Elena wird noch zu lieben sein

Seltsamerweise liest und hört man bislang nur am Rande von Elena. Die Gewerkschaften schlagen Alarm, Datenschützer sind besorgt, aber mir kommt das alles so leise vor.

Wenn man im Vergleich die hitzigen Diskussionen über die "Gesundheitskarte" betrachtet, den Protest gegen die Vorratsdatenspeicherung, scheint mir die Auseinandersetzung mit Elena einem angeregten Kamingespräch zu ähneln.

Vielleicht haben auch zu wenige noch Arbeit. Nur zur Erinnerung: "In dem Datensatz werden nicht nur Name, Geburtsdatum, Versicherungsnummer, Adresse etc. erfragt, sondern auch Fehlzeiten, Abmahnungen, mögliches "Fehlverhalten" und Streikbeteiligung." [Q] Beinahe herzig mutet in diesem Zusammenhang der Zusatz an: "Um einen Missbrauch der zentral gespeicherten Daten zu verhindern, soll der Zugriff nur mit Zustimmung des betroffenen Arbeitnehmers erfolgen." Das klingt, als wäre ein "Nein" tatsächlich eine Alternative, dabei bedeutet eine Weigerung wohl nur eins: keine Sozialleistungen zu bekommen.

"Die Arbeitgebermeldung startet am 1. Januar 2010." Ich stelle mir das als tentakelbewehrte Tag-Cloud vor, ein riesiges Datenmonster, das uns wie gute und schlechte Erbsen auseinanderzählen wird.

Erfunden hat es, man möchte fast sagen "natürlich", RotGrün. Die Flitzpiepen der ehemaligen Arbeiterpartei und die Öko-FDP.

Tentakel | 11:56h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
vert - Mittwoch, 16. Dezember 2009, 14:59
danke, dass sie es ansprechen. es ist natürlich riesiger bullshit.

hier haben sich die grünen das oben genannte attribut redlich verdient - und ich sage das nicht gerne.
wer daran denkt wie das schröder-regime (titanic) schon in niedersachsen die grünen bis zur unkenntlichkeit koaliert hat, ahnt dunkel, wer sich hier mal wieder durchgesetzt hat.
(die grünen allerdings, die hätten das somit auch wissen können)

warum man gar nicht mehr darüber nachdenkt dass die flietzpiepen (kid) so etwas eigentlich eher hätten verhindern als anstoßen (und durchdrücken!) müssen, das kann ich auch nicht mehr sagen.

zur zeit arbeitet sich das staatskabarett sehr an der spd ab (jetzt schon!) und richling, den ich für fünf minuten auf einer "spd-beerdigung" sitzen sah, ist mir da ausnahmsweise in erinnerung: mit dem tod der spd habe die sozialdemokratie ihre schlimmsten feind tatsächlich überlebt.
womit nicht zu rechnen war.

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kid37 - Mittwoch, 16. Dezember 2009, 19:10
Man kann es nicht oft genug sagen: Die Erosion von Bürgerrechten unter RotGrün war gelinde gesagt ernüchternd. Die eiertanzende Kehrtwende zum Thema Netzzensur ist jetzt obendrein noch peinlich. SchwarzGrün in Hamburg zeigt auch, wie schmächtig man werden kann, wenn es nur um die Macht geht. Das heißt, nein. Die Ampelphasen für Fußgänger sollen verlängert werden. Das immerhin bringt mehr Grün in die Stadt.

Die Idee aber, eine "Streik-Datei" zu führen... Ich begreife das gar nicht. Ist das irgendwie selbstverletzendes Verhalten?!?

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kid37 - Mittwoch, 16. Dezember 2009, 22:24
Heise meldete Anfang 2009 immerhin Bedenken der Grünen bei der Verabschiedung im Bundestag. Aber mehr im Sinne von "im Prinzip ja". Die Linke stimmte als einzige Fraktion dagegen.

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vert - Freitag, 18. Dezember 2009, 16:42
(über hamburg wollen wir nicht reden, nein.)

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kristof - Mittwoch, 16. Dezember 2009, 15:02
Oh! Das wusste ich nicht. (Erstmal sprachlos.)

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kid37 - Mittwoch, 16. Dezember 2009, 19:12
Das allgemeine öffentliche Interesse an diesem Thema ist mysteriös gering. Ich habe vor ein, zwei Wochen das erste Mal davon gehört.

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pocoos - Mittwoch, 16. Dezember 2009, 19:23
Widerrufsrecht
Können die Teilnehmer (Beschäftigte, Beamte, Richter und Soldaten) am ELENA-Verfahren die Übermittlung ihrer Entgeltdaten verhindern bzw. widerrufen?

