Völlig richtig wurde konstatiert, daß es im Krankenhaus schnell langweilig wird, schon allein, was die Fotomotive angeht. Nicht fotografiert, weil ich die Kamera nicht unters Flügelhemdchen schmuggeln konnte, habe ich das Schild: "Dieser Aufzug ist für Patienten da und nicht für junge, gesunde Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen". Völlig begeistert auch war ich von einem Trimrad aus den 70ern, viel Chrom, wenig Gepluster, das halb Deko, halb noch in Benutzung war.
Beim nächsten Mal. Ich bin also wieder entlassen, aber - nun zur schlechten Nachricht - nicht wieder gesund. Das wird auch nichts mehr, denn die Diagnose ist wahlweise niederschmetternd, beängstigend, absurd, noch ein bißchen unklar, aber nur in Details, und vor allem: niemals von mir bestellt worden. Ich meine, wenn ich nicht gerade von mehreren Litern Kortison aufgedunsen an die Decke starre, könnte ich glatt als agiler Silver-Ager durchgehen, fit im Beruf, Segeln vor Sylt, Rumtollen am Strand mit so einem schottischen Hirtenhund, kluge Frau mit einem dampfenden Becher schonend gerösteten Vorzugskaffees in der Hand dabei - also ein vitalstoffangereichertes Werbeweltleben leben und möglicherweise auf die alten Tage noch ein iPhone kaufen.
So ähnlich immerhin sehen auch die Leute in der Patientenzeitschrift aus, die ich heute bei meiner Ärztin mitnahm als ersten Schritt, die Diagnose dann auch zu akzeptieren. Symbolfotos voller junger, fitter Menschen, Best-Agers mit gebleachten Zähnen und gesund wie frische Landäpfel. Die Wahrheit sieht möglicherweise anders aus, kenne ich das Krankheitsbild, die alte Arschgeige, nur in Zusammenhang mit der stehenden Wendung "heimtückisch".
Meine Ärztin, die heute Geburtstag hat, sich aber zugleich sehr geerdet optimistisch um meinen nicht ganz unkomplizierten Fall kümmert, will noch das ein oder andere abklären. Es wird also noch ein MRT und noch ein CT gemacht, dann aber dürfte man alles von mir wissen. Ich glaube, seit dem letzten halben Jahr bin ich dann vom Kopf bis hinunter zum rechten Knie zu Genüge geröntgt, gescannt und gemustert worden. Und wer meint, ich hätte dunkle Seiten, der kann die auf den Bildern invertiert als helle Bereiche sehen, bei den meisten weiß man sogar, worauf sie hindeuten. Der Rest ist Dunkelfeldforschung.
Akut plagen mich einige Symptome, die auch ein wenig angst machen, denn arbeiten könnte ich damit wohl nicht. Kurze Werbeeinblendung: Dich lockt das neue iPhone? Denk auch mal daran: Berufsunfähigkeitsversicherung ist das neue Schwarz! /Werbeeinblendung
Meine Ärztin jedenfalls, die leider schon verheiratet ist, aber offenbar sonst in jeder Hinsicht ein großer Glücksfall, zählt mir auf, was "junge Leute wie wir" (süß!) schon alles haben könnten und mitunter haben und wie gut... also im Vergleich... Ich stimme im sachlichen zu, bin emotional aber nur eingeschränkt überzeugt. Immerhin, zurück zu besagten Symptomen, besteht eine gute Chance, das diese besser werden. Hat sie gesagt, und wer seine Daumen noch nicht platt hat, mag ihn gerne noch mal einsetzen, sonst sehe ich am Ende noch schwarz. Sozusagen.
