Es gibt Licht. Ist aber nur ein trügerischer Mond

Die Computerstimme liest meinem Anrufbeantworter eine Textnachricht vor. Merkwürdig diese Worte zu hören, durch eine Maske, von einer tonlosen Maschine überbracht.

Ein weiteres Telefonat, das mich berührt. Auf eine merkwürdige Weise. Weil ich da irgendwann nicht mehr weiß, was ich sagen kann, als ich merke... ach, was merke ich schon. Ein Erstaunen, ein Verstehen auch, aber auch die sanftere Form von Eifersucht vielleicht, sollte mir die möglich sein. Die Angst, eine weitere Nähe zu verlieren.

Überhaupt. Dieses wiederum andere Telefonat, das so völlig entgleiste, daß man unsicher wird, über Ursache und Wirkung, Provokation und angemessene Reaktion. Vielleicht die falsche Nummer zur falschen Zeit. Vielleicht gibt es eine bessere Zeit.

Vielleicht ist es der Mond, der prall und dick über dem Wasser hängt. Die Enten sind nervös, quäken so kläglich zu mir hoch, daß ich denke, die sind ja schlimmer als ich. Und vielleicht sogar schlimmer dran. Ich winke ihnen also zu, nur noch mit Wasserglas derzeit, soweit ist es ja schon gekommen. Nur Wasser! Wie soll man da klare Gedanken fassen?

Ich lasse das Licht dann mal im Fenster stehen. Denn tatsächlich verhält es sich so: das Neue ist immer spannend. Einen anderen Wert hat aber die Beständigkeit.

(Und morgen nehme ich nochmal dieselbe U-Bahn.)

Homestory | 01:37h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
neo-bazi - Mittwoch, 23. Januar 2008, 09:37
Es wird nicht funktionieren, fürchte ich.

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kid37 - Mittwoch, 23. Januar 2008, 09:59
Ja. Vielleicht fährt sie in eine andere Richtung. (Glaub ich nicht, die hat, ganz mit sich selbst beschäftigt, nicht gefragt, wo ich überhaupt hinwill. Ich glaube da an glückliche Zufälle.)

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merlix - Mittwoch, 23. Januar 2008, 11:57
Ich habe mal ein halbes Jahr lang intensiv versucht, eine schöne Unbekannte im morgendlichen Zug abzupassen. Dann hat sie überraschend in meiner Firma angefangen und bekam das Büro neben mir. Von wegen Zufälle.

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mark793 - Mittwoch, 23. Januar 2008, 12:02
Das,
lieber Herr Merlix, kann ich sogar noch toppen. In diesem Sinne: Waidmannsheil, Herr Kid!

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kid37 - Mittwoch, 23. Januar 2008, 12:14
Das macht natürlich Mut. (Allerdings ist die in der U-Bahn ja nur die Kopie. Ich stehe schon mehr auf das Original, damit das mal klar ist.)

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mark793 - Mittwoch, 23. Januar 2008, 13:11
Schon klar.
Aber die Kopie stellvertretend zu erlegen kann ein sehr wirksamer Jagdzauber sein. Muss aber nicht...

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gaborone - Donnerstag, 24. Januar 2008, 10:23
ein winziges plädoyer für "das gegenteil" :
(kopien sind vorgetäuschte beständigkeit)
da ist dieser busfahrer, ganz und gar das gegenteil des vergangenen, ein uncharmantes wildes dunkles wesen, den kopf immer uninteressiert zur seite gedreht - trotz meiner absichtlichen suche nach fahrkarte, versehentlichen fallenlassens des eierkartons, überlautem grüssen, extrem breitem mafalda-lächeln. ducke ich mich aber schlecht gelaunt und nieder an ihm vorbei, dann wendet er sich mir zu und wartet....
es ist nichts, ausser mit dem neuen so zu spielen, bis ich das alte als das alte begreife. eine gelegenheit die die zeit spannend machen kann und als puzzleteil an ihren platz drückt, so wie das herr einstein meinte. kopien lassen mich im vergangenen schweben, da möchte ich strampeln, zurück zum original, was es inzwischen garnicht mehr ist.
es ist schliesslich zeit verlaufen.

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kid37 - Donnerstag, 24. Januar 2008, 14:14
Das Beständige muß ja nicht einbetoniert sein. Alles entwickelt sich hoffentlich weiter, mal langsamer, mal aufregender.

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novemberregen - Mittwoch, 23. Januar 2008, 12:08
die sanftere Form von Eifersucht

Das ist sehr schön gesagt. Danke.

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kid37 - Mittwoch, 23. Januar 2008, 12:16
Macht aber auch Angst.

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novemberregen - Mittwoch, 23. Januar 2008, 13:43
Nähe ist aber nicht exklusiv.

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jammernich - Donnerstag, 24. Januar 2008, 09:51
Exklusiv ist sie sicher nicht, aber gerade deswegen kann man ja Angst haben, sie zu verlieren.
Im Übrigen sollten Sie einfach hoffen, Herr kid, man weiß nie, was das Schicksal für einen vorgesehen hat. Manchmal treiben einen Zufälle in eine ganz wunderbare Zukunft...

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burnster - Mittwoch, 23. Januar 2008, 13:00
Das Neue und die Beständigkeit koexistieren wie streitende Schwestern. Nie friedlich, aber oft ganz niedlich.

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kid37 - Mittwoch, 23. Januar 2008, 13:21
Als Liebhaber hätten die wahrscheinlich fantastischen Sex und schlaue, mutige Kinder.

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wimpernschlag - Donnerstag, 24. Januar 2008, 08:40
fantastischen Sex und schlaue, mutige Kinder.
so habe ich (das neue) es noch nie gesehen, aber es stimmt haargenau! :-)

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