Wir kommen ja auch irgendwoher
Das US-Projekt My Parents Were Awesome gibt es mittlerweile auch als Buch, die Kaltmamsell wies neulich noch einmal daraufhin und präsentierte die eigenen, most awesome Eltern. Am Wochenende - es galt, Dinge zu regeln und Vergangenes aufzuräumen- flöhte ich ein wenig durch meine Fotokisten und kann nun in der Reihe Mods vs. Rockers ebenfalls ein epochetypisches Familienbild herumzeigen. Väterchen Kid, mit Helm und Brille, dem Leben aber furchtlos zugewandt, hatte, glaube ich, keine eigene Vespa, aber kurz ein Motorrad, ehe er auf vier Räder erweiterte, schon allein, weil man da besser Radio hören konnte.
Mütterchen Kid, ganz rechts und offensichtlich im besten Backfischalter dem Gesetz nach noch minderjährig, aber dem Leben gegenüber aufgeschlossen, wußte das zu schätzen. Denn so kam auch Farbe ins Leben und eine gewisse wirtschaftswunderliche Heiterkeit. (Wer sich jetzt gerade am Kopf kratzt und wundert und rumrechnet: Meine Eltern haben mich sehr spät bekommen. Also sehr, sehr spät. Quasi, als sie schon erwachsen waren.) Väterchen Kid nun war gerade am Wochenende zu Besuch in Hamburg, leider mit einem anderen Auto, um den Erstgeborenen zu begutachten, Dinge anzusprechen und sich die Stadt anzuschauen. Mein Vorschlag, die Parade zum Christopher Street Day nicht zu verpassen, wurde dankend kommentiert. Das sei schon sehr bunt gewesen, und ich glaube, er meinte so etwas wie "eindeutig". Das ist ja dann auch sehr awesome. Diese Interessiertheit an besonderen und ungewohnten und merkwürdigen Dingen. Das finde ich wichtiger als irgendein Motorrad oder Schlitten. Obwohl, den Helm und die Brille hätte ich schon gern.
Just heute bin ich mit einem ähnlichen historischen Schlitten offen und gurtlos gefahren worden. Brüderchen Ana, wie praktisch, hat so was. Es ist schon toll, die Gegend aus so einem hübschen Innenraum mit schönen Schaltern betrachten zu können. Mir hat nur ein Kleid, wie es Mütterchen Kid getragen hat, gefehlt.
Alle Macht dem H-Kennzeichen. Und schöne Momente kann man sowieso nie genug sammeln.
Was war das eigentlich für eine Zeit, wo die Mütter alle minderjährig aussahen? Das ist doch Ihre große Schwester, die da tröstet.
Das alte Haus meiner Oma habe ich Jahrzehente später auch noch mal
besucht.
Das muss dieses "damals" gewesen sein ... :)
Heute gilt man ja als auffällig, bekommt man Kinder unter 30.
Mein Kind ist deutlich unter 30. Hm.
hat eine gewisse Ähnlichkeit mit meiner ersten, etwas langjährigeren Liebe. Aber vermutlich glichen die jungen Damen zu dieser Zeit einander wie das vielzitierte Ei. Und einen Karmann Ghia hatte sie auch nicht. Sie hatten wohl reiche Eltern.
Arbeiterhaushalt. Daheim nur Käsebrot. Und im Vergleich war der Kharmann, glaube ich, so teuer auch nicht. Der "Sekretärinnen-Porsche" war ja im Grunde nur ein auftoupierter VW Käfer.
hübsch (hab ich Kharmann doch falsch geschrieben). Also der Ghia. Mit einem solchen ganz in Weiß bin ich Anfang, Mitte der Siebziger mal hoch oben über die alpinen Berge nach Meran abgefahren. Da kuckten die Leutchens aber gewaltig. Sie staunten so, als ob ich heute mit meinem französischen fahrbaren Gartenstuhl vorrolliere. Für viele hatte der durchaus Besonderes. Aber zu der Zeit gab es wohl den VW-Porsche noch nicht.
Da gab es doch mal diese Anekdote, wo Horst Janssen, um seine Geliebte weichzukochen gnädig zu stimmen, ihr quais über versumpfte Nacht einen Kharmann Ghia kaufen mußte, mit dem die beiden dann gen Süden gefahren sind. Ich bringe es aber nicht mehr richtig zusammen.
Alter Schwede. Väterchen Kid hat's faustdick hinter den Ohren. Sehe ich sofort. Und Mütterchen Kid ist natürlich voll darauf abgefahren.
Das Ergebnis bloggt hier seit 37 Jahren.
wo krieg ich den Geheim-Link zu den Einträgen von 1975 bis 2003?
Sie wissen schon so viel über mich. Sogar Geheimnisse.
Ah, Geheimnisse! Sie meinen wohl diese pikante Sache mit der einen oder anderen gewissen Da Sie haben ja recht. Wäre auch nur rein formal für den statistischen Abgleich gewesen!
Ganz herrlich auch, wie die Dame links den Besitzanspruch auf die Zündapp-Bella (womöglich samt Fahrer?), ganz adenaueresk, mittels Beindraufstellens manifestiert.
Oder ist es am Ende die unsachgemäße Schaltwippenstandtreterei a la: mal gucken, ober er es merkt?
Ach nein, das mag ich nicht glauben.
"Oh, dieser Hebel hier, wofür der wohl gut..." Ja, es sieht tatsächlich so aus. Und dann ab in die Rock'n'Roll-Schwofdiele.
Ich erinnere mich noch an den Schock, als die Eltern auf den Bildern in den Familienalben jünger wurden, als man selber war. Und dann gelegentlich beim eigenen Älterwerden die Frage: In welchem Jahr befanden wir uns eigentlich, als die Eltern so alt waren, wie man selber gerade ist?
Da hat sich ganz schön was verschoben, in der Wahrnehmung und in der Selbstwahrnehmung. 40-Jährige waren damals bereits alte Männer. Heute können sie Blogger sein.
Sehr schön!
Heute nur noch als Hipster-Retro-Ding.
Hihi. Ich meinte doch den Text.
Bin ich die Einzige, die in Mütterchen Kid oben Leslie Caron sieht?
Nein, natürlich nicht. Aber die überwiegend blutjungen gut gebau halbwü minderjä der später geborenen Generation zugehörigen Leserinnen werden nicht mehr wissen, wer das ist!
Sollte meine Mutter mal mitkommentieren wollen, werde ich ihr dieses Pseudonym vorschlagen.
Väterchen Kid gibt Bescheid: Selbstverständlich hatte der Motorroller ein Radio. Autoradio, Röhre (!), nur Kurzwelle (das kennt ihr nicht mehr), alles liebevoll eingebaut. Was sonst.