LeadAwards 2011





Der ehemals als "Leistungsschau" als Großereignis gefeierte Jahresrückblick auf Werbung und Zeitschriften hat in den letzten Jahren doch ein wenig an Glanz verloren. Die von ihren Machern allzu devot beschriebene "Medienkrise" ist ja nicht nur Podiumsgerede. Sie schlägt sich in Budgetkürzungen und weiteren mutlosen Sparmaßnahmen nieder - und zwar sichtbar. Wenige Magazine leisten sich eigene Fotostrecken oder streichen den Produktionsrahmen so zusammen, daß Opulentes oder wenigstens Überraschendes dabei herauskäme. Dennoch gibt es Unterschiede, wenn man bedenkt, daß sich eine italienische Vogue einen Steven Meisel leistet, während die deutsche Schwesterausgabe nur selten für Aufsehen sorgt.

Die Not zur Tugend erklären, domiert heuer ein wenig der Vice-Stil, dabei sind auch Veteranen einer Photography of Transgression zu sehen, Richard Kern etwa und Nan Goldin, die - ausgerechnet - eine Kindermodenstrecke fotografiert hat. Daniel Josefsohn, dessen Schaffen ich etwas zwiespältig gegenüberstehe, zeigt eine eher plumpe Newton-Hommage, aber auch überraschend gut gelungene Modefotos, die in Island entstanden sind. Ähnlich überzeugend: die teils brutalen Tatortfotos der Amsterdamer Polizei, eine berührende Strecke aus Dummy. Die auch hier erwähnte und wirklich durch alle (Web-)Medien gejagte, aber nun wirklich tolle Serie von Ria van Dijk, die seit 1936 ihre am Fotoschießstand auf der Kirmes entstandenen Porträts gesammelt hat, ist ebenfalls zu sehen.

Ausgezeichnet wurde auch eine Strecke aus dem kleinen Fotomagazin Die Nacht, das immerhin ist eine weitere hübsche Überraschung. Von den drei mit Hauptpreisen gelobten Weblogs (ein alter Bekannter darunter) ist eines allerdings ab vormittags nicht mehr zu erreichen. (Geht mittlerweile wieder.) Interessieren würde mich in diesem Zusammenhang, wie die Jury eigentlich getagt hat. Ich hätte da ein paar Fragen.

>>> LeadAwards 2011, die Preisträger

("Visual Leader 2011". Deichtorhallen, Hamburg. Bis 14. Augsut 2011.)

Flanieren | 01:49h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
kaltmamsell - Samstag, 11. Juni 2011, 10:52
Das Bild auf dem gekürten brandeins-Cover wird in meiner Berufswelt (Transport) seit Jahren in Präsentationen als Comic Relief verwendet. Aber das muss ja nichts heißen. (Oder?)

(Mein Favorit: Das Geisterhaus)

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kid37 - Sonntag, 12. Juni 2011, 12:42
Tja, man könnte jetzt sagen, es gibt immer eine Binne- und eine Außensicht. Aber dem Esel mag es egal sein, der schwebt über den Dingen.

(Ich bleibe bei den Tatortfotos. Die Bilder vom Fotoschießstand sind natürlich als Sammlung der Knaller.)

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modeste - Montag, 13. Juni 2011, 19:54
Die Tatortphotos, die mochte ich auch. Dummy überhaupt, nicht immer, nicht alles, aber nie egal.

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kid37 - Dienstag, 14. Juni 2011, 23:29
Immer wieder ein spannender Blick auf ungewöhnliche Themen. Nicht immer treffend, aber interessant. Genau.

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