201024
Seit langer Zeit mal wieder auf einer dieser Abendveranstaltungen gewesen, auf denen man viele Hände schüttelt, Wassertiefen mit scheinbar harmlosen Fragen auslotet, hier und da auch mal direkter mit dem Finger bohrt, Anzugträger beobachtet, wie sie mit schiefgelegtem Köpfchen um wichtigere Anzugträger herumscharwenzeln, ein von einem Kellner mit österreichischem Akzent angedientes mikroskopisch kleines Wiener Schnitzl (Fingerfood: Es paßte in ein Teelichtglas) freundlich ablehnt, dafür verstohlen seine Kollegin beobachtet, die an eine Exfreundin erinnert, sich aber lieber sich selbst amüsierend darauf beschränkt, die eigenen Muster und Parallelen herauszuarbeiten. Dann die Auftaktfolgen einer wohl recht beliebten US-amerikanischen, reaktionären Paranoia-TV-Serie schauen, den feuchten Traum eines jeden Sicherheitspolitikers, kurz ein, zwei witzige Zeilen mit dem Grandseigneur des deutschen Nachrichtenmoderationswesen wechseln, der ebenfalls anwesend ist, dann wieder durch sein Bierglas starren, an den Heimweg denken. Eisige Zeiten und immer weniger Halt.
Sie haben das Schnitzel abgelehnt!? Da es, was Sicherheit, soziale Bedürfnisse, Individualbedürfnisse und Selbstverwirklichung angeht, bei solchen Gelegenheiten ja eher mau aussieht, sehe ich persönlich dann doch meist zu, dass ich wenigstens
das Fundament stärke.
Das war doch aber eher so was für den hohlen Zahn wie man so sagt. (Es gab aber auch ein Buffet, man mußte nicht hungern.) Und ich glaube, so mancher Fan dieser Serie hat sogar weitere individuelle Bedürfnisse befriedigen können.
Schnitzel plattklopfen, z.B.?
Es gibt da eine Szene, da heißt es: "Bringt sie in den Verhörraum - und macht schon mal die Gerätschaften klar." Großes Gelächter im Publikum, man weiß ja: Was der Bauer nicht kennt, das hackt er aus der Erde. (Es wurde dann aber doch kein Schnitzel geklopft.)
Gruselig, auch wenn ich die Serie fast nur aus Erzählungen kenne. Lachen musste ich einmal an anderer Stelle: Jemand hatte einige offenbar typische Szenen lustig
nachsynchronisiert - und gerade dadurch die selbstverständliche Brutalität offengelegt.
Das sind natürlich auch Fragen, bei deren Antworterzwingung man kein Pardon üben darf. Als Schwabe schon gar nicht.
(Gruselig auch, wie selbstverständlich und cool ein Überwachungsnetz aus Drohnen, Sicherheitskameras, Spuren im Internet, gescannte Ausweise und Bewegungsmeldungen zu blitzschnell verfügbaren Profilen zusammengefügt werden.)
man sollte wahrscheinlich doch ggü. fremden wieder mehr die eigenen Muster und Parallelen herausarbeiten, um heimwege lückenlos abzuschließen.
Ich finde es manchmal erstaunlich, wie man in anderen bis hinein in kleine Gesten oder eine bestimmte Marotte einen bestimmten Typus (wieder-)erkennt - und damit höchstwahrscheinlich auch sich selber. Zumindestens die eigenen Reiz-/Reaktionsschemata werden einem dann klarer - und der Heimweg auch.
Ich habe auf den Knopf "Kondolieren" gedrückt und möchte dies hiermit tun.