Überhaupt, vielen Dank noch einmal für die Kommentare, die Mails, Nachrichten, Besuche im Krankenhaus, geschmuggeltes Essen (es zahlte sich aus, im Herbst die Bilder vom Krankenhausessen gepostet zu haben) und kleineren und größeren Hilfen. Es ist wie beim Spendenmarathon: jede kleine Geste zählt! Gut auch erlebt zu haben, daß ich Menschen um mich habe, die schnell eine Reisetasche mit dem nötigen Kram packen und ins Krankenhaus bringen, einkaufen oder sonstwie parat stehen und nicht erst lange Fahnen schwenken. Es gibt Leute, die haben nicht einmal das, und gerade Männer sind da oft besonders hilflos, wie eine Kollegin sehr gut beobachtet in der New York Times schrieb. Psychosozial also alles gut, und die menschlichen Enttäuschungen, die man in solchen Situationen, ob es nun die einen oder die anderen Unfälle sind, ja auch immer wieder mal erlebt, fallen nicht wirklich ins Gewicht. Wie ich immer sage: Hauptsache, man kann noch mit den Schultern zucken. Oder: Hauptsache gesund! Oder: Immer weitermachen.
So. Muß mich wieder hinlegen.
Im Neuen Jahr geht alles bergauf ! Versprochen !
Am besten bleiben Sie liegen, um dann, über Nacht, sozuagen bairisch, pumperlxund zu sein. Das wünsche ich Ihnen.
und ich aber zwei druckfrische daumen, die werde ich für Sie mal gehörig drücken!
Vielleich kann er es ja re-digieren, dazu wollte ich ja anregen. Es war so hüpsch. Aber sicherlich gib es Wichtigeres.
(Weißt schon.)
Ich grüße Ihre zuckenden Schultern und widme Ihnen die Kraft meiner Daumen, bis zu deren Unkenntlichkeit.
Nützt ja nix - genau so isses. Hinlegen, Schultern zucken lassen, vielleicht noch das Licht im Schlafzimmer anpassen und weiterbloggen. Wir drücken derweil stetig die Daumen und senden die besten guten Wünsche gen Norden.
Weia, da wird einem ja wirklich ganz anders, wenn man sieht was es alles so für heimtückische Arschgeigen gibt...
Da jubeln ja alle Entzündungsherde, hier muss ich einschreiten. Wenn ich erst meinen neuen Super-Blender habe, nerve ich alle mit Zellschutz-Getränken.
Man darf nichts unversucht lassen.
Marmeladenvollkornsemmelschrippenbrötchentoast ist gestrichen.
So, und nun ab ins Bett.
Die Haube über dem Aufschittteller ist neu. Man sieht ja gar nicht, wie Wurst und Käse tellern und schwitzen.
Vertrauen Sie bitte in die heutzutage extrem flotte Forschung. Die düstersten Diagnosen werden manchmal über Nacht erträglicher.
Hoffentlich geht es Ihnen zuhause schon besser als im Krankenhaus (ich fühlte mich im Spital immer wie in einer hässlichen Zeitblase)!
Offenbar ein Fall für Dr House. Doch der geniale Miesepeter ist nun mal nur Fiktion. Die Liebste schaut sich zwar eine Folge nach der anderen zur Genesung an, aber die hat auch nur eine Grippe und ein Faible für schwierige Männer. Ihnen wünsche ich, dass Ihre Hausärztin so kompetent wie nett ist. Ansonsten werden auch hier fleißig die Daumen gedrückt - auch von der Liebsten.
wie ein Jungbrunnen...
HabenSe verpasst, aber können Sie nachholen.
Und dann fortan mit guten Tipps von Siri für den Rest des Lebens. :)
Auf daß der Kid wieder alright wird!
Ich dachte, ich könnte hier mit einem Beitrag über meine neuen zwei Lieblingsfreunde gastric und ulcer etwas reißen, aber ich musste ja nicht mal stationär, Sie schlagen mich mal wieder um Längen...
Wie gesagt - außer Daumen drücken ist durchaus noch mehr drin, wenn Sie also einen Jieper auf Kuchen haben oder sonst noch irgendwie, irgendwann usw. - ich wohn ja quasi mittlerweile um die Ecke.
Beste Grüße, es gibt immer einen Tunnel am Ende des Lichts - sagen Sie am Besten die Überschrift als Mantra jeden Morgen 10x auf; es wird schon - es muss ja.
Ich wünsche es Ihnen!
Und gibt es da eigentlich keine Frisöse mit Ringelstrümpfen?
Schlimm... ;)
Ab sofort werden hier nicht nur Daumen, sondern auch die großen Zehen gedrückt. Alles Gute!
excellensa
Lee Ranaldo kam mir fast in den Sinn.
Nur das Beste.
Herr K.