Die Prinzessin kommt!



In Beziehungen soll es ja ab und an auch mal Streit geben, auch wenn ich mir das nur schwer vorstellen kann. Meist geht es dabei, so belegen es Statistiken, um das Rauchen. Der eine quarzt, der andere raucht vor unterdrückter Wut, es wird diskutiert und nach sogenannten "Lösungen" gesucht (auf den Balkon, vor die Tür, nur noch unter Wasser etc.). Am Ende gibt es Ärger und schließlich die Scheidung, denn die Sucht ist immer stärker als die Liebe. Traurig, aber wahr. Die Neuseeländerin Princess Chelsea (Chelsea Nikkel) hat darüber ein ergreifendes kleines Lied geschrieben, in dem sie beteuert, gerade mal "eine" geraucht zu haben (meint wahrscheinlich: Packung - trau keinem Junkie!), ihr Freund ist not amused und schon gar nicht über ihre doofe Freundin, die sie zu diesem Scheiß überhaupt erst angestiftet hat. 420 Paare haben sich 2010 wegen dieser Thematik in Neuseeland getrennt. Keine Bagatelle also, weshalb das Video schon eine Menge Nachahmer gefunden hat: hier z.B. oder auch hier. Sehr schöner Einsatz, junge Menschen!

Princess Chelsea faßt auch ein anderes Thema des Erwachsenwerdens ganz vorne an, wo es weh tut: "Please, don't drink so much" ("your mother would be sad"), bittet sie in Too Fast To Live, das samt Video nur darauf wartet, von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung im Fernsehgerät gespielt zu werden. Wichtig.

Wer sich noch an Bands aus dem Flying Nun-Umfeld erinnert, wird die ein oder andere Klangidee wiedererkennen, diesen schrägen melancholischen Sixties-Einschlag in neuseeländischer Indiemusik. Wo selbst die Beatles plötzlich so klingen, wie von Elben gesungen.

Eigentlich kann ich ja diese ganzen gequetschten Mädchenstimmen nicht mehr ertragen. Es ist als hätte sich der Berg von Hameln geöffnet und die vom Rattenfänger eingesperrten Gitarrenmädchen kommen nun alle auf einmal herausgeströmt, kieksen mit ihren Cocorosie-Stimmchen und einer angeklebten Traurigkeit (hundert Jahre im Stollen gefangen, da kommt was zusammen an Einsamkeit und Tränen). Youtube ist ja plötzlich voll davon. Aber hier mache ich gerne eine Ausnahme, hier hat jemand auch eine Beobachtung und eine Botschaft.

Princess Chelsea spielt am 8.5. im Molotow. Das ist in Hamburg.

Radau | 17:06h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
ana - Montag, 7. Mai 2012, 20:06
Dass der eine raucht und der andere nicht, kann auch in einer Wohngemeinschaft zum Problem werden. Bei uns hat es sich dadurch gelöst, dass die Wohnungsbaugenossenschaft einen Balkon angebaut hat und ich seither sommers wie winters nur noch dort rauche. Für uns war also der Balkon die optimale Lösung. ( Ich verstehe meinen Mitbewohner, dass er den Rauch nicht mag, und so nehme ich auch winterliches Frieren klaglos in Kauf; ein kleines wärmendes Feuer brennt beim Rauchen ja immer. )

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kid37 - Dienstag, 8. Mai 2012, 12:24
Super Idee. Ich sollte auch mal bei der Verwaltung vorsprechen und behaupten, ich hätte jetzt Freunde, die rauchen. Vielleicht bauen die mir einen Balkon. Ansonsten müssen die, wie gehabt, unter die Dusche zum Glimmen.

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nnier - Montag, 7. Mai 2012, 23:20
Oh je.
Ich bin jetzt abgew reif alt genug, aber das hätten Sie mir nicht vor zwanzig dreißig Jahren zeigen dürfen: Dass ein schönes Mädchen so tolle Sachen mit ihren Händen und ihrem Mund machen kann, damit wäre ich ja noch fertig geworden - aber was für ein Heimstudio!

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kid37 - Dienstag, 8. Mai 2012, 12:25
Schauen Sie besser nicht, wie sie tanzt und Bananen ißt.

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sturmfrau - Dienstag, 8. Mai 2012, 12:31
Da bin ich aber jetzt erleichtert, dass nicht nur ich so manche Mädchenstimme gequetscht finde. Gequetscht ist genau das richtige Wort. Der Gesang wirkt herausgepresst und mitnichten locker-leicht und rehäugig (wenngleich ich auch das nicht wirklich toll finde).

Danke für das Video. Bin ich froh, dass der Gatte und ich das Rauchen gemeinsam aufgaben. Obwohl - ab und an unterstellte ich ihm, doch heimlich geraucht zu haben, weil seine Jacke nach Zigaretten stank. Bis ich feststellte, dass es im Flur der Firma nun einmal so roch, als noch alle vor der Eingangstüre dampften.

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kid37 - Mittwoch, 9. Mai 2012, 02:19
Ich verlinke jetzt mal keines dieser zarten Mädchen, die da auf Youtube rumlungern. So gequetscht-gehauchte Stimmchen, dazu Videos oder Fotos, die extremverkitscht sind, gecrosste Nostalgiefarben, Mädchen, die in luftigen Kleidchen durch sonnengelbe Kornfelder spazieren... die moderne Photoshopzeitaltervariante des traurigen Harlekins, der früher in diesen Zimmern als Poster neben dem Pferdehalfter hing. Mit 14 sicher der pure Wahnsinn, mit 41 irgendwie auch, aber anders.

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sturmfrau - Mittwoch, 9. Mai 2012, 13:35
Ja, irgendwie mutieren sie alle zu geblümten Waldelfchen, die wirken, als würde sie gleich die Schwindsucht dahinraffen. Musikalisch ebenso wie optisch eher fragwürdig. Ich kann versichern, auch mit 36 ist das Wahnsinn.

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kid37 - Mittwoch, 9. Mai 2012, 16:21
"Drum laß dich nicht verzärteln, in dieser zarten Zeit."

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gaga - Dienstag, 8. Mai 2012, 18:09
bIN ERgriFFen!

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kid37 - Mittwoch, 9. Mai 2012, 02:20
Die waren wohl auch in diesem Berlin, habe ich aber zu spät gesehen.

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mark793 - Mittwoch, 9. Mai 2012, 12:30
Liebe gegen Sucht,
da kann ich in meinem persönlichen Match natürlich nur ein Zwischenergebnis vermelden, aber ich bin nun fast genauso lange Nichtmehrraucher wie ich glücklich verheiratet bin. Wobei ich ehrlicherweise gestehen muss, dass ich mir als kleines Substitut der Nikotinsucht die Bloggerei ans Bein gebunden habe.

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kid37 - Mittwoch, 9. Mai 2012, 16:21
Eine der schlimmsten aller Süchte. Statt inhalieren, nach außen kehren.

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