Horror vacui, lockus amoenus
Nach einer weiteren schlafvermangelten Woche, in der selbst die nette Kollegin aus der Nachtbarabteilung Nachbarabteilung schon mitfühlende "mach mal Urlaub"-Mails schickte, ist leider auch so ein Wochenende nicht zum Bummeln da.
Meine liebsten Gerätschaften derzeit. Am Sonntag endlich wieder mal beschauliche 30 Km durch die Landschaft gebummelt, Kontrollfahrt um Deich und Wald und Wasser. Ein idealer Tag, Rücken schonen, Beine bewegen, die Temperatur gerade richtig, der Himmel schön bedeckt. Überhaupt, wie ich am Freitag sah: Die Herbstmode ist da! Hurra, denkt man, der Sommer ist überstanden. Meine kleine B&D auf der anderen Seite hat mich verläßlich wie schon das halbe Leben auch am Wochenende begleitet. Sie kann leider nicht schlagen, ist also nichts für den Beton in unserem Denken. Aber sonst surrt sie beharrlich durch im Weg stehendes Material. Ein abgeliebter Schatz.
Es kam so, daß mich die Weißfläche auf der Türe zu stören begann. Erst wollte ich wie die Damen, die ich neulich vorstellte, einfach alles mit dem Pinsel bemalen. Dann aber entschied ich mich für ein Loch. "A Hole to See the Sky through", heißt ein kleines Kunstwerk von Yoko Ono, bei der sie eine Postkarte mit einem Loch durchlöchert hat. Mein Himmel schien zwar auch blau, entpuppte sich aber als das Treppenhaus. Also habe ich das Loch gefüllt.
Man muß, das lehrt das Leben früher oder später, manchen Dingen rigoros einen Riegel vorschieben. Dem Fluten und Wogen, Pressen und Drücken. Das Ding schließt zu und auch - das könnte sich noch mal nützlich erweisen - wieder auf. Sobald ich meinem alles verbummelnden Keller die Sägeblätter entrungen habe, kann ich auch die Blende passend schneiden. Dann fehlt nur noch außen eine Stahlrosette - fertig. Hat gar nicht weh getan, abgesehen von ein paar unvorhergesehenen Widrigkeiten. So mißtraute ich als notorischer Skeptiker den Maßen der Einbauanleitungen und sägte folglich das Loch in der Tür zu klein. Leider, das ist eine unumstößliche Tatsache, hat man pro Tür nur genau eine Chance, es auf Anhieb richtig zu machen. Danach heißt es dann eben Feilen, Feilen, Feilen, bis die Maße stimmen. Hätte man sich sparen können, aber man kommt gut in Stimmung dabei, arbeitet irgendwie fröhlich fluchend pfeifend aus dem Schultergelenk heraus und denkt an die Tage, an denen man einfach Gott, die Welt und ihre Panzerriegel gute Männer hat sein lassen und am Seeufer lag. Sonntags dann die Schließkästen für alle Zeiten fest im Mauerwerk verankert, die B&D dabei ganz munter wie eine Operndiva Mimiimiii und Uijuijui tremolierend, ich hingegen bereits ein wenig übermüdet. Am Ende aber lobt das Werk: Mit Schlafsack und Notgepäck gewappnet habe ich abends dann das Äußerste gewagt und von außen abgeschlossen - und kam anschließend tatsächlich wieder - klackklack- in die Wohnung hinein.
Warum, wieso und wie das funktioniert ist mir ein Rätsel.
Aus dem Buch Die 37 Mysterien des Herrn Kid. Vielleicht habe ich es ja falsch angebracht - aber ich glaube, wie so häufig zeigt ein Bog nicht alles ;-)
Cocooning ist auch nicht mehr das, was es mal war. (Nachdem man gegenüber und - am hellichten Tage unbehelligt - eingebrochen hat, mache ich mir auch so meine Gedanken.)
Ich muß immer um meine Panini-Bilder bangen. Und nachher vandalisieren die meine Blogroll oder so, weil hier sonst nichts zu holen ist außer französischer Marmelade im Kühlschrank. (Hier um die Ecke ist ein Geschäft, die haben ein Warnschild an der Tür: "CS-Gas gesichert!" Hunde hat man auch nicht mehr.)
Nach solch vergnügender Lektüre bin ich dann doch von der Richtigkeit überzeugt, auch nichts Anständiges gelernt zu haben. Das mittlerweile routinierte Herbeitelephonieren von tatkräftiger Hilfe stellte sich nach dem Prinzip des learning by doing ein. Von Vorteil dabei ist allerdings, man hat Familienmitglieder, die etwas Anständiges gelernt haben.