Das ELENA-Verfahrensgesetz sieht kein Widerrufsrecht vor, d.h. der Teilnehmer hat keinen Rechtsanspruch, um die Übermittlung der vorgesehenen Entgeltdaten an die Zenrale Speicherstelle zu verhindern.

http://www.das-elena-verfahren.de/fragen-und-antworten/allgemeine-fragen

Stimmvieh, mehr ist man nicht mehr.

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kid37 - Mittwoch, 16. Dezember 2009, 21:30
Keine Wahl. Und manche Details sind mir immer noch unerklärlich. "Streikender"? Ok, das hat Einfluß auf den Verdienst und damit auf die Berechnung von Ersatzleistungen (geht trotzdem keinen was an). Aber mit welchem Hintergrund werden z.B. "Abmahnungen" dort verzeichnet?

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mark793 - Mittwoch, 16. Dezember 2009, 22:06
Na,
im arbeitsrechtlichen Streitfall - etwa um die Zulässigkeit einer Kündigung - stärkt diese Information im Zweifelsfall schon die Seite des Arbeitgebers (oder eventuell auch der Agentur bei der Abwehr von Ansprüchen).


Wie auch immer: Das soll wohl einschüchtern, anders ergibt das keinen Sinn.

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kid37 - Mittwoch, 16. Dezember 2009, 22:25
Aber ein solches Szenario ist ja - offiziell - nicht die Begründung für diese Datensammlung.

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bufflon - Mittwoch, 16. Dezember 2009, 21:50
Vielen Dank für den Hinweis. Wenn nicht einmal jene, die es wissen sollten (ich ja nicht, aber andere, Bekannte) noch nichts davon gehört haben, muss die Sache unangenehm sein. Offensichtlich.

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kid37 - Mittwoch, 16. Dezember 2009, 22:37
Links
Kurze, zugegeben oberflächliche, Suche nach den Positionen der Parteien:

Eine Suche auf der SPD-Webseite nach "Elena" ergab einen (1) Treffer. Die sind nicht mehr zu retten.

Bei der CDU: Null (0) Treffer.

Die FDP hat(te vor der Wahl) einiges dazu zu sagen. Das wird man beobachten müssen.

Die Grünen. Aha. Und diese Bedenken reichten nur zu einer Stimmenthaltung?!?

Die Linke immerhin mit klaren Worten und Forderungen.

Ein wenig lasch die Zusammenfassung der Piratenpartei. Irgendwelche Schlußfolgerungen oder Forderungen sind in diesem Artikel nicht zu erkennen. Die Kosten scheinen die größte Sorge zu sein?!?

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jean stubenzweig - Donnerstag, 17. Dezember 2009, 00:04
Das schafft bei mir Bilder von Kernkraft- und ähnlichen Werken samt denen zu deren Abfallbeseitigung, deren Planungen im tausend Meter tiefen Stollen einer seit Jahrzehnten stillgelegten Grube ausgelegt wurden – auf daß die Bevölkerung nicht behaupten könne, man habe die Pläne nicht öffentlich gemacht.

Ist bekannt, ob das in den Medien irgendwann mal wenigstens erörtert wurde?

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kid37 - Donnerstag, 17. Dezember 2009, 00:25
Oben im eigentlichen Beitrag sind zwei Links zum Stern und Die Zeit, andere haben auch berichtet, darunter auch der NDR und DLF. Man denkt sich aber auch zuerst nicht zuviel dabei - bis man die Punkte hört, es würde gesammelt, wer mal gestreikt oder eine Abmahnung kassiert habe. - Vielleicht gibt es auch einfach tatsächlich keine Arbeiterbewegung mehr, weil wir ja jetzt alle Neue Mitte sind und höchstens noch das Recht auf freie Downloads für alle fordern.

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renaissancerie - Donnerstag, 17. Dezember 2009, 09:23
interessant wird es für mich, die einst sehr von mir für ihre aufrichtigkeit geschätzte frau leutheuser-schnarrrrenberger zu beobachten; die hier als klägerin und beklagte vor dem verfassungsgericht steht....

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kid37 - Donnerstag, 17. Dezember 2009, 13:35
Aber da wird ja leider nicht über Elena verhandelt, auch wenn sich anschließend vielleicht Grundsätzliches zum Thema Datenschutz ableiten läßt.

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novemberregen - Donnerstag, 17. Dezember 2009, 10:57
Ich habe vor kurzem (beruflich bedingt) an einem Seminar bei einer der großen Krankenkassen zu dem Thema teilgenommen. Es gab sehr viele Rückfragen und Kritik seitens der Teilnehmer bezüglich der Ausgestaltung, konkreter Abläufe, Datenschutz. Sehr wenige bis keine Fragen konnten nachvollziehbar beantwortet werden. Weil es im Ablaufplan nicht weiter ging, rief der Vortragende schließlich einen anderen Hansel Vorgesetzten zur Hilfe, der dann die legendären Worte "Hören Sie doch auf mit dem Gefrage, es ist jetzt eben so!" sprach.

