Görls



Ich bin ja immer so langsam. Aber nachdem mir nun seit Jahren hier und da begeistert berichtet wird, habe ich angefangen, einen weiteren popkulturellen Lückentext für mich zu schließen. Girls also, Lena Dunhams erstaunlich fertiges und erstaunlich frühreifes Werk über vier Freundinnen in Brooklyn. (Das ist ein Stadteil in New York, einer Stadt in den USA.) Ich meine, die war so Anfang, Mitte Zwanzig, als sie anfing, hatte ein paar kürzere und einen längeren Film (Tiny Furniture) gemacht, eine kleine Webserie - und dann HBO, Judd Apatow, Weltruhm!

Viel ist über die Serie geschrieben worden, eine Art Sex and the City für Studentinnen sei es, jetzt nicht das Tiefschürfendste im Filmbergbau, aber klug beobachtet, lebensnah, mutig, frontal, mit bemerkenswert normalem, New-Yorker-Körperbild, statt zurechtoperierter Cali-Girls wie sonst in TV-Serien. Und eben witzig. Das Interessante ist: Alles davon ist wahr.
Die Dunham, die neulich noch eine (umstrittene) Biografie nachschob, schreibt, produziert, führt die Regie und spielt die Hauptrolle, bastelt also ein Autorenwerk und scheut dabei keine Entblößung. Übertragen und natürlich buchstäblich. Eine Bloggerin also, nur eben auf dem kleinen Bildschirm.

Schaut man etwas näher hin, sieht man schnell, daß die Dunham auch nicht vom Himmel gefallen ist. Ihre Mutter ist die ziemlich bekannte Fotografin Laurie Simmons, die mit einer Serie "Tiny Furniture" bekannt geworden ist. Eine andere aus dem Quartett, die entwaffnend naiv aufspielende (und liest man Interviews, ist sie wohl im realen Leben nicht überraschend anders) Zosia Mamet, die Tochter von David "Spartan" Mamet - Künstlerkinder also, wo man zu den ein oder anderen Dingen und Lebensstilentscheidungen und natürlich auch Telefonnummern leichter "Hallo" sagt als wenn man aus anderen Häusern stammt. (Keinen Neid, bitte.)

Jemima Kirke hätte mich auch bekirken können, wäre ich ungefähr nicht in dem Alter, ihr Vater sein zu können. Macht ja nichts, man lacht dann befreiter, weil man die Mechanismen und kleinen Knöpfe und Schalter nun so viel besser durchschaut. Also ihre, aber auch die eigenen. In dem divaesken Narzisstenpack kommt Adam Driver, der Dunhams Freund in der Serie spielt, meinem früheren ich schon recht nahe. Ich bin natürlich nicht so kräftig gebaut, aber das wissen wir ja alle.

Super 8 | 23:37h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
ana - Samstag, 16. Mai 2015, 08:41
Adam Driver - über die Figur würde ich gerne mehr erfahren.

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kid37 - Sonntag, 17. Mai 2015, 15:49
Ach, so ein hochmütiger, emotional nicht endkontrollierter Typ, der sich für was Besseres hält. Aber auch sympathisch!

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frau eff - Sonntag, 17. Mai 2015, 19:15
Tja, ich hab's ja vor einger Zeit abgebrochen, das Girls-Experiment. Dabei wollte ich die Serie unbedingt toll finden, nach den ganzen Vorschusslorbeeren. Mir ist das Gequatsche aber massiv auf die Nerven gegangen. Und wenn die nicht Quatschen, dann machen die andauernd mühsamen Sex, oft beides auch noch gleichzeitig. Und mich hat deren Leben einfach nicht interessiert, auch nicht rein studienhalber.

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kid37 - Sonntag, 17. Mai 2015, 20:45
Kann ich verstehen, ich hab's auch nicht empfohlen ;-) Es ist natürlich eine reine Unterhaltungsserie, sehr US-amerikanisch und mit niemandem, den man rundheraus mögen könnte. Interessant ist natürlich der TV-Normverstoß (was man auch an giftigen und sexistischen Kommentaren in sozialen Netzwerken ablesen kann). Daß die nicht so aussieht, wie man als TV-Serienheldin normalerweise aussieht, muß in den USA ein echter Schock (gewesen) sein. Und dann zieht die sich auch noch aus!

(Fun fact: Nur weil die mit einem Aal zum Vorsprechen kam, dachte das Studio zunächst, diese in manchen Kreisen nicht ganz unbekannte Schauspielerin wäre als Heldin einer Agenten-RomCom nicht geeignet: Zu klein, zu rothaarig, zu... Pfff.)

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frau eff - Sonntag, 17. Mai 2015, 21:27
(fact: Und Sie würden die Rolle wahrscheinlich nicht kriegen, weil Sie nicht beim Thema bleiben können, sondern immer nur an das/die eine denken).

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kid37 - Sonntag, 17. Mai 2015, 22:05
(Serious fact: Ich bin tatsächlich in einer kleinen, nicht weltbewegenden, Form - ABER IMMERHIN! - tatsächlich an der neuen Staffel Akte X beteiligt. Tadaa, und jetzt sagen Sie nix mehr.)

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frau eff - Montag, 18. Mai 2015, 09:22
(Doch: Das ist kein Aal, das ist ein Raketenwurm)

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vulkantanz - Donnerstag, 28. Mai 2015, 00:58
Wenn Sie weiter im NY-Kosmos fernsehen möchten, kann ich Ihnen 'High Maintenance' auf Vimeo empfehlen. Sehr lustige, kleine und gut besetzte Kammerspiele - ich habe mich jedenfalls gut unterhalten.

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kid37 - Montag, 1. Juni 2015, 01:18
Danke für den Tip, ich füge das meiner kleinen Liste hinzu. Dieses Jahr ist vollgepackt mit Penny Dreadful 2, AHS 4, und dann - ab Sommer - nur noch Drehberichten von Twin Peaks und diesem kleinen unscheinbaren Agentendramolett aus den 90ern.

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