Rock & Wrestling 2010



Im Jahreskreis gibt es so einige Hochämter, Weihnachten gehört für manche dazu, wer einen hat, der feiert vielleicht Geburtstag, Karneval ist für den Rheinländer und alle vier Jahre gibt es die Fußball-WM. Und hart arbeitende Menschen, die nach ehrlichem Ausdruck körperlichen Schaffens sich sehnen? Die haben Rock & Wrestling, die einzig ehrliche, kompromißlos harte (aber immer fair!) und zugleich sexyeste Unterhaltung, die man für knapp zehn Euro erleben kann. Für mich, so doziere ich der Kulturausflugsgruppe im Vorfeld, ist das ein Hammam: Die Luft ist heiß, dabei unglaublich feucht, man schwitzt und schwitzt, wird gedrückt und geschoben und von Rauchwaren* umhüllt - und ein paar Stunden später, wenn man hinausstolpert an die kühle, frische Luft, fühlt man sich wie durchgewalkt und unglaublich entspannt.





Im wie immer ausverkauften Hafenklang war man wie zum Beweis schon weit vor Kampfbeginn durchgeschwitzt und leergeatmet, die Vorband indes kühlte rasch große Teile des Publikums ab. Es gab schockierende Nachrichten: Danger Pilz mußte kampf- aber nicht krampflos aufgeben, kotzte ins Taxi ("Diagnose: Pilsvergiftung", konstatierte Gewährsmann Axel K. trocken) und legte so wohl auch sein Kostüm lahm. Dies nämlich wäre meine Chance gewesen! Unerkannt ins Kampfkostüm und meinen Special Move gezeigt - und zwar vorzugsweise und besonders vehement gegen die böse To-do-Liste! Aber nun war es, wie es war und der einzigartige Baster zeigte, wie man im Ring seinen Mann steht.




D66 rumpelte seine One-Man-Psychobilly-Punk-Show durch die Umbaupause, Nik Neandertal sang den famosen Rock & Wrestling-Ohrwurm und servierte den nächsten Schock: Hamburgs härtestes Nummerngirl Dolly Duschenka, seit Jahren unverzichtbarer, tragender Bestandteil der Veranstaltung, die immer wieder auch kompromißlos ins Kampfgeschehen eingriff, Captain Penis an den Eiern packte und letztes Jahr den Großen Kong besiegte, Dolly Duschenka also, Freunde, hört auf. Ein Schlag von Capitan St. Pauli in die Magengrube hätte nicht heftiger ausfallen können.





Apropos, auch der muskulöse Götterfunke junger Damen erwischte einen rabenschwarzen Tag und verlor gegen Stern Sanchez - nicht ohne vorher noch seinen Schweiß aus dem Ring auch auf mich, jawohl richtig gehört, geschleudert zu haben. Betrachtet mich als gebenedeit. Der Wirrungen kein Ende: Loony Lobster tat sich mit seinem Erzfeind, Dr. Tentacle zusammen, um den König der Hafenarbeiterkämpfe, Popeye, zu besiegen. Nachdem der spontane Nummerngirl-Casting-Wettbewerb nicht richtig befriedigend verlief, möchte ich mich dafür einsetzen, daß Popeyes Olivia den Part übernimmt. Bitte, danke.




Fotos und Video von Axel K.

Rock & Wrestling auf Myspace

Radau | 12:21h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
kaltmamsell - Dienstag, 27. Juli 2010, 15:25
Ich muss erst mal über das Herrenunterhemd auf den ersten Bildern hinwegkommen.

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kid37 - Dienstag, 27. Juli 2010, 16:12
So ist das bei den ehrlichen Hafenarbeitern. (Die Schraubenschlüssel und Stemmeisen mußten vor Betreten des Rings abgegeben werden.)

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mark793 - Mittwoch, 28. Juli 2010, 12:29
@von Rauchwaren umhüllt:
Die Besucher tragen im Sommer tatsächlich Pelze und dergleichen?

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kid37 - Mittwoch, 28. Juli 2010, 13:05
Jaja, ich wußte, daß da irgendwas war. -waren und -werk, ich hoffe, ich habe es nicht verwirkt und merke mir das mal ;-)

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mark793 - Mittwoch, 28. Juli 2010, 13:30
Hihi,
ich habe damit auch schon danebengelangt, sonst hätte ich mir das nicht dauerhaft merken können.

Überhaupt diese warenkundlichen Fachbegriffe, was waren doch gleich Wirkwaren nochmal? ;-)

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prieditis - Mittwoch, 28. Juli 2010, 14:05
Nachwirkungen
Das wollen Sie wirklich wissen? Nun gut:
Wirken: Eine Art der Machenbildung mittels einer Nadelfontur aus Spitzennadeln, die an einer Nadelbarre befestigt sind (kurz: viele Nadeln, nebeneinander an einer Schiene befestigt, Anm. d. Red.). Einzeln bewegliche Platinen drücken den vorgelegten Faden zwischen die Nadelschäfte und legen ihn in Schleifen (das nennt man "kulieren", d. Red.) Die Platinen bewegen sich den Nadelspitzen zu oder die Nadeln bewegen sich gemeinsam mit ihren Spitzen in Richtung auf die Platinenkehlen, eine Presse drückt die Nadelspitzen in die Zarschen, so daß die alte Masche über den Nadelkopf gleiten und abgeschlagen werden kann. Die alte Maschenreihe hängt dann in der vorher kulierten Schleifenreihe, welche die neue Maschenreihe darstellt. (Berufsschuldiktat, ohne Quellenangabe, vermutlich melliand, archiviert bei mir unter: Wehret dem know-how-Verlust)

So, das probieren Sie nun zu Hause einmal fein aus und haben auf der nächsten Party in der Küche was zu erzählen. Oder vielleicht fragt Sie mal der Herr Jauch danach? Dann können Sie mich anrufen und sagen: "Ich wollte nur mitteilen, ich habe gerade eine Million gewonnen!"

Verwechseln Sie das bitte nicht mit Stricken!

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kid37 - Mittwoch, 28. Juli 2010, 16:26
Zarschen! Ein tolles Wort (was auch immer es bedeutet.)

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prieditis - Donnerstag, 29. Juli 2010, 00:15
Es bezeichnet eine Vertiefung in der Nadel, kurz vor deren gebogenem Kopf. Die Nadeln beim Wirken sind meist offen. Beim Stricken nutzt man Zungennadeln, die manch einer vielleicht noch aus den 70er Jahren kennt: "Hey, ich knüpf mir jetzt meinen eigenen Teppich!".
Der unglaubliche Unterschied zwischen Stricken und Wirken:
Beim Wirken entstehen die Maschen gleichzeitig, beim Stricken nacheinander.

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frl.deville - Mittwoch, 28. Juli 2010, 13:25
Das Bild von den astreinen GötterfunkenAXeln könnten Sie mir mal auffn Plotter schicken. Dann kann ich mir die an die Wand beamen. An die Schlafzimmerwand. Danke.

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kid37 - Mittwoch, 28. Juli 2010, 16:27
Ob das so entspannend ist im Schlafzimmer?

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frl.deville - Mittwoch, 28. Juli 2010, 16:42
Für Vollmondnächte.

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