Man wundert sich.

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kid37 - Donnerstag, 17. Dezember 2009, 13:39
Dieses ruhige Prozedere ist wirklich erstaunlich. Dabei klingt es so als würde nun über jeden lebenslang Klassenbuch ("Herr Kid hat 2001 laut geschwätzt.") geführt - ob diese Daten jemals gebraucht werden oder nicht.

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c17h19no3 - Donnerstag, 17. Dezember 2009, 11:10
beängstigend. gibt´s da noch keine petition gegen? kann man das nicht scheitern lassen wie das rauchverbot (man wurstet ein jahr lang daran herum, dann steht es überall geschrieben, aber so richtig ernst nimmt es keiner und irgendwann wird es zu zweieinhalbdritteln rückgängig gemacht)?
elena ist jedenfalls noch ein grund mehr zu hoffen, dass es mit der selbstständigkeit klappt...

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kid37 - Donnerstag, 17. Dezember 2009, 13:41
So wie ich es verstehe, würde das auch Selbstständige, die z.b. in der KSK versichert sind, betreffen.

Verdi erwägt noch. Aber immerhin.

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derherold - Donnerstag, 17. Dezember 2009, 15:59
Jetzt heuchelt mal nicht so rum !

Was fürchtet der linksgrünalternative Medien-Verwaltungs-Komplex am meisten ?
Klimawandel ? Faschischmusch ? Privatfernsehen ?

Nö, sondern daß Hein Doof und Mandy Müller nicht mehr so produktiv bei der Arbeit sind und zuviel Geld für Unterschichten ausgegeben werden könnte.

... irgendwo muß die Kohle für gender mainstraeming und MEHR GELD FÜR BILDUNGSCHAFFENDE UND KÜNSTLER herkommen.

Im übrigen wußte schon Max Weber: Sozialismus + Industriegesellschaft = Herrschaft der Bürokratie.

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kid37 - Donnerstag, 17. Dezember 2009, 16:52
Gut. Das erklärt Elenas Zeugung und Geburt. Aber man muß ja nicht gleich alle ficken.

Und, fällt mir gerade ein, DIE KÜNSTLER SND SCHULD! [sic!] wäre auch ein prima T-Shirt-Spruch.

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ichichich - Donnerstag, 17. Dezember 2009, 17:12
Hach, waren das noch Zeiten.

(Ich weiß gar nicht, wie ich da jetzt drauf komme)

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derherold - Donnerstag, 17. Dezember 2009, 22:06
"...daß es wohl kaum einen parasitäreren Bereich in unserer Gesellschaft gibt als gerade diesen..."

:-)

KÜNSTLER IN DIE PRODUKTION !

... hmmm, vielleicht besser doch nicht ....

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kid37 - Donnerstag, 17. Dezember 2009, 22:39
Die machen da doch auch nur Unsinn.

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mona_lisa - Samstag, 19. Dezember 2009, 18:40
Das Thema sickert bei uns gerade erst seit einer Woche durch, da einTeil der Kunden die Voraussetzungen in seinen Systemen schaffen muss. Hier liegen ein Stapel Hinweise und Text zum Verfahren, die es auf die Schnelle zu verinnerlichen gilt. Die Berater, mit denen ich gesprochen habe, wissen auch erst seit zwei Wochen davon, entwickelt wird ja schon länger daran.

Für mich persönlich ist es angsteinflößend, wie mit meinen Daten umgegangen wird. Es gibt keine Möglichkeit, dem Verfahren zu widersprechen und ob die Abfrage über die Verwendung der Daten tatsäclich erfolgen wird, ist mehr als fraglich. Dass es den Behörden den Umgang mit dem Bürger in gewissen Fragen erleichtern kann, steht ausser Zweifel, aber doch bitte nicht auf Teufel komm raus. Der Gläserne Bürger ist näher als wir es ahnen.

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kid37 - Sonntag, 20. Dezember 2009, 23:24
Das ist wirklich erstaunlich, wie unbemerkt und lautlos das umgesetzt wird. Wenn man das (berechtigte) Geschrei um die "Gesundheitskarte" damit vergleicht, könnte man zu dem Schluß kommen, wir sind eher ein Volk der Hypochonder und besorgt um unsere Krankenakte. Ein Volk der Arbeiterbewegung sind wir demnach aber definitiv nicht.

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kid37 - Freitag, 1. Januar 2010, 21:02
Update
Aha. Man will nachbessern.

Und die Piratenpartei ist pünktlich zum 31.12.2009 auch wach geworden. Guten Morgen!

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