). Botschaften weitergeben. Kassiber.
("Das fühlt sich gut an/und wir sehen super aus/und wir haben uns was zu sagen." Blumfeld, "2 oder 3 Dinge, die ich von dir weiß".)
(via Mumien, Analphabeten, Diebe)
Sehen Sie das doch nicht so eng mit den unbekleideten Bauchnäbeln und Pobacken; die ersten Olympioniken, was aber nur Männer waren, gab es sogar ganz nackert zu sehen. ( Und schauen Sie sich doch mal die griechischen Vasenbilder von den Wettkämpfern an. Da sind die SportlerInnenphotos richtig harmlos dagegen. )
Na ja, es waren, so weit ich weiß, nur die Gymnasten, die damals nackt auftraten. Die Beachvolleyballerinnen trugen bestimmt eine Toga. Das Problem sehe ich in den Verbandsvorschriften, gegen die Spielerinnen ursprünglich auch (vergeblich) protestiert hatten. Ich sehe ein Problem darin, daß hier Frauen auf Geschlechtsmerkmale reduziert werden, während dies bei den Männern nicht der Fall ist. Mir ist das ein wenig zu plump, schöne Körper hin oder her. Mal sehen, was die Paralympics so zeigen.
Also gut, entweder albern, sexistisch oder komplett durchkommerzialisiert (wie die letzte EM). Nächste Stufe ist dann, glaube ich, nur noch Cirque du Soleil.
ach, hvv hält knackig. richtig alt ist man erst, wenn man ein auto braucht. mit dem man dann auch zum bäcker und zum zigarettenautomaten fährt. schon allein, weils so schick ist. und weil es sonst keinen grund gäbe, es samstagnachmittag in der auffahrt zu waschen und zu polieren, während all die anderen nachbarn ebenfals an ihren schlitten rumwienern.
Ich unterstelle, der Eppendorferin projizierten sich andere innere Filme. In denen ihr klar wurde, warum der Eppendorfer Agenturchef oder Großklient sie nicht im Land Rover nach Hause ins Kaminzimmer fährt. Weil er mit anderen vor Kampen segeln ist.
Ich glaube, ich bin der älteste Sack von Allen. Als mir neulich eine Kollegin beim Mittagstisch erzählte, dass sie sich Olympia mit Begeisterung anguckt, weil man bei den Sprinter-, Schwimmer- und Turnerwettbewerben doch auch mal was fürs Auge geliefert bekomme, fiel mir nur ein staunend-verständnisloses ‚Aha’ ein. Ich muss mal in den nächsten Tagen in Bahnen&Bussen oder im Einkaufscenter meiner Wahl vermehrt auf stramme Schenkel und Hintern achten, mal sehen, ob der zu begutachtende Alltag wirklich so trostlos ist, dass man auf Fernübertragungen angewiesen ist.
Jeder soll sehen, was er oder sie herauspicken mag. Ich finde es auffällig, wie sehr die Sportlerinnen per Dresscode auf Reize getrimmt werden, während man die Männer seltener in Stretchhöschen mit Hasenpfote sieht. Die Zweitverwertung findet man ja auf dem Boulevard, Klickstrecken im Internet mit den "sexiesten Pics von Olympia". Ich meine, da geht doch noch was, die nächtlichen "sexy Sportclips" auf den TV-Kanälen machen es doch vor.
kommt man hier in dem Land, in dem sie erfunden wurden, auch als eigentlicher TV-Abstinenzler nicht so ganz vorbei. Diese textilen Kessheiten, die Ihnen auffielen, sind mir indes weniger begegnet. Ich hatte nur den Eindruck, die eigentlichen Wettkämpfe nähmen nur noch den allerkleinsten Teil des Programms ein, stattdessen immer wieder die ewiggleichen Trailer und viel inszenatorisches Gedöns, vor allem rund um die Siegerehrungen. Weiß gar nicht, ob die Damen beim Boxen überhaupt über mehr als drei Runden gehen. Das fängt grad nett an und ist dann schon wieder vorbei, dann quälend lange Siegerehrung. Gähn...
Das ist alles ein werbeumfeldtaugliches Rahmenprogramm, das hat schon die EM zur langweiligen Kindergartenparty gemacht.
Was den Dresscode der Damen und dessen medialer Verwertung angeht, hat sich seit 1965 nicht geändert.
Always ask a man rät Arlehne Dahl in ihrem
Key to Feminity. Die Funktionäre wissen schon, was sich verkaufen läßt. Die Bauchnabel und Hintern waren auch alle super.