Ich dachte, ich mach das einfach mal, schwieriger als Kernfusion kann das auch nicht sein. (Wie man an dem Loch sieht, hatte ich ein wenig Scheu - man muß die Säge wirklich mit hohen Touren laufen lassen, dann franst das nicht so aus.) Ich kann jetzt dicke Bretter bohren, auch ein adrettes Gefühl.
Oh. Wenn Sie als Mann das brauchen, sollte ich mir so ein Ding dann auch mal an die Wohnungstür montieren?
Das ersetzt, so der Plan, sozusagen Mann und Golfschläger hinter der Tür und ist für die Zeit, wo keiner da ist. (Hält ungefähr 15 Minuten länger als ein normales Schloß.) Braucht man nicht unbedingt, aber ich wohne weit oben, in Hamburg und direkt am Wasser - da könnten Piraten kommen!
Großartig, Herr Kid, Sie scheinen mir ein Virtuose an der B&D und wenn man keine Sorgen hat, dann macht man sich welche, so vonwegen: Komm ich wieder rein? ;-)
Aber war denn ein so schwerwiegender Eingriff wirklich nötig?
Gab es Anzeichen für Brüche??
Es ist noch nicht ganz perfekt, aber Lob aus Ihrem berufenen Munde nehme ich vorab schon mal gern entgegen. Hätte ich einen Akkubohrer, ich könnte jetzt losziehen und in alle Türen Löcher sägen, so ein Spaß ist das. (Im Freundeskreis gab es wieder einmal ungebetene Besucher, da fiel mir siedendheiß ein, daß ich ja seit Jahren so ein Ding im Keller liegen habe - zur späteren Verwendung - es dort aber gar nicht die gewünschte abschreckende Wirkung entfaltet.)
Bevor ich im alleswissenden Internet las, dass dieses Monster ein Panzerriegel (oder so) ist und auch bevor ich dann also wusste, dass da so Dingens seitlich irgendwie (oder so) usw., dachte ich: Die Tür sieht aus, als gehe sie nach innen auf. Das ist ein klassicher Dude-Stuhl-unter-Türknauf-klemm-und-am-Boden-Bretter-gegennagel! und musste sehr kichern.
Schade eigentlich.
Was ist denn da los bei Ihnen, dass Sie sich derart verrammeln? Rennen Ihnen die Fans tatsächlich schon die Türe ein?
Meine Fans wissen ja, daß hinter dieser Türe nur ein griesgrämiger alter Mann wartet. Die lassen die Kuchen nur durch Boten überbringen. Ansonsten war der Gedanke, wie weiter oben erläutert, daß ich so ein Ding halt habe und es dann vielleicht auch mal anbringen sollte. Kampfhund hinter der Tür wäre natürilch irgendwie cooler, aber der gönnt mir die Käsebrote womöglich nicht.
So ein Ding macht übrigens ein irres Geräusch. Wie im Film, wenn die Gitter vom Todeszellentrakt geöffnet werden.
Mit dem Bohrer brauchen Sie nicht mal eine Waffe.
Die Maschine selbst hat schon ein schönes Eigengewicht. Mit dem Dumm-Dumm Lochsägenaufsatz weiß ich jetzt, wie beim Film die Einschußlöcher in den Türen gemacht werden.
Herr Kid, sehe ich das richtig, dass Sie da tatsächlich ein kreisrundes Loch in ein Brett gebohrt haben? Das muss ja eine mörderische Anstrengung gewesen sein, der Sie sich in Ihrer Freizeit unterzogen haben. Glückwunsch, sieht auch schön rund aus. Ich hätt es (voraussichtlich) nicht besser gekonnt. Ich hätte es gar nicht gekonnt. Ich habe keine Bohrmaschine oder Sägemaschine. Ich hätte mich einfach durchgebissen, sic!
Aléa
Wenn man sich schon unter der Woche den ganzen lieben Tag durchbeißen muß, ist man ja froh, am Ende mal eine Maschine zu Hilfe nehmen zu können. (Das geht mit
sowas ganz leicht, das können sie auch. Mühsam wird es nur, wenn man - wie ich da oben - mit der Feile noch ein paar Millimeter abnehmen muß. Leichte Wege sind eben nichts für mich.)
Sie müssen sich schon in der Woche durchbeißen? Das ist etwas anderes, dann sind Sie entschuldigt, mit Ihrer Lochsäge. Aber ich dachte, dass Sie für das zur Diskussion stehende Loch wenigstens ein etwas höherwertiges Gerät in Anschlag gebracht hätten, dies etwa:
http://de.wikipedia.org/wiki/AK-47
Aléa
Vor
Jahren, als
ich Bloggen noch jung war, hätte ich das so gelöst. Jetzt bin ich ja ruhiger geworden.