Schwarze Segel, wo sind die schwarzen Segel?
Wie Feuerregen füllt den Ozean
Der schwarze Gram. Die großen Wogen türmt
Der Südwind auf, der in die Segel stürmt,
Die schwarz und riesig flattern im Orkan.
(Georg Heym. "Der fliegende Holländer". 1911.)
Mein Vermögen, das muß auch immer wieder einmal betont werden in diesen vom sozialen Neid geprägten Zeiten, ist mir ja nicht einem blutverkrusteten Adelstitel hinterher in den Schoß geworfen worden. Zuvor gab es Jahre und Nächte verzweifelten und zweifelnden Suchens und schließlich Schaffens. Geistig und körperlich bereits mehr als halb zerfressen von den Dämpfen und Chemikalien in meinem geheimen Kellerlabor und den zahlreichen gegen die Natur gerichteten Experimenten erfand ich schließlich die seit Jahrhunderten von Alchimisten und Naturwissenschaftlern gesuchte Lacrimatose® - eine Substanz, die Glück heilen kann.
Die Formel verkaufte ich an die Pharmaindustrie, Pandora Healthcare hütet sie seither in einem Panzerschrank am Rande der Schweiz. Von dem Geld habe ich mir ein Penthouse gekauft und ein Boot. Am Wochenende nun bin ich auf der Werft gewesen und habe die Fortschritte der hermetischen Reederei in Augenschein genommen. Man will ja nicht protzen, andererseits für eine große Reise auch nichts auf die lange Planke schieben. Leinen los! heißt es immer so plötzlich. Zettel werde ich bald wohl aushängen müssen, "Matrosen zum Mitreisen gesucht", bereit sollen sie sein zur großen Frühlingsfahrt bis hinunter nach Galapagos. Sollte das Glück sich einstellen, so muß ich nichts fürchten, es gibt ja nun ein Medikament dagegen. Und im Rumpf berge ich Fässer mit Sauerkraut, gegen Skorbut und gute Laune.
Wenn Sie auf große Fahrt gehen, dann spiele ich Ihnen zum Auslaufen ein
Lied...
Das verbinde ich dann mit einer lange geplanten Reise zu Feinkunst Krüger.
Das müssen Sie unbedingt machen. Das schöne ist: die Galerie liegt gleich am Hafen!
Richtig was tun müssen Sie aber nur gegen das Echte Glück, das ja sehr selten vorkommt. Das sogenannte Kurze Glück geht von alleine vorbei, soweit ich weiß.
Das stimmt. Da gibt es einfache Hausmittel.
Dauerndes Glück ist Langeweile, sagt Oswald Spengler. Zum Gück gibts endlich eine Arznei dagegen.
Das Abendland wird mir noch dankbar sein. Eines untergehenden Tages.
Oooch, Sie lügen ja. Ihr Schiff steht hinter Glas und nicht zum Auslaufen bereit. So lange Sie also in's Glas schauen statt es am Rumpf zu zerschellen wird das nichts mit dem geborgten Seefahrerimage.
Tsss. Insektensammler haben ja ein ganzes Leben unter
Glas. So ein Schiff aber windet sich raus, hievt den Anker und segelt über einer Astra-Schaumkrone gen Horizont. Sie werden mich aus der Luft sehen können, wenn ich fürs Bordfest die bunten Fahnen hisse.
Ich wollte gerade als Smutje anheuern. Problem ist: Mein Essen macht glücklich. Und das wollen wir ja nicht. Vielleicht gätte G. Interesse... Ich frag mal.
Glücklich machendes Essen? Nein, das würde die Medikamentenvorräte zu schnell aufbrauchen. Man könnte natürlich das Ziel gen
Madagaskar ändern, dann hätten wir nicht nur die Pest an Bord. Was für ein Unglück!
Sauerkraut, Rum und Shanty-Chöre. Wer könnte dem wiederstehen.
Abends hängt die Mannschaft Lampions in die Takelage. Obwohl - das könnte wieder zu glücklichen Szenen führen.
Neopathetisch gibt's da nur eine musikalische Untermalung, den Rummelkäpt'n:
"Das was man Liebe nennt
dich nach und nach verbrennt
war das deine Opfer wert?
Die Rettung in der Not
Ist dein treues Boot
in Sturm und Wetter stets bewährt"
http://www.youtube.com/watch?v=vP-cNZmbZhI
Ah, der wieder. Seemannsbraut ist die See, das wußte der Alte ja schon.
Zur Methode des klassischen Shanghaiens werden Sie da wohl nicht greifen müssen. Wie man in den Hafenspelunken verschiedentlich hört, gibt es auf der Gorch Fock genügend wechselwillige Besatzungsmitglieder. Und nicht zuletzt Besatzungsmitgliederinnen - die ohne pharmazeutische Hilfsmittel für ausreichend Unglück an Bord sorgen können.
Frauen an Bord! Nur so will ich ins Unglück segeln.
Hihi. Nantucket, Herr kid. Nix Galapagos.
Jetzt bin ich wirklich sprachlos. Schreibheft Nr. 37! Unglaublich. Das ist ja wie die Sichtung eines weißen Wals.
Die Ina kommt mir aber nicht mit an Bord. Ich mag die ja, aber nach drei Tagen wäre mir die bestimmt zu anstrengend. Wir sind ein Schiff voll schweigender Männer.
Als die noch friedlich summende Bienenkönigin war, hätte ich mich am liebsten in ihr Friesenkörbchen gelegt. Aber seit sie sich auf Kriegspfad zu befinden scheint, flüchte ich vor ihr. Es beruhigt mich ein wenig, daß ich nicht alleine zu sein scheine.
Ich habe auch ihre Ausflüge durch den Norden gerne gesehen. Sie erinnerte mich an eine Exfreundin. An deren herzliche Seiten, zusehends dann aber auch an Eigenheiten, die mich etwas ennervierten. Das hat mich dann wieder auf Distanz gebracht. Sie ist vielleicht 'n büschen laut geworden. Ein "Original", sagt man wohl.
Ich kann mich da einen Vorrednern nur anschließen. "Eigentlich" mochte ich die ja, aber ab und an (und zunehmend?) entgleitet sie mir ein wenig zu sehr in den Bierzeltmodus.
Sie brachte noch den knurrigsten norddeutschen Krabbenfischer zum Reden - ganz große Kunst. Aber jetzt will sie ja nichts altes mehr.
(Ach so,
der Auftritt aber macht sie - und Hamburg - unvergessen. Daß da die Schaufensterscheiben nicht aus dem Schellfisch flogen, begreife ich bis heute nicht.)
Holla! Dieses Lied begegnete mir kürzlich im Radio, und ich merkte auf. Aber es ist ja wie im Fernsehen, neulich fiel mir auf, dass es diese wunderbaren
Ansagerinnen nicht mehr gibt, und so weiß ich nie, was gerade läuft. Wobei mir das andererseits den ganzen Tag lang so geht.
Oh ja, die Welt der Fernsehansagerinnen. Selbst die Privaten hatten ursprünglich noch welche. Lang, lang, lang ist es her. Zu
Gossip schreibe ich noch was, es ist eine Schande, daß hier zu diesem Thema so lange geschwiegen wurde. Bis dahin vielleicht eine großartige Urversion von
Heavy Cross, die ein wenig die spätere Genese zeigt und auch wie Punk zu Disco fand.